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Coronavirus 22. Mai 2020

Der Tiefpunkt der Coronakrise ist überwunden

Auf Basis jüngster Indikatoren geht das IFW davon aus, dass der Tiefpunkt der Coronakrise überwunden ist, der Aufholprozess aber bis 2021 dauern wird.

Auf Basis jüngster Indikatoren geht das IFW davon aus, dass der Tiefpunkt der Coronakrise überwunden ist, der Aufholprozess aber bis 2021 dauern wird.

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel IFW hat am 19. Mai 2020 eine außerplanmäßige Konjunkturprognose veröffentlicht, die nach Überzeugung der Wirtschaftswissenschaftler auf Basis jüngster Indikatoren erstmals ein verlässlicheres Bild der ökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie zulässt: Dabei kommt das IFW zum Ergebnis, dass der Tiefpunkt der Coronakrise überwunden ist, aber der Aufholprozess sich noch bis weit in das kommende Jahr ziehen wird.

In seiner Prognose geht das IFW davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 7,1 % einbrechen, im kommenden Jahr aber um 7,2 % zulegen wird. Laut Prognose sinkt gleichzeitig die Weltproduktion 2020 um 4,0 % und nimmt dann im nächsten Jahr um 6,5 % zu.

Insgesamt dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 11,3 % sinken. „Das markiert den größten Quartalsrückgang seit Bestehen der Bundesrepublik“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Ab dem dritten Quartal sind dann wieder Zuwächse zu verzeichnen, was auf Jahressicht zu dem Einbruch des deutschen BIP um 7,1 % führt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen dürfte in der Spitze auf 3 Mio. Personen steigen, im Jahresdurchschnitt steigt die Arbeitslosenquote damit auf 6,1 %.

Verschiedene Indikatoren deuten auf ein Ende der Coronakrise hin

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Wie das IFW erklärt, ist in der Spitze die deutsche Wirtschaftsleistung in Reaktion auf den Corona-Schock um über 15 % geschrumpft und verharrte über den gesamten April hinweg auf diesem Niveau. Indikatoren wie der Stromverbrauch oder die Passantendichte in Innenstädten deuten darauf hin, dass der Tiefpunkt des Einbruchs durchschritten ist und die ökonomische Aktivität im Zuge der Lockerungen seit Anfang Mai wieder anzieht.

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Der Aufholprozess aus der Krise vollzieht sich allerdings deutlich langsamer als der Einbruch. Das Vorkrisenniveau dürfte daher laut IFW erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wieder erreicht werden und das BIP auf Jahressicht um 7,2 % zulegen. „Damit sind die Folgen der Krise aber längst noch nicht wettgemacht, da die wirtschaftliche Aktivität dann immer noch merklich unter dem Niveau liegen wird, das sich ohne den Effekt der Corona-Pandemie ergeben hätte. Insgesamt dürfte die Krise Deutschland dann rund 300 Mrd. EUR an Wertschöpfung gekostet haben“, so Kooths.

„Wirtschaftspolitisch kommt es jetzt darauf an, Unternehmen mit grundsätzlich marktfähigen Geschäftsmodellen über die nächsten drei bis sechs Quartale zu bringen. Staatliche Hilfen müssen daher systematisch dort ansetzen, wo die Corona-bedingten Ausfälle am größten sind. Es wäre falsch, stabilisierungspolitische Eingriffe mit industriepolitischen Zielen zu überfrachten. So wäre den Gastronomen wenig geholfen, wenn jetzt staatliche Infrastrukturinvestitionen hochgefahren oder Digitalisierungsprogramme subventioniert würden. Damit würden vor allem solche Branchen befeuert, die die Krise am wenigsten spüren“, so Kooths.

Auch globale Wirtschaft hat Tiefpunkt durchschritten

Auch die globale Wirtschaft dürfte im April ihren Tiefpunkt durchschritten haben. Nach Erkenntnissen des IFW geht die Weltproduktion im Jahr 2020 um 4,0 % zurück und legt im kommenden Jahr um 6,5 % zu. Der Konjunktureinbruch wirkt sich allerdings auf dem globalen Arbeitsmarkt in einem drastischen Rückgang der Beschäftigung aus.

Nach Schätzungen des IFW wird sich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden im Jahr 2020 weltweit um 6,7 % verringern, was umgerechnet 230 Mio. Vollzeitstellen entspricht. In Ländern ohne Kurzarbeitsprogramme wie den USA kommt es in großem Umfang zu Entlassungen. Deshalb dürfte die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten in der Spitze auf über 20 % steigen.

Wie das IFW erklärt, liegt der Konjunkturprognose die Annahme zugrunde, dass die Beschränkungen für die wirtschaftliche Aktivität in den kommenden Monaten weitergelockert werden und im nächsten Frühjahr eine weitgehende Normalisierung der Situation eingetreten sein wird.

gk

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