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Märkte 28. September 2023

Roboter: Weltweiter Boom trotz Wirtschaftsflaute

2022 stieg die Zahl der neu installierten Roboter weltweit um 5 %; im Bereich Kunststoff und Chemie sank sie aber um 6 %. Der deutsche Markt stagnierte.

Die Automobilindustrie ist traditionell der größte Abnehmer von Robotern in Deutschland. 2022 ging der Absatz in der Branche aber um 27 % zurück.
Die Automobilindustrie ist traditionell der größte Abnehmer von Robotern in Deutschland. 2022 ging der Absatz in der Branche aber um 27 % zurück.

Weltweit wurden im vergangenen Jahr 553.000 Industrie-Roboter neu installiert, so die International Federation of Robotics (IFR). Damit wurden zum zweiten Mal in Folge mehr als eine halbe Million Roboter verkauft. Dabei geht in Asien vor allem die Post ab: 73 % der Neuinstallationen entfielen auf Asien, 15 % auf Europa und 10 % auf Amerika. Das größte Wachstum legten dabei Cobots mit einem Plus von 31 % hin; sie machen mittlerweile 10 % des Gesamtmarkts aus.

Jeder zweite neue Roboter arbeitet in China

China war 2022 erneut der mit Abstand größte Markt weltweit. Im Jahr 2022 übertrafen die installierten Einheiten von 290.000 Stück den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2021 mit einem Plus von 5 %. Laut IFR wird bereits mehr als jeder zweite Neuroboter in China installiert. Im Bereich Kunststoff und Chemie wurden allerdings 6 % weniger Industrieroboter als im Vorjahr installiert. Um den dynamischen chinesischen Markt zu bedienen, haben in- und ausländische Roboteranbieter Produktionsstätten im Reich der Mitte aufgebaut und kontinuierlich ihre Kapazitäten erweitert.

China war auch 2022 der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit. Deutschland rangiert auf Platz 5.
China war auch 2022 der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit. Deutschland rangiert auf Platz 5.

Japan ist weiterhin der weltweit zweitgrößte Robobermarkt. Hier stiegen die Roboterinstallationen 2022 um 9 % auf 50.413 Einheiten und übertrafen damit das Niveau vor der Pandemie von 49.908 Einheiten aus dem Jahr 2019. Im Bereich Kunststoff und Chemie verzeichnete der Markt allerdings ein Minus von 42 %. Mit einem Marktanteil von 46 % an der globalen Roboterproduktion ist Japan das weltweit dominierende Herstellerland für Industrie-Roboter.

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10 % Wachstum in den USA

In den USA als drittgrößtem Markt stieg die Gesamtzahl um 10 % auf 39.576 Einheiten. Damit wurde in den USA der Spitzenwert von 40.373 Einheiten aus dem Jahr 2018 nur knapp verfehlt. Größter Wachstumstreiber war die Automobilindustrie mit einem sprunghaften Anstieg von 47 % bei den Installationen. Im Bereich Kunststoff und Chemie hingegen gab es ein Minus von 16 %. Der Marktanteil der Automobilindustrie beträgt nun 37 %, gefolgt von der Metall- und Maschinenbauindustrie (3.900 Einheiten) und der Elektro- /Elektronikindustrie (3.732 Einheiten).

Die Republik Korea, der weltweit viertgrößte Markt, verzeichnete einen Zuwachs von 1 %. Die Installationen erreichten 31.716 Einheiten im Jahr 2022. Dies war das zweite Jahr in Folge mit leichtem Wachstum nach vier Jahren mit rückläufigen Installationszahlen. Im Bereich Kunststoff und Chemie hingegen vermeldet die IFR ein Plus von 116 %.

China war auch 2022 der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit. Deutschland rangiert auf Platz 5.
China war auch 2022 der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit. Deutschland rangiert auf Platz 5.

1 % mehr Roboter in Deutschland

Deutschland bleibt die Nummer 5 im IFR-Ranking. Die Neuinstallationen gingen im Jahr 2022 leicht um 1 % auf 25.636 Einheiten zurück. Die Automobilindustrie ist traditionell der größte Abnehmer und kommt auf 6.676 Einheiten im Jahr 2022. Damit lag der Absatz um 27 % niedriger als im Vorjahr. In diesem Ergebnis spiegeln sich Lieferkettenprobleme wider: Weil elektronische Bauteile fehlten, mussten mehrere Automobilhersteller die Produktion 2022 vorübergehend einstellen; Investitionen in die Automation wurden entsprechend zurückgestellt. Die metallverarbeitende Industrie installierte eine neue Höchstzahl von 4.187 Einheiten und erreichte ein Plus von 19 % im Jahr 2022. An dritter Stelle folgen die chemische- und Kunststoffindustrie nahezu auf dem Vorjahresergebnis mit 2.049 installierten Einheiten.

Low-Cost-Robotic als Einstieg in die Automatisierung

Die Produktion von Industrie-Robotern stieg in Deutschland um 20 % auf 35.616 Einheiten im Jahr 2022 – ein neuer Rekordwert. Dies entsprach 6 % der weltweiten Installationen. Neue Anbieter drängen seit einigen Jahren auf den Markt, die gezielt kleineren- und mittleren Unternehmen dabei helfen, mit Robotik zu automatisieren. Zum Einsatz kommen beispielsweise Low-Cost-Roboter oder Roboterlösungen, die sich ohne Vorkenntnisse besonders einfach programmieren und bedienen lassen. „Low-Cost-Robotic markiert in Deutschland meist den Einstieg in die Automatisierung. Haben die Unternehmen erst einmal den Nutzen von Robotern erkannt, greifen sie zu Upgrades“, sagt Dr. Christopher Müller, Leiter des Statistical Department beim IFR.

IFR rechnet mit 7 % weltweitem Wachstum 2023

Trotz der weltweiten Konjunkturabschwächung prognostiziert der Roboter-Branchenverband IFR weiterhin ein kräftiges Marktwachstum für die kommenden Jahre.
Trotz der weltweiten Konjunkturabschwächung prognostiziert der Roboter-Branchenverband IFR weiterhin ein kräftiges Marktwachstum für die kommenden Jahre.

Trotz der weltweiten Konjunkturabkühlung 2023 geht die IFR nicht davon aus, dass die Roboterinstallationen diesem allgemeinen Trend folgen werden. „Im Jahr 2023 dürfte der globale Markt für Industrie-Roboter voraussichtlich um 7 % auf mehr als 590.000 Einheiten wachsen“, so IFR-Präsidentin Marina Bill. Und auch langfristig dürfte sich der Wachstumstrend nach Einschätzung des Verbands fortsetzen: Die Marke von 600.000 installierten Einheiten pro Jahr werde 2024 weltweit erreicht. Die deutsche Robotik-Industrie ist ebenfalls stark in das Jahr 2023 gestartet. Die Unternehmen profitieren dabei von der verbesserten Situation in der Lieferkette. Das Umsatzwachstum wird vom Branchenverband VDMA Robotik + Automation für das Gesamtjahr 2023 mit nominal 12 % prognostiziert. Dieser Ausblick berücksichtigt den hohen Auftragsbestand, der die Produktion in diesem Jahr auf hohem Niveau beansprucht, auch wenn der Auftragseingang zurückgeht. 

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