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Technik 13. September 2023

Mit 3D-Druck zum maßgeschneiderten Rollstuhl

Digitales Inventar und On-Demand-3D-Druck: Replique und HP realisieren gemeinsam mit Reha Med Power einen maßgeschneiderten Rollstuhl

Der Elektro-Rollstuhl RP1 von Reha Med Power lässt sich durch den Einsatz 3D-gedruckter Bauteile an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anpassen.
Der Elektro-Rollstuhl RP1 von Reha Med Power lässt sich durch den Einsatz 3D-gedruckter Bauteile an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anpassen.

Das digitale Fertigungsunternehmen Replique, das sich auf die Entwicklung einfacher und nachhaltiger industrieller Prozesse konzentriert, setzt für den Entwurf und die Entwicklung von maßgeschneiderten Rollstühlen auf die Multi Jet Fusion-Technologie von HP. Ziel ist es, die Produktion effizienter, kostengünstiger und individueller für den Endverbraucher zu gestalten.

Repliques Mission, einen nahtlosen Übergang zu einer dezentralisierten Fertigung zu ermöglichen, war ein entscheidender Faktor für die Zusammenarbeit mit Reha Med Power, einem in Deutschland ansässigen, auf Rollstühle spezialisierten Medizintechnikanbieter. Bei der Entwicklung und Markteinführung eines neuen Elektrorollstuhls, des RP1, stand Reha Med Power vor der Herausforderung, eine kosteneffiziente Lösung für die Teileproduktion zu finden, da herkömmliche Fertigungsmethoden hohe Anfangsinvestitionen und teure Formen erfordern. Dazu verlängern sie die Zeit für die Prototypenherstellung und die Markteinführung des Produkts.

Bis zu 23 Teile des maßgeschneiderten Rollstuhls 3D-gedruckt

Replique nutzt die Multi Jet Fusion (MJF)-Technologie von HP, um gemeinsam mit Reha Med Power die additive Fertigung für das Rollstuhldesign vom Prototyping bis zur Serienproduktion zu untersuchen. Dabei identifizierten die beiden Unternehmen deutlich mehr Teile als ursprünglich geplant, die mit Hilfe des 3D-Drucks in PA12 hergestellt werden und sich so die größere Flexibilität der Technologie in frühen Produktionsphasen und die niedrigen Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Fertigungsmethoden zunutze machen könnten. Für jeden Rollstuhl produziert das Unternehmen zwischen 19 und 23 Einzelteile im 3D-Druckverfahren, je nach Kunden- oder Patientennachfrage.

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Zusätzlich zu den erheblichen Kosteneinsparungen durch die Vermeidung der Spritzgussproduktion ließen sich die Kosten dank der digitalen Speicherung der Designdateien über die digitale Lagerplattform von Replique weiter senken. Dies ermöglicht eine schnellere Markteinführungsstrategie und hält das Betriebskapital von Reha Med Power niedrig. Bis heute konnte Reha Med Power die Entwicklungszeit um 30 % und die Kosten für die Prototypen-Herstellung um 60 % im Vergleich zum Spritzgussverfahren senken, aber die wahren Gewinner sind die Kunden und Patienten, die weltweit von einer individuelleren Versorgung profitieren.

Bislang gab es nur wenige Möglichkeiten zur Personalisierung für Rollstuhlfahrer. Hier setzt die 3D-Drucktechnologie an: Sie ermöglicht die flexible Gestaltung von Rollstühlen und die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Patienten. Mit dem RP1-Rollstuhl von Reha Med Power haben Patienten beispielsweise die Möglichkeit, verschiedene Teile individuell auf ihre Bedürfnisse und ihren Lebensstil abzustimmen und aus einer breiten Farbpalette zu wählen.

Beim maßgeschneiderten Rollstuhl RP1 von Reha Med Power können Patienten verschiedene Teile individuell auf ihre Bedürfnisse und ihren Lebensstil abstimmen und aus einer breiten Farbpalette auswählen.
Beim maßgeschneiderten Rollstuhl RP1 von Reha Med Power können Patienten verschiedene Teile individuell auf ihre Bedürfnisse und ihren Lebensstil abstimmen und aus einer breiten Farbpalette auswählen.

Ersatzteile kurzfristig verfügbar

Der RP1-Rollstuhl wurde im vergangenen Jahr erfolgreich in Europa und in Neuseeland eingeführt. Für die Zukunft plant Reha Med Power, weitere AM-Designs in den RP1-Rollstuhl zu integrieren sowie neue Produkte zu entwickeln, die die innovative Produktlinie weiter vorantreiben. Die kurzfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen wird während der Nutzungsphase auch über das globale Produktionsnetzwerk von Replique möglich sein, so dass Patienten und Kunden Ersatzteile auf Abruf erhalten, wann und wo immer sie sie benötigen.

„Mit 3D-gedruckten Prototypen konnten wir unsere Entwicklungszeit erheblich verkürzen“, kommentiert Thyl Junker, Leiter der Entwicklung bei RehaMedPower. „Auch in der Serienproduktion bietet die Zusammenarbeit mit Replique entscheidende Vorteile in unserer Branche, wie zum Beispiel eine höhere Flexibilität in der Bedarfsplanung durch bedarfsgerechte Produktion oder die Möglichkeit, Änderungen schnell umzusetzen und individuelle Anforderungen mit speziell angefertigten Teilen zu erfüllen.“

3D-Druck kann viel mehr als „nur“ Prototypen

„Unsere Kooperation mit Reha Med Power verdeutlicht, dass der 3D-Druck weit mehr bietet als lediglich effizienten Prototypenbau. Er ermöglicht Unternehmen, kundenorientierte Lösungen anzubieten, während sie dank unserer digitalen Lagerplattform gleichzeitig kosteneffizient und flexibel in der Serienproduktion bleiben können. Wir freuen uns darauf, auch weiterhin die Geschäftsprozesse von Reha Med Power und vor allem das Leben ihrer geschätzten Patienten zu vereinfachen“, betont Mark Winker, Technischer Vertriebsmanager bei Replique. gk

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