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Unternehmen 17. Februar 2023

Frimo Group in Insolvenz – Produktion läuft weiter

Durch die verschiedenen Krisen der letzten Jahre hat Frimo viel Liquidität verloren und will sich jetzt mithilfe eines Insolvenzverfahrens sanieren.

Das Frimo-Werk in Lotte. Trotz der Insolvenz will der Insolvenzverwalter die Produktion in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden fortführen.
Das Frimo-Werk in Lotte. Trotz der Insolvenz will der Insolvenzverwalter die Produktion in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden fortführen.

Spätestens seit Beginn der Absatz- und Lieferkrise der Automobilindustrie befindet sich die Frimo Group, einer der führenden Technologieanbieter für Werkzeuge, Anlagen und „Turnkey“-Produktionssysteme für die internationale Automobilindustrie, in einem anhaltenden Prozess der Krisenbewältigung und Restrukturierung. Die Krisen sind bekannt: begonnen bei den Corona-Lockdowns, gefolgt von der Lieferkrise in der Automobilindustrie bis hin zu den gegenwärtigen geopolitischen Krisen, die Auslieferungen blockiert oder gar unmöglich gemacht haben. Hinzu kommt die Explosion bei den Kosten für Rohstoffe und Energie, ohne dass diese Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden konnten. Diese Situation wird verschärft durch die Zahlungsbedingungen innerhalb der Branche, so Frimo.

Zuletzt Erholung bei Auftragseingang und Umsatz

Zwar zeigte sich beim Auftragseingang und auch bei den Umsatzzahlen zuletzt ein deutlicher Trend der Erholung, nicht zuletzt dank der wachsenden Absatzmärkte in der E-Mobilität. So hat die Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr rund 160 Mio. EUR erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es nur 145 Mio. EUR Gesamtleistung, die in den Jahren 2019 und davor aber noch bei über 200 Mio. EUR lag. Somit bestehe noch viel Potenzial nach oben, was die Kapazitäten und Möglichkeiten der Unternehmensgruppe betrifft. In den schwachen Jahren 2021 und 2022 hat die Frimo Group aber viel Liquidität verloren, die von den Fremd- und Eigenkapitalgebern jetzt nicht weiter gedeckt werden konnte, um die außergerichtliche Restrukturierung fortzusetzen.

Fortführung von Frimo im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich

„Trotz unserer konsequenten strategischen Ausrichtung und positiven Wachstumsindikatoren ist eine Fortführung des Frimo Geschäftsmodells im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich“, betont Siegfried Köhler, Co-CEO Sales & Operations in der Frimo Group. „Das Insolvenzverfahren gibt uns nun die Möglichkeit, bei laufendem Geschäftsbetrieb langfristig tragfähige neue Konzepte für unsere Unternehmensgruppe mit einem Mehrwert für unsere Kunden zu entwickeln.“ Paulo Cruz Pinto, Co-CEO für die Bereiche Finance & Administrations in der Frimo Group, ergänzt: „Frimo verfügt technologisch über die besten Voraussetzungen, um weiterhin global und wettbewerbsfähig im Sinne unserer Kunden zu agieren.“ Köhler und Cruz Pinto hatten erst Anfang des Jahres die Geschäftsführung übernommen.

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Produktion wird in enger Abstimmung mit den Kunden fortgeführt

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Restrukturierungsexperten Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH. Neben der Holding-Gesellschaft Frimo Group GmbH hat auch die operative Tochtergesellschaft Frimo GmbH Insolvenzantrag gestellt. „Die Produktion bei Frimo wird während des Sanierungsprozesses in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden fortgeführt“, betonte Stefan Meyer am Frimo-Hauptsitz in Lotte bei Osnabrück. „Alle Aufträge im Projektgeschäft werden derzeit geprüft, mit den Kunden verhandelt und soweit möglich einvernehmlich fortgeführt; auch die Serviceleistungen und das After-Sales-Geschäft sollen uneingeschränkt fortgeführt werden.“

Die Frimo-Tochtergesellschaften im Ausland (Ungarn, Polen, USA, Mexiko und Shanghai) sind von der Einleitung des Insolvenzverfahrens nicht unmittelbar betroffen und sollen mit geeigneten Maßnahmen stabilisiert werden, um Folgeinsolvenzverfahren bestmöglich zu vermeiden. In der Gruppe beschäftigt Frimo rund 1.200 Mitarbeiter. gk

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