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Märkte 27. Februar 2023

Kunststoffverarbeitung 2022 in allen Bereichen gewachsen

Die Entwicklung der Hersteller von Verpackungen, Bauprodukten, technische Anwendungen und Konsumprodukten aus Kunststoff 2022 im Detail.

Das Wachstum der Kunststoffverarbeitung im Jahr 2022 aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Einsatzbereichen .
Das Wachstum der Kunststoffverarbeitung im Jahr 2022 aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Einsatzbereichen .

Die Kunststoff verarbeitende Industrie in Deutschland konnte 2022 trotz vieler unerwarteter Entwicklungen den Umsatz um mehr als 12 % auf mehr als 78 Mrd. EUR steigern. Dies teilte der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) bei der traditionellen Aschermittwochspressekonferenz mit. Ein erheblicher Teil dieser Umsatzsteigerung war allerdings auf Kostensteigerungen zurückzuführen, allen voran bei der Energie.

Rückgang bei der Menge der verarbeiteten Kunststoffe

Denn die Menge der verarbeiteten Kunststoffe ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 13,6 Mio. t zurück. GKV-Präsidentin Dr. Helen Fürst: „Maßgeblich für den Rückgang der Verarbeitungsmenge waren die ungünstigen Konjunkturbedingungen in der Chemie- und Fahrzeugindustrie und der Rückgang der Nachfrage nach Fast Moving Consumer Goods. Darüber hinaus wirkte sich ein Rückgang bei der energetischen Sanierung des Wohngebäudebestandes auf die Nachfrage nach Bauprodukten aus, der insbesondere mit Blick auf den Klimabeitrag des Gebäudesektors bedenklich ist.“

Am deutlichsten fiel nach Erhebungen des GKV die Umsatzentwicklung in der Kunststoffverpackungsbranche mit einem Wachstum um 14,91 % aus, gefolgt von den Herstellern von Bauprodukten mit 12,27 % und den technischen Anwendungen mit 11,87 % und den Herstellern von Konsumprodukten mit einem Umsatz-Plus von 11,46 %.

Dr. Helen Fürst, Präsidentin des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) , präsentierte bei der traditionellen Aschermittwochspressekonferenz die Entwicklung der Branche im Jahr 2022.
Dr. Helen Fürst, Präsidentin des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) , präsentierte bei der traditionellen Aschermittwochspressekonferenz die Entwicklung der Branche im Jahr 2022.
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Nach Auskunft des Pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff können die Unternehmen aus den Bereichen langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme aus Kunststoff auf ein gutes Jahr 2022 zurückblicken.

Trotz Engpässen bei der Materialversorgung, deutlichen Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie für Strom und Gas haben sich die Unternehmen gut und robust behaupten können. Auch für das Jahr 2023 bleiben die Unternehmen zuversichtlich und optimistisch. Allerdings wurden aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen wie Ukraine-Krieg, Inflation, Konsumzurückhaltung, Lieferkettenproblematik die Erwartungen auf eine mindestens seitwärts gerichteter Entwicklung angepasst.

Gedämpfte Entwicklung beim baunahen Bereich

Gedämpfter sieht die Entwicklung im Bau und baunahen Bereich aus. Dr. Fürst: „Hier wird aller Voraussicht nach das gute Vorjahresniveau nicht mehr erreicht. Trotz der Mangellage bei Wohnraum und einer nach wie vor riesigen, zur Sanierung anstehenden Gebäudesubstanz, dämpfen der Material- und Fachkräftemangel sowie die Kostenexplosion bei allen Materialien rund um den Bau sowie steigende Bauzinsen die Entwicklung überdeutlich.“

Nicht nur die Baubranche, auch die Composites-Industrie war in den vergangenen Jahren von starken negativen Einflüssen betroffen, so die AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe. Zentrale Herausforderungen, wie beispielsweise die Corona-Pandemie, der Halbleitermangel, Probleme in den Logistikketten und ein starker Anstieg der Rohstoffpreise haben das europäische – und auch das deutsche - Produktionsvolumen in den Jahren 2019/2020 um 20 % einbrechen lassen. Durch eine sehr starke Marktentwicklung in 2021 konnte dieses Niveau aber schon fast wieder erreicht werden. Für 2022 zeigen ersten Marktdaten eine weiterhin starke Entwicklung, vor allem in den ersten drei Quartalen, so Dr. Fürst.

