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PET 23. Oktober 2023

Recyclingverbände warnen vor rPET-Vorkaufsrecht

Die Einführung eines Vorkaufsrechts für rPET könnte die europäischen Bemühungen um die Kreislauffähigkeit von Verpackungen zunichtemachen

Aus diesem hochwertigen und für den Lebensmittelkontakt geeigneten rPET erzeugt der Verpackungs- und Recyclingspezialist Alpla nach dem „Bottle-to-Bottle“-Prinzip wieder neue PET-Flaschen.
Aus diesem hochwertigen und für den Lebensmittelkontakt geeigneten rPET erzeugt der Verpackungs- und Recyclingspezialist Alpla nach dem „Bottle-to-Bottle“-Prinzip wieder neue PET-Flaschen.

In der öffentlichen Debatte über den Vorschlag für eine Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Regulation – PPWR) wurden in letzter Zeit vermehrt Forderungen nach der Einführung eines vorrangigen Zugangs zu recycelten Kunststoffen, bekannt als „Vorkaufsrecht“, laut.

Plastics Recyclers Europe (PRE) als Stimme der europäischen Kunststoffverwerter, der Dachverband der europäischen Recyclingindustrie EURIC und der europäische Verband der Abfallwirtschaft FEAD weisen darauf hin, dass diese Bestimmung – sollte sie umgesetzt werden – der Entwicklung von Recyclingkapazitäten in Europa abträglich wäre. Denn nach Überzeugung der Verbände würde dies eine monopolistische Kontrolle über recycelte Polymere fördern und den Prinzipien der freien Marktwirtschaft zuwiderlaufen.

Diese Forderung nach einem Vorkaufsrecht hat ihren Ursprung in der Behauptung, dass es in der EU einen Mangel an rPET für den Getränkesektor gibt – eine Forderung, die sich in Zukunft auch auf andere recycelte Polymere auswirken könnte. Angeblich ist diese Knappheit darauf zurückzuführen, dass die Nichtgetränkeindustrie, insbesondere der Fasermarkt, einen erheblichen Anteil an recyceltem PET mit Eignung zum Lebensmittelkontakt verwendet, so PED, EURIC und FEAD.

Nur noch 5 % des rPET werden zur Faserherstellung verwendet

Seit der Einführung der verbindlichen Zielvorgabe für den Recyclinganteil von PET-Getränkeflaschen in der Richtlinie über Einwegkunststoffe ist der Anteil des Fasermarktes nach Erhebungen der Recyclingverbände jedoch stark zurückgegangen. Im Jahr 2022 machte er nur noch 5 % des gesamten rPET-Marktes aus, da sich der Kauf von hochpreisigem rPET mit Eignung zum Lebensmittelkontakt für die Faserindustrie finanziell nicht lohnt.

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Mit dem Vorkaufsrecht soll daher ein Problem der Verfügbarkeit gelöst werden, das nicht besteht, so die Verbände. Die PET-Recyclingindustrie verfüge bereits über die Kapazitäten, um die europäische rPET-Nachfrage zu befriedigen, da sie massiv in kostspielige Recyclingtechnologien mit Lebensmittelkontakt investiert hat, was einer Steigerung von über 50 % zwischen 2019 und 2022 entspricht. Die installierte Kapazität für lebensmitteltaugliches rPET lag 2022 bereits bei 1,4 Mio. t, während die Getränkeindustrie 800.000 t benötigen würde, um das verbindliche Ziel von 25 % Recyclinganteil im Jahr 2025 zu erreichen, und etwa 1 Mio. t im Jahr 2030.

Extrem niedrige Nachfrage nach rPET in der EU

Die größte Bedrohung für die Kreislauffähigkeit von Verpackungen sind nach Überzeugung von PRE, EURIC und FEAD heute die extrem niedrige Nachfrage nach rPET in der EU und die starken Preisschwankungen. Der europäische rPET-Markt ist mit einem Überschuss konfrontiert, da die Nachfrage der Getränkeindustrie sehr gering ist, was die europäischen Recyclinganlagen dazu zwingt, weit unter ihren Kapazitäten zu arbeiten. Dies hängt unter anderem auch mit der Zunahme der Einfuhren von preisgünstigem Neu- und Rezyklat-PET zusammen.

Die Gewährung eines vorrangigen Zugangs für bestimmte Marktteilnehmer würde nach Überzeugung der Recyclingverbände daher zu einer stabilen Quelle für rezyklierte Materialien führen, die in bestimmten Kategorien neuer Verpackungen verwendet werden sollen. Allerdings würde den Nutznießern des vorrangigen Zugangs gleichzeitig eine monopolistische Macht zur Festsetzung der Preise für Rezyklate eingeräumt. Die Verwerter hätten keine Handhabe, um die Preise für Rezyklate auf ein nachhaltiges Rentabilitätsniveau auszuhandeln, und dies würde Investitionen und Innovationen in der Recyclingindustrie verhindern.

Der Vorschlag von PRE, EURIC und FEAD: Die aktuellen Herausforderungen des Marktes erfordern ein vielschichtiges Konzept, das Wettbewerb und Innovation fördert und gleichzeitig die bestehenden systemischen Hindernisse beseitigt. Dies ist der entscheidende Schritt, um weitere Investitionen in das Recycling und die Reifung des Marktes für recycelte Materialien in der EU zu fördern.

PRE, EURIC und FEAD gegen Einführung eines Vorkaufsrechts

Letztlich sprechen sich PRE, EURIC und FEAD gegen die Einführung des Vorkaufsrechts in der Gesetzgebung aus. Die Organisationen drängen vielmehr darauf, die grundlegenden Engpässe in der heutigen Kreislauf-Wertschöpfungskette für Kunststoffverpackungen anzugehen – die unzureichende Sammlung von Kunststoffverpackungsabfällen und das fehlende Design-for-Recycling.

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