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Märkte 3. Juli 2023

EU-Staaten investieren kräftig in Industrieroboter

In der EU ist die Zahl der Industrieroboter im vergangenen Jahr um 6 % gestiegen, Deutschland hinkt mit 3 % leicht hinterher.

2022 wurden in Deutschland rund 26.000 neue Industrieroboter und damit 3 % mehr als im Vorjahr installiert.
2022 wurden in Deutschland rund 26.000 neue Industrieroboter und damit 3 % mehr als im Vorjahr installiert.

Nach vorläufigen Zahlen der International Federation of Robotics (IFR) haben die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union 2022 rund 72.000 neue Industrieroboter installiert – ein Plus von 6 % im Vergleich zum Vorjahr. Die fünf wichtigsten Anwenderländer sind Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Polen. Auf sie entfallen etwa 70 % aller Installationen in der EU im Jahr 2022.

Deutschland ist der mit Abstand größte Robotermarkt in Europa: 2022 wurden rund 26.000 Einheiten und damit 3 % mehr als im Vorjahr installiert. Dies entsprach einem Anteil von 37 % an der EU-Gesamtzahl. Weltweit verzeichnet das Land nach Japan, Singapur und der Republik Korea die vierthöchste Roboterdichte.

7 % Plus in der deutschen Kunststoff- und Chemieindustrie

Die Automobilindustrie war einmal mehr der Hauptabnehmer von Industrie-Robotern in Deutschland: 27 % der neu eingesetzten Einheiten wurden 2022 in dieser Branche installiert. Das entspricht 7.100 Einheiten. Dies sind allerdings 22 % weniger als im Vorjahr. Hier zeigt sich ein bekanntes zyklisches Investitionsverhalten in diesem Segment. In der allgemeinen Industrie war der Hauptabnehmer die Metallbranche, die 2022 insgesamt 4.200 Einheiten (+ 20 %) installierte. Dies liegt über dem Niveau vor der Pandemie von rund 3.500 Einheiten pro Jahr, mit einem Spitzenwert von 3.700 Einheiten im Jahr 2019. Die Installationen in der Kunststoff- und Chemieindustrie erreichten wieder die Zahlen vor der Pandemie mit einem Anstieg um 7 % auf 2.200 Einheiten im Jahr 2022.

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42 % Plus in der italienischen Kunststoff- und Chemieindustrie

Italien ist nach Deutschland der zweitgrößte Robotermarkt in Europa. Im Jahr 2022 wurde ein Allzeithoch von fast 12.000 Einheiten (+ 10 %) installiert. Dies entsprach einem Anteil von 16 % an den Gesamtinstallationen in der EU. Das Land hat eine starke Metall- und Maschinenindustrie: Der Absatz erreichte 3.700 Einheiten im Jahr 2022 – ein Plus von 18 % gegenüber dem Vorjahr. Der Absatz von Robotern in der Kunststoff- und Chemieindustrie stieg mit 1.400 installierten Einheiten um 42 %. Darüber hinaus hat Italien eine bedeutende Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Die Installationen stiegen um 9 % auf 1.400 Einheiten im Jahr 2022. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie ging um 22 % auf 900 Einheiten zurück. Dieses Segment wird von der Stellantis-Gruppe beherrscht, die aus der Fusion von Fiat-Chrysler und PSA hervorgegangen ist.

Mehr Roboter in Frankreich durch Investitionsprogramm

Industrieroboter waren 2022 in Europa stark nachgefragt.
Industrieroboter waren 2022 in Europa stark nachgefragt.

Der Robotermarkt in Frankreich stand 2022 an dritter Stelle in Europa. Die jährlichen Installationen stiegen um 15 % auf 7.400 Einheiten. Das ist weniger als ein Drittel der Zahl des Nachbarlandes Deutschland. Hauptabnehmer ist die Metallindustrie mit einem Marktanteil von 22 %. In diesem Segment wurden 1.600 Roboter installiert – ein Plus von 23 %. Die Automobilindustrie legte um 19 % zu und erreichte 1.600 Einheiten. Dies entspricht einem Marktanteil von 21 %. Das Mitte 2021 in Kraft getretene 100-Milliarden-Euro-Konjunkturpaket der französischen Regierung für Investitionen in smarte Fabriken dürfte in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Industrie-Robotern antreiben.

Die jährlichen Installationen in Spanien stiegen um 12 % auf insgesamt 3.800 Einheiten. Die Roboterinstallationen werden traditionell von der Automobilindustrie angetrieben. Nach Angaben der Internationalen Organisation der Kraftfahrzeughersteller (OICA) ist Spanien nach Deutschland der zweitgrößte Automobilproduzent in Europa. Die spanische Automobilindustrie installierte 900 Einheiten – ein Plus von 5 %. Der Absatz in der Metallindustrie stieg um 20 % und erreichte 900 Einheiten. Auf die Automobil- und die Metallindustrie entfielen in Spanien fast 50 % der Roboterinstallationen im Jahr 2022.

Zweitbestes Ergebnis für Industrieroboter in Polen

Die Roboterinstallationen in Polen steigen seit neun Jahren stark an. Die jährliche Statistik zeigt für das Jahr 2022 eine Gesamtzahl von 3.100 Einheiten – das zweitbeste Ergebnis nach dem neuen Höchststand von 3.500 Einheiten im Jahr 2021. Die Nachfrage aus der Metall- und Maschinenindustrie stieg um 17 % auf 600 Einheiten im Jahr 2022. Die Automobilindustrie verzeichnet mit 500 installierten Einheiten eine zyklische Nachfrage – ein Rückgang um 37 %. Der Krieg im Nachbarland Ukraine dämpfte das produzierende Gewerbe. Investitionen in Digitalisierungs- und Automatisierungstechnologien werden jedoch zwischen 2021 und 2027 mit insgesamt 160 Mrd. EUR von der EU gefördert.

Die Roboterinstallationen in Europa, einschließlich der Nicht-EU-Mitgliedstaaten, erreichten 2022 insgesamt 84.000 Einheiten - ein Anstieg um 3 % im Vergleich zum Vorjahr. Der nordamerikanische Markt für Industrieroboter hat 2022 hingegen ein starkes Wachstum von 12 % verzeichnet. sk

Bei einem Round Table des IFR auf der Automatica 2023 diskutierten Experten von Fanuc, Onrobot, SBS-Feintechnik und Stäubli darüber, wie Europa durch Automatisierung widerstandsfähiger gemacht werden kann:

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