Als Wachstumstreiber erweisen sich für die Composites-Industrie derzeit vor allem der Windenergiebereich, sowie thermoplastische Anwendungen im Transportsektor. Die strukturellen Änderungen im Mobilitätsbereich eröffnen Composites vielfach die Möglichkeit auch in neuen Anwendungen Fuß zu fassen. Große Möglichkeiten bieten auch der Bau- und Infrastrukturbereich sowie der Bereich Elektronik und Elektrik. Vor allem hier zeigen sich deutliche Mehrwerte beim Einsatz von Composites über den Leichtbau hinaus, beispielsweise vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdebatte, Industrie 4.0 und Smart Cities. Composites befinden sich seit vielen Jahrzenten im industriellen Serien-Einsatz und dennoch zeigt sich auch für die Zukunft ein enormes Potenzial, sich weitere Anwendungsfelder zu erschließen.

Abwärtstrend bei Kunststoffverpackungen gestoppt

Bei der Kunststoffverpackungsindustrie lagen die Umsatzerwartungen nach Worten von Dr. Fürst im vergangenen Jahr auf historischem Tiefstand. Jetzt aber geben die jüngsten Einschätzungen der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen Anlass zur Hoffnung.

Fürst: „Der Abwärtstrend ist gestoppt, sowohl die allgemeine Wirtschaftslage als auch die Umsatzerwartungen werden derzeit nicht mehr ganz so düster gesehen wie noch im Herbst 2022. Insbesondere ab dem zweiten Quartal 2023, wenn die Kunden ihre während der Zeit der Rohstoffengpässe aufgestockten Lager wieder reduzieren, werden stärkere Wachstumsimpulse erwartet.“

Die Energiekosten bleiben auch für die Verpackungshersteller die größte Herausforderung für die Branche 2023. Die Erwartungen beim Ertrag sind weiterhin mehrheitlich negativ. Der Ausblick auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung ist dagegen nach Worten von Fürst deutlich positiver als im Vorquartal: „Zwei von drei Unternehmen schätzen die momentane Lage als befriedigend ein, im Vorquartal war nur jedes zweite Unternehmen dieser Meinung.“

Gute Auftragslage bei Polyurethanen und Schaumkunststoffen

Für die Verarbeiter von Polyurethanen und Schaumkunststoffen herrschte im vergangenen Jahr eine ungebrochen hohe Auftragslage, so der FSK Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane. Wider Erwarten konnten die Unternehmen ihre Umsätze halten oder steigern. Trotz etlicher Widrigkeiten – die sich voraussichtlich auch im nächsten Jahr fortsetzen werden – war die Stimmung und Zuversicht in den Unternehmen trotzdem positiv.

Das erste Quartal 2022 zeigt sich in Ertrag und Gewinn robust und stark. Das zweite Quartal war durchweg von Unsicherheit und Problemen wegen des Ukrainekriegs geprägt, zum Beispiel mangelnde Planbarkeit bei Rohstoffen, Energiekrise durch Gasverknappung und Transportkapazitäten durch fehlende LKW-Fahrer.

Die Mitgliedsunternehmen des FSK, die die Baubranche beliefern, haben – so Dr. Fürst – „in den letzten fünf Jahren eine Sonderkonjunktur erlebt. Hier hat sich bereits im letzten Jahr die Tendenz gezeigt, dass sich die hohe Auftragslage und die hohen Erwartungen, die enorm auf das Preisgefüge gewirkt hatten, wieder auf ein Normalmaß einpendeln und zum Teil schon wieder die Lage von vor drei Jahren erreichen. Die Belastung durch die Energiekosten und die steigende Zinsentwicklung waren hier wichtige Faktoren.“

Große Probleme hat den Verarbeitern von Polyurethanen und Schaumkunststoffen im letzten Jahr, wie auch schon im Jahr davor, die Verfügbarkeit der Rohstoffe bereitet. Insbesondere im Bereich Polyurethane war die Nachfrage ungebrochen, die Auftragslage hoch, aber es gab einen Fehlbedarf an Ausgangsstoffen von etwa 15 % Grundstoffen. Knappheit war im letzten Jahr auch im Bereich der Dämmung und der Folien zu spüren. gk

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