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Märkte 14. August 2018

Japans Kunststofferzeuger drängen in die Autos

Vor allem im Automobil sehen japanische Anbieter von Kunststoffen neue Chancen. Sie investieren in Kapazitäten und werden teilweise selbst Anbieter von Bauteilen.
Konzeptauto AKXY von Asahi Kasei: Japans Kunststofferzeuger erwarten große Veränderungen im Automobilmarkt in Richtung Elektromobilität, vernetzte Autos und autonomes Fahren. Sie investieren daher auch in Europa und den USA in Kapazitäten und Automobilzulieferer.
Konzeptauto AKXY von Asahi Kasei: Japans Kunststofferzeuger erwarten große Veränderungen im Automobilmarkt in Richtung Elektromobilität, vernetzte Autos und autonomes Fahren. Sie investieren daher auch in Europa und den USA in Kapazitäten und Automobilzulieferer.

Vor allem im Automobil sehen japanische Anbieter von Kunststoffen neue Chancen. Sie investieren in Kapazitäten und werden teilweise selbst Anbieter von Bauteilen.

Laut Berichten von GTAI und Business Wire wollen sich Japans Kunststoffhersteller breiter aufstellen. Dabei steht vor allem der Automobilbereich im Blickpunkt. In Japan selbst ist die Zuliefererbranche einer der wichtigsten Pfeiler der Wirtschaft. In den nächsten Jahren werden hier große Veränderungen erwartet, die mit Elektromobilität, vernetzten Autos und autonomem Fahren zu tun haben.

Fahrzeuge der nächsten Generation müssen leicht und widerstandsfähig sein. Dafür entwickeln die japanischen Chemiehersteller neue technische Kunststoffe, Verbundmaterialien und nicht zuletzt auch Verfahren, um diese wiederverwenden zu können. Dafür brauchen sie Partner und Abnehmer, um gemeinsam absetzbare Produkte zu schaffen.

Zudem entwickeln sich die japanischen Kunststofferzeuger auch selbst zu Anbietern von Autoteilen. Traditionelle wie auch neue Hersteller von Automobilen sowie Zulieferteilen sind dabei, nicht zuletzt durch den Einsatz neuer Materialien die Mobilität anders zu gestalten.

Beispiel Mitsui Chemicals: Investieren und kooperieren

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Mitsui Chemicals zeigt sich sehr aktiv in der Auslotung neuer Geschäftsmöglichkeiten. Dazu hat das Unternehmen im Mai 2018 angekündigt, eine neue Produktionsstätte zusammen mit Idemitsu Kosan zu errichten. Das Joint Venture Prime Polymer soll glasfaserverstärktes Polypropylen (PP) mit dem Markennamen Mostron erzeugen. Die Erzeugung in Japan soll voraussichtlich im September 2019 starten mit einem Kapazitätsziel von 35.000 jato. Dafür sind Investitionen von mehr als 90 Mio. USD vorgesehen.

Zudem hat Mitsui Chemical angekündigt, mit Prime Polymer in den Niederlanden eine neue Produktion für PP-Compounds zu errichten. Dabei handelt es sich um die erste europäische Produktionsstätte von Mitsui Chemicals für PP, als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach PP für den Automobilbereich. Im Juni 2020 soll das Werk, das für 30.000 jato ausgelegt ist, den  Betrieb aufnehmen.

Zudem hat Mitsui Chemical, ebenfalls im Mai 2018, eine japanische Firma für Chassis-Design und Formenbau namens ARRK gekauft. Diese arbeitet auch mit deutschen Autobauern zusammen. Dadurch will Mitsui frühzeitig in der Entwicklung von Fahrzeugen involviert sein und in der Lieferkette der Automobilindustrie eine größere Rolle einnehmen.

Aus einer Entwicklungskooperation zwischen Mitsubishi Chemical und Mazda ist ein neuer technischer Kunststoff für Kfz-Teile unter dem Markennamen Durabio entstanden. Besonderheit ist, dass es sich um einen überwiegend aus biobasierten Stoffen entwickelten Kunststoff handelt. In die andere Richtung ist Mitsubishi Chemical dabei, Recyclingverfahren für gebrauchte Kohlenfaserstoffe zu verbessern.

USA und Europa sind wichtige Zielmärkte

Der Chemie- und Textilhersteller Teijin will seine Produktion von Verbundwerkstoffen ausbauen, dies vor allem durch den Aufkauf oder Aufbau von Werken in Europa und in China. In den USA kooperiert Tejin insbesondere mit GM in der Entwicklung von kohlenfaserverstärkten Kunststoffen. Neben den USA und Japan produziert Teijin auch in Deutschland Carbonfasern und Composites, wobei die wichtigen Kfz-Märkte Europa und China im Blickpunkt stehen. Das Unternehmen strebt bis März 2020 einen Umsatzanteil aus dem Kfz-Geschäft von 25 % an.

Anfang 2017 kaufte Teijin zudem den amerikanischen Hersteller von glasfaserverstärkten Werkstoffen, Continental Structural Plastics. Contintental Structural Plastics unterhält 13 Standorte in Nordamerika (elf in den USA und zwei in Mexiko), einen in Europa (Frankreich) und einen in China.

Kapazitäten in Japan ausbauen

Ebenfalls durch eine Akquisition in den USA will sich Asahi Kasei im Wachstumsmarkt für automobile Anwendungen stärker etablieren. Das Unternehmen hat im Juli 2018 den amerikanischen Hersteller von Autoinnenausstattung, Sage Automotive Interiors, gekauft. In Japan wird Asahi Kasei seine Kapazität für Nylonfasern im Noboeka-Werk, die gegenwärtig 33.000 jato beträgt. um 5.000 jato ausbauen.

Zu den Werkstoffen für die Kfz-Industrie gehört auch PPS (Polyphenylensulfid), um leichte Kunststoffe mit hoher Temperaturstabilität zu erzeugen. Neben dem Marktführer Toray will auch Kureha hier stärker aktiv werden. Die Firma hat im März 2018 mitgeteilt, die Produktionskapazität in Japan ausbauen zu wollen. Dazu soll das bestehende Werk in Iwaki, das gegenwärtig eine Jahreskapazität von 10.700 t aufweist, um 5.000 jato erweitert werden. Geplanter Betriebsstart ist Februar 2021.

Um sich gegenüber der zunehmenden Konkurrenz abzusetzen, wollen die japanischen Kunststoffproduzenten insgesamt die Abhängigkeit von Erzeugnissen mit geringen Margen verringern. In der Elektronikbranche gehören die japanischen Spezialchemieproduzenten ohnehin schon in die Top-Liga der Lieferanten für technische Kunststoffe oder Herstellungsverfahren.

mg

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