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Aufgefallen 13. März 2023

Den Autozulieferern geht das Geld aus

Bei der Nachricht über die Insolvenz von Frimo ist Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG, aufgefallen, wie lange das Leiden der Autozulieferer schon dauert.

Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG
Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG

Mit Frimo musste jetzt einer der großen, reinen Autozulieferer der Kunststoffbranche den bitteren Weg in die Insolvenz gehen. Und eines ist so sicher, wie das Amen in der Kirche: Frimo wird nicht der letzte Autozulieferer sein, dem in der jetzigen Krisenzeit das Geld ausgeht.

Damit holt die Automobilbranche eine Strategie ein, die bei den OEMs über viele Jahre für einfache Kostensenkungen und volle Kassen gesorgt hat. Der Anfang des Dramas reicht zurück bis ins Jahr 1988, als der Spanier José Ignacio López de Arriortúa zum Chefeinkäufer von General Motors in Europa ernannt wurde und von diesem Moment an die Zulieferer von General Motors und ab 1993 von VW mit seiner ganz eigenen Einkaufsstrategie knechtete.

Die Nachwirkungen des „López-Effekts“

Auf der Basis eines am Markt zu erzielenden Preises abzüglich des veranschlagten Gewinns gab er die maximalen Kosten jedes Bauteils vor – und zwar in aller Regel in einem Mehrjahresvertrag mit vorab festgelegten jährlichen Kostensenkungen. Hinter diesem „López-Effekt“ steckte die perfide Idee, die Produktivitätszuwächse der Autoindustrie auf die Zulieferer zu verlagern und dadurch ohne Investition im eigenen Unternehmen die Kosten kontinuierlich zu senken.

Autozulieferer konnten kein Geld für schlechte Zeiten zurücklegen

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Die Zulieferer wurden dabei über viele Jahre buchstäblich wie die Zitronen ausgequetscht, mussten die regelmäßigen Preisreduzierungen schlucken und Verträge akzeptieren, die fast keine Luft mehr zum Atmen ließen. Zudem führte der extreme Sparzwang auch noch zu teils erheblichen Qualitätsproblemen. Und selbst in guten Zeiten mit vollen Auftragsbüchern war es auch lange nach López für die meisten Autozulieferer aufgrund des immensen Kostendrucks nicht möglich, Geld für schlechte Zeiten auf die Seite zu legen.

Durch die vielen Krisen geht jetzt das Geld aus

Und jetzt ist sie da, die schlechte Zeit. Nachdem gleich ein ganzes Bündel an Krisen über uns hereingebrochen ist – von Corona über Engpässe bei Rohstoffen und Bauteilen bis zum Urkrainekrieg – geht jetzt immer mehr Automobilzulieferern das Kapital aus, um diese Situation durchzustehen.

Die Leidtragenden sind aber nicht nur die Mitarbeiter und Manager der Zulieferer, die nach langem, harten Kampf aufgeben müssen. Leidtragende werden die Automobilhersteller sein, da die Probleme der Zulieferer sehr schnell auch zu Problemen bei den OEMs werden.

Verhandlungsspielraum plötzlich ein ganz anderer

Denn wenn ein Zulieferer in die Knie geht, ist der Verhandlungsspielraum, was Preise und Konditionen betrifft, auf einmal ein ganz anderer. Denn bei einem drohenden Bandstillstand aufgrund ausgefallener Lieferanten oder absehbaren Verzögerungen beim Serienanlauf künftiger Modelle gehen bei den Autoherstellern alle Alarmglocken an.

So weit ist es zum Glück bei Frimo nicht, denn der Insolvenzverwalter Stefan Meyer hat schon klar gestellt: „Die Produktion bei Frimo wird während des Sanierungsprozesses in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden fortgeführt.“ Und wer Frimo mit dem einzigartigen Knowhow und vielen innovativen Technologien kennt, zweifelt auch nicht am langfristigen Überleben des Unternehmens – auch im nach wie vor extrem herausfordernden Umfeld der Automobilindustrie.

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