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News 10. August 2023

Mehr Rezyklate nur bei klaren Qualitätsspezifikationen

Die Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft erfordert dringend Maßnahmen der Industrie zur Verbesserung der Qualitätsspezifikationen für mechanische Rezyklate.

Die entscheidende Voraussetzung für mehr Rezyklate in den Produkten sind klare Vereinbarung über die Spezifikationen der Materialien, die Recycler herstellen können und die die Industrie verwenden kann.
Die entscheidende Voraussetzung für mehr Rezyklate in den Produkten sind klare Vereinbarung über die Spezifikationen der Materialien, die Recycler herstellen können und die die Industrie verwenden kann.

In einem neuen Bericht, der von Eunomia Research & Consulting im Auftrag der Alliance to End Plastic Waste veröffentlicht wurde, werden dringend Maßnahmen der Industrie gefordert, um geeignete Qualitätsspezifikationen für werkstoffliche Rezyklate festzulegen. Damit könnte die Verfügbarkeit von Rezyklaten, die den Anforderungen der Industrie entsprechen, schnell erhöht und die Gesamtmenge der wieder verwertbaren Anteile in Kunststoffprodukten gesteigert werden.

Fehlende Vorgaben bremsen Recyclingziele aus

Derzeit ist die Kunststoffindustrie nach Recherchen der Marktforscher noch nicht in der Lage, ihre Recyclingziele zu erreichen, da die Mengen an wiederverwertetem Kunststoff, die den Qualitätsanforderungen für wichtige Verpackungsanwendungen entsprechen, nicht ausreichen. Erschwerend kommt hinzu, dass aller Voraussicht nach die Zielvorgaben für den wiederverwertbaren Anteil im Rahmen der von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) weiter steigen werden.

In dem Bericht wird jetzt ein Ansatz zur Entwicklung von Qualitätsrichtlinien für Kunststoffrezyklate dargelegt, der die Entwicklung von Qualitätsrichtlinien beschleunigen und deren Annahme fördern soll.

Mangel an standardisierten Qualitätsanforderungen

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Der in dem Bericht enthaltene Ansatz befasst sich mit dem Mangel an standardisierten Qualitätsanforderungen, der eine optimierte Sortier- und Recyclinginfrastruktur zur Herstellung von Qualitätsrezyklaten, die den Anforderungen der Markeninhaber entsprechen und mit den Gestaltungsrichtlinien für Sortier- und Recyclinganlagen übereinstimmen, behindert.

Umsetzung der Qualitätsrichtlinien im industriellen Maßstab nötig

Der Bericht ist als Ausgangspunkt für die Umsetzung der Qualitätsrichtlinien im industriellen Maßstab gedacht. Als erste Beispiele liefert der Bericht drei Zielspezifikationen für Polyolefin-Rezyklate, die in Absprache mit 28 Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette des Kunststoffrecyclings erstellt wurden. Diese Spezifikationen beziehen sich auf die wichtigsten Verpackungsanwendungen: HDPE-Blasflaschen, LDPE-Schrumpffolien und PP-Spritzgusskappen und -verschlüsse. Diese Anwendungen wurden ausgewählt, weil sie einen bedeutenden Marktanteil in der Verpackungsindustrie haben und weil sie das Potenzial haben, den Einsatz von Rezyklaten erheblich zu steigern.

Vier weitere Verbesserungen nötig

Um die Entwicklung von auf die Branche abgestimmten Spezifikationen für Verpackungsanwendungen und deren Übernahme zu fördern, empfiehlt der Bericht der Branche weitere vier entscheidende Verbesserungen:

1.    Die Einbindung von Markeninhabern, Einzelhändlern und anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette, um die Fertigstellung der technischen Arbeiten an den angestrebten Qualitätsrichtlinien für wichtige Anwendungen zu unterstützen.

2.    Die Definition und Durchführung von industriellen Versuchen für die wichtigsten Anwendungen, um die angemessene Rezyklatqualität zu validieren, die für bestimmte Verpackungsarten erforderlich ist.

3.    Die Information über laufende Zertifizierungsinitiativen (zum Beispiel bevorstehende Normen von CEN und CENELEC) und Nutzung des gewonnenen kollektiven Wissens zur Beschleunigung der Akzeptanz und Übernahme durch die Industrie.

4.    Die Unterstützung der Branchenakteure bei der Erarbeitung einheitlicher globaler Normen durch die Bereitstellung klarer und systematischer Leitlinien zur Erleichterung der Umsetzung.

Gemeinsame Qualitätsspezifikationen sind möglich

Martyn Tickner, leitender Berater des Zentrums für technische Lösungen bei der Alliance to End Plastic Waste, zum Bericht: „Diese Arbeit hat gezeigt, dass eine Angleichung der Industrie an gemeinsame Spezifikationen für hochwertige mechanische Rezyklate möglich ist. Zusammen mit ergänzenden Maßnahmen wie dem recyclinggerechten Design werden Qualitätsspezifikationen dazu beitragen, die für die Herstellung hochwertiger Rezyklate erforderlichen Verbesserungen im Einklang mit den Marktbedürfnissen zu steuern. Die Kunststoffindustrie hat ehrgeizige Recyclingziele, die eine rasche Entwicklung der Sortierinfrastruktur und den Einsatz ergänzender Recyclingtechnologien erfordern. Die Alliance to End Plastic Waste freut sich darauf, gemeinsam mit der Industrie ihren Beitrag zu diesem Übergang zu leisten. Wir glauben, dass die rasche Einführung von Qualitätsstandards in der gesamten Wertschöpfungskette ein wichtiger Schritt in diesem Prozess ist.“

Materialien müssen herstell- und verarbeitbar sein

Andy Grant, Technischer Direktor bei Eunomia Research & Consulting, ergänzt: „Ein Hindernis bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe ist die Erzielung einer klaren Vereinbarung über die Spezifikationen der Materialien, die Recycler herstellen können und die die Industrie verwenden kann. Diese Forschung ist ein Schritt nach vorn bei der Klärung der erforderlichen Spezifikationen und wird die Verwendung größerer Mengen an recyceltem Kunststoff in neuen Verpackungen unterstützen. Wir sind gespannt, wie der daraus resultierende Fahrplan für die Wertschöpfungskette durch weitere Versuche und das Engagement der Industrie in die Tat umgesetzt werden kann.“

Den vollständigen Bericht hat die Alliance to End Plastic Waste kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt. gk

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