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Technik 14. Juli 2021

Hüttengas der Stahlindustrie als Rohstoffquelle

Mit einer Miniplant-Anlage testet Covestro, ob Kohlenmonoxid aus Hüttengas der Stahlindustrie eine mögliche Rohstoffquelle für Kunststoffe sein könnte.

Mit einer Miniplant-Anlage testet Covestro, ob Kohlenmonoxid aus Hüttengas der Stahlindustrie eine mögliche Rohstoffquelle für Kunststoffe sein könnte.

Covestro untersucht mit einer Miniplant-Anlage, ob sich kohlenmonoxidfhaltige Hüttengase, die in der Stahlindustrie anfallen, als Rohstoffquelle für Kunststoffe nutzen lassen. Ziel ist es zu erforschen, inwieweit sich das Kohlenmonoxid (CO) aus metallurgischen Gasen zur Herstellung hochwertiger Polycarbonate verwenden lässt.

Covestro hat dafür jetzt am Standort Dormagen eine Miniplant-Anlage in Betrieb genommen. Hier wird geprüft, ob die Qualität des CO aus Hüttengasen für die Weiterverarbeitung ausreicht. Erste Lebenszyklusanalysen zeigen, dass pro Kilogramm CO aus der Stahlhütte im Verbund Stahlindustrie-Chemie rund 0,48 kg CO₂-Äquivalent eingespart werden können.

Symbiose von Kunststoff- und Stahlindustrie

Das Leuchtturmprojekt will zeigen, wie wichtig die industrielle Symbiose auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion in Deutschland ist. Covestro arbeitet seit 2016 eng mit Thyssenkrupp zusammen. An dem Projekt sind auch die RWTH Aachen und das Max-Planck-Institut Mühlheim beteiligt. Sie führen u.a. Lebenszyklusanalysen der Prozesse durch und testen und entwickeln neue Katalysatoren.

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Kohlenmonoxid aus Hüttengas als Rohstoffquelle

Auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die Erschließung neuer Rohstoffquellen von zentraler Bedeutung. Das Projekt Carbon2Chem untersucht unter anderem, wo eine Vernetzung zwischen Stahl- und Chemieindustrie möglich ist. Covestro bringt seine Expertise in das Teilprojekt Carbon2Polymers ein.

Dr. Stefanie Eiden leitet Carbon2Polymers bei Covestro. Sie ist überzeugt, dass die gewonnenen Erkenntnisse auch für andere Projekte hilfreich sein könnten: „Koksofengase haben den Vorteil, dass sie viele Begleitstoffe mitbringen. Wenn es uns gelingt, das CO so aufzubereiten, dass wir daraus unsere Hochleistungskunststoffe herstellen können, können wir das auch mit anderen nicht-fossilen CO-Quellen machen.“ Bis Ende des Jahres wird evaluiert, ob das Verfahren ökonomisch und ökologisch tragfähig ist.

Weichenstellung für klimaneutrale Kreislaufwirtschaft

Dr. Markus Steilemann, CEO von Covestro, sagte zu dem Projekt: „Nur wenn wir Kooperationen eingehen, können wir den Klimawandel bekämpfen. Die Zusammenarbeit mit Thyssenkrupp zeigt, welchen enormen Beitrag die Industrie auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen Produktion leisten kann. Durch den Einsatz von Kokereigasen treiben wir die Wiederverwendung von Rohstoffen weiter voran und schließen so den Kreislauf.“

Unterstützung bekommt die Branche von der Politik: Die Bundesregierung fördert das Carbon2Chem-Projekt bis 2024 mit 75 Mio. EUR. Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnten allein in Deutschland rund 20 Mio. t des jährlichen CO₂-Ausstoßes der Stahlindustrie in Deutschland wirtschaftlich nutzbar gemacht werden.

mg

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