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Elastomere 10. Dezember 2018

Forschungslabor für alternativen Kautschuk

Continental hat ein Jahr nach dem Spatenstich sein Taraxa Gum-Labor in Mecklenburg-Vorpommern eröffnet. Dort sollen 20 Mitarbeiter die Zukunft des Gummis erforschen.
Reifen aus Taraxagum könnten die Abhängigkeit von tropischem Kautschuk lindern.
Reifen aus Taraxagum könnten die Abhängigkeit von tropischem Kautschuk lindern.

Continental hat ein Jahr nach dem Spatenstich sein Taraxa Gum-Labor in Mecklenburg-Vorpommern eröffnet. Dort sollen 20 Mitarbeiter die Zukunft des Gummis erforschen.

Das „Taraxagum Lab Anklam“ genannte Forschungs- und Versuchslabor in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern, ist eröffnet. Nach dem Spatenstich im November 2017 ist das Gebäude auf dem 30.000 m² großen Areal nun fertiggestellt. Künftig soll dort der Anbau und die Verarbeitung von Russischem Löwenzahn als alternative Rohstoffquelle zum Kautschukbaum in den Tropen erforscht werden. Der Reifenhersteller plant, bei positiven Versuchsergebnissen den Rohstoff binnen zehn Jahren in der Serienproduktion einzusetzen, um einen wachsenden Teil seines Naturkautschukbedarfs aus der Löwenzahnpflanze zu gewinnen.

Leuchtturmprojekt

Nikolai Setzer, Mitglied des Vorstands der Continental AG und Leiter der Division Reifen, sagte bei der Eröffnung: „Wir sind stolz darauf, heute dieses Leuchtturmprojekt zu eröffnen. Als erster Reifenhersteller weltweit investieren wir einen derart signifikanten Betrag in die Industrialisierung des Löwenzahnkautschuks. Wir sehen Russischen Löwenzahn als wichtige Alternative und Ergänzung zu konventionellem Naturkautschuk aus hevea brasiliensis, um den global steigenden Bedarf auf umweltverträgliche und verlässliche Weise zu decken.“ Die Investition in das neue Forschungs- und Versuchslabor sei außerdem ein nächster technologischer Meilenstein zur Umsetzung der Vision 2025, die Continental für sein Reifengeschäft entwickelt hat. „Im Zuge unserer Vision 2025 haben wir seit 2011 weit über zwei Milliarden Euro weltweit in Produktion, in Forschung und Entwicklung sowie in Arbeitsplätze und neue Produkte investiert. In die Reihe einzigartiger Projekte in Europa, Amerika und Asien reiht sich nun Anklam 2018 prominent ein“, unterstrich Setzer.

Chancen für die Region

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Mittelfristig werden an dem neuen Standort rund 20 Mitarbeiter aus den Bereichen Agrarwissenschaften, Chemie, Produktions- und Verfahrenstechnik beschäftigt sein. Diese kümmern sich um den Anbau der Pflanzen sowie um die Entwicklung, den Aufbau und den Betrieb von Maschinen für Versuche zur Weiterverarbeitung von Russischem Löwenzahn. Das Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern förderte das zukunftsträchtige Vorhaben mit 11,6 Mio. EUR, um die hochqualifizierten Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen. Auch für Landwirte in der Region bieten sich durch den neuen Wirtschaftsstandort Chancen für ihre Anbauflächen.

Während der Eröffnungszeremonie sprachen der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern Harry Glawe und der Bürgermeister von Anklam Michael Galander sowie Standortleiter Dr. Carsten Venz Grußworte an die anwesenden Projektpartner wie dem Fraunhofer Institut IME, Journalisten, Landwirte, Nachbarn und Einwohner Anklams aus.

„Mit der Eröffnung wird ein Grundstein in Anklam für Forschung und Entwicklung in einer völlig neuen Dimension und Vielfalt gelegt. Wir sind von dem visionären Projekt überzeugt, welches das Potenzial besitzt, die Region in der Zukunft neu zu prägen. Das neue Forschungslabor ist ein entscheidender Schritt hin zu mehr zukunftsorientierten Arbeitsplätzen in Vorpommern. Unser Ziel ist es, das mit dem Erfolg des Forschungsvorhabens auch ein Produktionswerk für Naturkautschuk entsteht. Das Vorhaben trägt zu mehr direkter Wertschöpfung bei. Landwirtschaft und Industrie werden gleichermaßen in der Region gestärkt“, betonte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe. „Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, die molekularen Grundlagen der Kautschuk-Biosynthese in der Löwenzahn-Pflanze zu verstehen. Dieses biologische Verständnis hat die industrielle Nutzung jetzt in greifbare Nähe gerückt. Continental hat mit dem neuen Versuchslabor ein Zeichen gesetzt, das diesen Transfergedanken deutlich sichtbar macht“, unterstrich Dirk Prüfer, Professor für Biotechnologie der Pflanzen an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und Standortleiter des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME, Außenstelle Münster.

Taraxagum

Continental hatte im August 2016 die Planungen für das Labor vorgestellt und im November 2017 mit dem Bau auf dem Grundstück Lilienthalring 1 in Anklam begonnen. Die Forschungen zum Ersatz von Kautschuk aus den Tropen durch Pflanzen, die in gemäßigten Breiten angebaut werden können, führt der Reifenhersteller seit 2011 in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut IME in Münster, dem Julius Kühn-Institut in Quedlinburg sowie dem Züchtungsexperten Eskusa aus Parkstetten und weiteren Partnern in verschiedenen Forschungsprojekten mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durch. Im Jahre 2014 wurde das erste Muster eines Premium-Winterreifens mit einem Laufstreifen aus reinem Löwenzahnkautschuk auf die Straße gebracht. Auf der IAA 2016 folgte dann der erste Lkw-Reifen mit einem Laufstreifen aus Taraxagum-Kautschuk.

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