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Geschäftszahlen 24. Juni 2020

Deutliche Umsatzsteigerung für Oechsler

Der auf Kunststofftechnik spezialisierte Oechsler-Konzern konnte 2019 den Umsatz um 10,7 % auf 476 Mio. EUR steigern und meldet erhebliche F&E-Investitionen.
Die Firmenzentrale des fränkischen Traditionsunternehmens Oechsler in Ansbach.
Die Firmenzentrale des fränkischen Traditionsunternehmens Oechsler in Ansbach.

Der auf Kunststofftechnik spezialisierte Oechsler-Konzern konnte 2019 den Umsatz um 10,7 % auf 476 Mio. EUR steigern und meldet erhebliche F&E-Investitionen.

Der Oechlser-Konzern, eine führende Unternehmensgruppe der Kunststofftechnik mit globaler Präsenz und Hauptsitz in Ansbach/Mittelfranken, konnte 2019 die marktbedingt schwächere Nachfrage im Automotive-Bereich durch Wachstum im Geschäftsbereich Innovative Solutions kompensieren und so den Gesamtumsatz im letzten Jahr weiter steigern.

Deutliche Umsatzsteigerung im Geschäftsfeld Innovative Solutions

Die Gruppe ist an drei deutschen und weltweit sechs weiteren Standorten in den drei Geschäftsbereichen Automotive, Medical und Innovative Solutions aktiv. Das Geschäftsfeld Innovative Solutions entwickelte sich im Berichtszeitraum erneut positiv. Mit einem Anstieg um mehr als 73 % wies es dabei ein besonders dynamisches Wachstum auf und trug rund ein Drittel zum Konzernumsatz bei (Vorjahr 22 %).

An weltweit drei Produktionsstätten in Ansbach-Brodswinden, Acworth (USA) und Taicang (China) umfasst dieser Bereich auch das Additive Manufacturing, in dessen Rahmen Spezialmaterialien im 3D-Druckverfahren verarbeitet werden. Zum Einsatz kommen solche von Oechsler gefertigten Komponenten zum Beispiel als Sportschuhsohlen und in Form kompressiver Gitterstrukturen, sogenannte „Lattice Structures“, in Schutzausrüstung für den Sportbereich.

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Aufgrund des schwächeren Branchenumfelds im Automobilbereich sank der Umsatz im Geschäftsbereich Automotive 2019 um knapp 7 % auf rund 300 Mio. EUR. Bedingt durch die gleichzeitig starke Entwicklung des Bereichs Innovative Solutions fiel der Anteil des Bereichs Automotive am Konzernumsatz.

Das dritte Geschäftsfeld Medical entwickelte sich mit einem Umsatzanteil von knapp 3 % (Vorjahr 4 %) wie erwartet leicht rückläufig. Die Umsätze der Oechsler AG, die die beiden deutschen Standorte Ansbach und Weißenburg umfasst, sanken aufgrund der Nachfrageschwäche in der Automobilbranche im Vorjahresvergleich um 12,8 % auf 255,8 Mio. EUR.

Technologische Innovationen als Motor des Wachstums

Technologische Innovationen und die gezielte Vermarktung der vorhandenen technischen Kompetenz in Form neuer Anwendungen, Verfahren (beispielsweise 3D-Druck) und Produkte sind für Oechsler der Motor des Wachstums des Konzerns. Dieser Maxime folgend floss ein überproportionaler Anteil des Investitionsbudgets im Berichtsjahr in Forschung und Entwicklung: Mit 18,6 Millionen Euro lagen die F&E-Investitionen in 2019 gut 27 % über Vorjahr.

Bereinigt um Sondereffekte summierten sich die Gesamtinvestitionen im Oechsler-Konzern 2019 auf rund 74 Mio. EUR (Vorjahr 42 Mio. EUR), davon entfielen 22 Mio. EUR auf Investitionen an den inländischen Standorten in Ansbach, Weißenburg und Ansbach Brodswinden (Vorjahr 20 Mio. EUR).

Auch künftig sollen Forschung und Entwicklung weiter an Bedeutung gewinnen: Zum einen verändern sich durch den technologischen Wandel in der Industrie die Bedürfnisse und Anforderungen der Hersteller an die Zulieferer. Zum anderen ergeben sich aus immer kürzeren Produktzyklen und gestiegenen Ansprüchen an eine schnelle Verfügbarkeit vor Ort für den Oechsler-Konzern als global aufgestellte Unternehmensgruppe neue Wachstumschancen. Auch durch einen konsequenten Ausbau seines Stammwerkes in Ansbach zum technologischen Leitwerk für die gesamte Gruppe will der Konzern diese Chancen gezielt erschließen.

Additive Fertigung spielt wichtige Rolle

Ein Ergebnis der Kooperation von BASF,HP und Oechsler: Dieser Luftkanal wurde von Oechsler mit einem HP 3D-Drucker mit dem neuen 3D High Reusability PP von BASF 3D-gedruckt.
Ein Ergebnis der Kooperation von BASF,HP und Oechsler: Dieser Luftkanal wurde von Oechsler mit einem HP 3D-Drucker mit dem neuen 3D High Reusability PP von BASF 3D-gedruckt.

