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News 15. Februar 2024

Kunststoffverbeiter mit deutlichen Rückgängen

Umsatz der deutschen Kunststoff verarbeitenden Industrie ging 2023 um fast 6 % auf 72,5 Mio. EUR zurück – fast alle Sparten betroffen

Während Verpackung, Bau und Konsumprodukte teils deutliche Rückgänge verkraften mussten, konnten sich die Hersteller von Technischen Teilen im letzten Jahr über ein leichtes Umsatzwachstum freuen
Während Verpackung, Bau und Konsumprodukte teils deutliche Rückgänge verkraften mussten, konnten sich die Hersteller von Technischen Teilen im letzten Jahr über ein leichtes Umsatzwachstum freuen

Wie der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) bei der traditionellen Wirtschaftspressekonferenz am Aschermittwoch mitteilte, sind in vielen Kundenindustrien der deutschen Kunststoffverarbeiter 2023 die Umsätze zum Teil sogar deutlich eingebrochen. In Folge ging der Umsatz der Kunststoff verarbeitenden Industrie im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um fast 6 % auf rund 72,5 Mrd. EUR zurück. Dabei reduzierte sich der Inlandsumsatz stärker als der Umsatz mit dem Ausland. Die Folge des Auftragsrückgangs sind für viele Branchenunternehmen Kurzarbeit und Investitionsstopp.

Schwieriges Jahr für Kunststoffverpacker

Für die deutsche Kunststoffverpackungsindustrie war 2023 ein schwieriges Jahr – gekennzeichnet von einem Produktionsrückgang von minus 10 % auf 3,8 Mio. t und einem Umsatzrückgang von minus 7,7 % auf 16,8 Mrd. EUR, bilanziert die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Als wichtigsten Grund hierfür nennt die IK die Nachfrageschwäche bedeutender Kundenindustrien: Die Automobilindustrie berichtet für 2023 zwar von einem Produktionsplus, dennoch dominierte für die Zulieferindustrien Planlosigkeit, Kostensteigerungen und sinkende Umsätze.

Der Rückgang der Baukonjunktur setzte sich 2023 fort und die Chemische Industrie weist ohne Pharma gar einen Produktionsrückgang von 11 % aus. Auch die Nachfrage nach Konsumgütern sank 2023 – besonders die Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke. Die vermehrte Substitution durch Papier und Papierverbunde erklärt einen Teil des dramatischen Produktionsrückgangs. Zudem berichtet die Branche von vermehrten Importen zulasten der deutschen Industrieproduktion. Die Exporte von Kunststoffverpackungen gingen als Folge stark verschlechterter Wettbewerbsfähigkeit, v.a. wegen steigender Energiekosten, ebenfalls zurück.

Hoffnung für eine Erholung im nächsten halben Jahr gibt es kaum. Sechs von zehn IK-Mitgliedern bewerten die Wirtschaftslage in Deutschland derzeit als „schlecht“. Der Ausblick auf das Gesamtjahr 2024 ist durchwachsen.

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Nur leichte Rückgänge bei langlebigen Kunststoffprodukten

Die Unternehmen aus den Bereichen langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme aus Kunststoff berichten von einer schwierigen, aber weitgehend stabilen Auftragslage im Jahr 2023, so der Verband Pro-K. Einem relativ guten ersten Halbjahr 2023 folgte ein eher stagnierendes bis rückläufiges zweites. Die Unternehmen verzeichneten in der Folge insgesamt betrachtet leichte Umsatzrückgänge im Geschäftsjahr 2023, auch wenn die Einschränkungen der Corona-Pandemie besser verkraftet wurden als zunächst erwartet. Die geopolitische Situation infolge des Ukrainekriegs und des Nahost-Konflikts lässt aktuell nur wenig Planungssicherheit zu. Das generelle Marktumfeld bleibt volatil. Nachteilige Auswirkungen haben die Einbrüche in der Baubranche, obwohl energetische Sanierung und nachhaltiges Bauen Megatrends bleiben.

Schwieriges Jahr für Polyurethane und Schaumkunststoffe

Für die Polyurethan- und Schaumkunststoff-Industrie war 2023 ein durchweg schwieriges Jahr, wie der FSK Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane berichtet. Das erste Halbjahr verlief schleppend, im dritten Quartal erfolgte ein starker Nachfragerückgang. Im Bereich Bau, Polster und Matratzen war ein konjunktureller Einbruch zu verzeichnen. Der Weltmarkt war 2023 mit starkem Wettbewerb aus Asien, insbesondere aus der Volksrepublik China, konfrontiert. Der Wettbewerbsdruck seitens asiatischer Hersteller verbunden mit einem Angebotsüberhang schlug sich auch auf die deutschen Exporte in die USA nieder, die deutlich zurückgingen. Nachteilig auf den privaten Konsum wirkte sich 2023 die hohe Inflation aus.

Das Jahr 2023 war für die Polyurethan- und Schaumkunststoffindustrie zudem geprägt von Versorgungsproblemen im Bereich von Zuschlagsstoffen, Rohstoffen und notwendigen Grundstoffen. Die Chemische Industrie und Kunststoffindustrie gerieten nicht zuletzt aufgrund von Piraterie auf Handelsschiffe unter Druck. Lange Umwege über das Kapp der Guten Hoffnung mussten in Kauf genommen werden. Zerrissene Lieferketten, hohe Frachtpreise und damit einhergehende Unsicherheiten im Markt waren an der Tagesordnung. Es kam zu einer gestiegenen Zahl an Force Majeure-Meldungen. Die Stimmung in der Polyurethan- und Schaumkunststoffindustrie war und ist bis auf Weiteres nicht gut oder sogar schlecht.

Deutliche Produktionsrückgänge bei Composites

Die Composites-Industrie konnte über viele Jahre ein kontinuierliches Wachstum ausweisen. Zentrale Anwendungsbereiche für Composites sind der Mobilitätssektor sowie der Bau- und Infrastrukturbereich. Die AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe meldet allerdings auch für die Composites-Industrie für das vergangene Jahr einen deutlichen Produktionsrückgang. Belastet wird der Markt vor allem durch eine schwächelnde Baukonjunktur und nach wie vor schwache Zulassungszahlen für Kraftfahrzeuge in Europa. Das Produktionsvolumen vor der Corona-Pandemie konnte bislang nicht wieder erreicht werden. Dennoch wird erwartet, dass es sich bei den derzeitigen Produktionsrückgängen um kurz- bis mittelfristige Effekte handelte. Wachstumsimpulse liefern derzeit vor allem der Windenergiebereich sowie thermoplastische Anwendungen im Transportsektor. Speziell im Bereich der Batterietechnik zeigen sich aber auch gute Chancen für duroplastische Materialien. gk

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