Kreislaufwirtschaft braucht sinnvolle Massenbilanzierung
Damit die hohen Investitionen ins chemische Recycling Sinn machen, braucht die chemische Industrie eine Massenbilanzierung wie das „Fuel Use Exempt“ Modell.
Der Ausbau einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen kann einen essenziellen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und zur Entkopplung vom Verbrauch fossiler Ressourcen leisten.
Für Kunststoffabfälle, die nicht mechanisch recycelt werden können, ist das chemische Recycling ein wichtiger, ergänzender Baustein für eine Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen. Es gilt, im internationalen Wettbewerb sicherzustellen, dass das chemische Recycling hier in Deutschland und in Europa erfolgreich ausgebaut werden kann.
Sicherheit für Investitionen nötig
Deshalb wurden auf dem Chemiegipfel im September 2023 „flankierende“ Maßnahmen seitens der Politik angekündigt. Genau diese braucht es jetzt, so Plastics Europe Deutschland. Dabei geht es aber nicht um Subventionen oder andere finanzielle Mittel. Es geht um eine Regulatorik, die Unternehmen, die in chemische Recyclingverfahren investieren wollen, Sicherheit für ihre Investitionen gibt.
Eine entscheidende Regulatorik ist die Massenbilanzierung. Diese nutzt einen buchhalterischen Ansatz, mit dem die Rezyklateigenschaft eines Rohstoffs einem Endprodukt zugeordnet werden kann. Nötig ist dies, weil aktuell chemisch recycelte Rohstoffe noch nicht in den Mengen verfügbar sind, um die Großanlagen wie so genannte Steamcracker auszulasten.
Derzeit arbeitet die Europäische Kommission an einem Rechtsakt, der die Einwegkunststoffrichtlinie mit einer Regelung für das chemische Recycling ergänzen soll. Vorgesehen ist auch eine Methodik für die Massenbilanzierung. Entscheidend für den Ausbau des chemischen Recyclings wird jetzt sein, für welche Variante der Massenbilanzierung sich die Europäische Union entscheidet.
Nur Massenbilanzierung nach „Fuel Use Exempt“ sinnvoll umsetzbar
„Unter den zur Entscheidung stehenden Optionen stellt das Modell „Fuel Use Exempt“ aus geeinter Industriesicht die einzige wirtschaftlich umsetzbare Möglichkeit dar. Sie erlaubt die flexible Zuordnung von recycelten Sekundärrohstoffen für die Erfüllung der EU-Rezyklateinsatzquoten und ist abfallrechtlich kompatibel”, sagt Ingemar Bühler, Geschäftsführer des Verbandes der Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland e. V. Die anstehende Entscheidung über die Anerkennung von Massenbilanzen nach Fuel Use Exempt ist entscheidend, um aktuell in den Startlöchern stehende Investitionen in Höhe von rund 2 Mrd. EUR zu ermöglichen.
„Derzeit zeichnet sich jedoch ein Vorschlag in Richtung einer „Polymer Only“-Zuordnung ab, die gegenüber „Fuel Use Exempt“ weniger Flexibilität ermöglicht, damit den Einsatz recycelter Rohstoffe verteuert und den Wettbewerb zwischen Anlagen, die Sekundärrohstoffe verarbeiten, enorm verzerren würde“, so Bühler.
Kreislaufwirtschaftsziele der EU in Gefahr
Und das – wie Bühler betont, „ohne dass damit etwas für das mechanische Recycling gewonnen wäre – denn die Alternative zum chemischen Recycling von verschmutzten oder vermischten Altkunststoffen ist heute noch immer die Verbrennung.“ Als Konsequenz einer solchen „Polymer Only“ Zuordnung würde nach Überzeugung von Plastics Europe die Erreichung der Kreislaufwirtschaftsziele in der EU erschwert. Auch würde langfristig die Defossilierung nicht-polymerer Produkte, wie zum Beispiel Lösemittel oder Pharmazeutika gehemmt. gk
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