Eine besondere Rolle nimmt dabei der Bereich der additiven Fertigung ein: Hier betreibt Oechsler bereits an Standorten in Europa, Asien und Nordamerika die weltweit größte Flotte von Anlagen des Silicon-Valley-3D-Druck-Pioniers Carbon. Darüber hinaus ist Oechsler erst kürzlich eine strategische Allianz mit den Branchenführern HP und BASF eingegangen. Der Fokus liegt hier auf der gemeinsamen Entwicklung innovativer Anwendungen mit marktführenden Kunden aus den Bereichen Automobil, Haushalts- und Medizingeräte sowie anderen Industrien, um mit neuartigen Produktdesigns das volle Potenzial der additiven Fertigung in industriellem Maßstab zu realisieren.

Damit kommt Oechsler seiner erklärten Zielsetzung, eine herstellerunabhängige Produktionsstrategie und die Serienproduktion von 3D-Druckteilen auszubauen, einen bedeutenden Schritt näher. Bereits in diesem Jahr erfolgt die Einrichtung der 2021 anlaufenden Serienfertigung von straßenzugelassenen 3D-Druck Vollschalensitzen, die über die Porsche Exclusive Manufaktur ab Werk erhältlich sind.

Dr. Claudius M. Kozlik, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Oechsler AG, betonte anlässlich der Vorlage des Jahresergebnisses: „2019 haben wir wichtige strategische Weichenstellungen vorgenommen: Im Bereich Automotive haben wir unsere Innovationsgeschwindigkeit weiter gesteigert und arbeiten mit unseren Kunden an zukunftsträchtigen Projekten. Im Geschäftsfeld Innovative Solutions, vor allem im Additive Manufacturing, haben wir das technische Knowhow aufgebaut, um neue Kundensegmente etwa in der Sportartikelindustrie zu erschließen. Der Bereich Medical hat sich 2019 zwar verhalten entwickelt, könnte mittelfristig aber durch die aktuellen Bestrebungen, die nationalen Produktionsfähigkeiten im Bereich der Infektionsmedizin zu stärken, neue Impulse erhalten. Nicht zuletzt sehen wir uns mit sechs Auslandsstandorten auch auf mögliche Veränderungen in den globalen Lieferketten gut vorbereitet.“

Anzahl der Mitarbeiter analog zum Geschäftsverlauf gestiegen

Der positive Geschäftsverlauf wirkte sich auch auf die Beschäftigtenzahlen im Oechsler-Konzern aus: Zum Jahresende waren rund 3.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Oechsler beschäftigt, das sind gut 200 mehr als im Vorjahr. Hiervon waren rund 1.400, darunter 88 Auszubildende (Vorjahr 84), an den Standorten von Oechsler in Ansbach, Weißenburg (Oechsler AG) sowie Ansbach-Brodswinden (Oechsler Motion GmbH) tätig – und damit aufgrund der Veränderungen im Bereich der Sportschuhproduktion rund 150 Mitarbeiter weniger als im Vorjahr.

Michael Meyer, Vorstand Finanzen (CFO) der Oechsler AG, unterstrich: „Unsere Branche verändert sich seit Jahren rasant: Digitalisierung, veränderte Präferenzen der Endkunden, eine wachsende Bedeutung der Elektromobilität und neue Trends wie Additive Manufacturing bringen für den Oechsler-Konzern und seine Beschäftigten neben viel Veränderung vor allem großes Zukunftspotenzial. Die Corona-Pandemie könnte diese Dynamik noch beschleunigen: Wir beobachten, dass unsere Industriepartner in der gegenwärtigen Situation sogar verstärkt in Innovation investieren und das allgemeine Interesse an den Möglichkeiten des 3D-Drucks substantiell steigt. Mit der neuen Industrieallianz mit HP und BASF können wir unseren Bestandskunden und Neukunden in diesem Bereich ein äußert interessantes Angebot machen. Allerdings bringt die Corona-Pandemie auch für Oechsler ein erhöhtes Maß an Planungsunsicherheit und wird das Geschäft im Jahr 2020 stark beeinflussen.“

Corona-Pandemie wird Geschäftsverlauf 2020 prägen

In der Planung für 2020 ging Oechsler ursprünglich von einem geringfügigen Umsatzrückgang aus, bedingt auch durch die Beendigung der exklusiven Sportschuhproduktion für den Kunden Adidas an den Oechsler Standorten in Deutschland und den USA. Für 2021 wurde wieder ein leichtes Wachstum erwartet.

Inzwischen ist offensichtlich, dass die Corona-Pandemie den Geschäftsverlauf des Oechsler-Konzerns im aktuellen Geschäftsjahr und möglicherweise auch darüber hinaus maßgeblich prägen wird. Eine konkrete Prognose des Geschäftsverlaufs in 2020 ist aus heutiger Sicht nicht möglich, da derzeit nicht absehbar ist, wie lange pandemiebedingte Beschränkungen das Wirtschaftsleben und das Konsumentenverhalten negativ beeinflussen werden.

Ziel des Vorstands ist es, Ergebniseinbußen im Konzern durch eine konsequente Kostendisziplin möglichst gering zu halten. Der Konzern ist mit einer im Branchenvergleich hohen Eigenkapitalquote von knapp 48 % und Zugang zu ausreichender Liquidität auch in finanzieller Hinsicht grundsolide aufgestellt. Die Aufnahme von zusätzlichem Fremd- oder Eigenkapital ist daher nicht geplant.

gk

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