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Unternehmen 6. September 2022

Erster elektrischer Steamcracker im Großformat

BASF, Sabic und Linde beginnen mit dem Bau der ersten Anlage für großtechnische elektrisch beheizte Steamcracker. Die Inbetriebnahme ist für 2023 geplant.

Konventioneller Steamcracker der BASF in Ludwigshafen
Konventioneller Steamcracker der BASF in Ludwigshafen

BASF, Sabic und Linde haben mit dem Bau der weltweit ersten Demonstrationsanlage für großtechnische elektrisch beheizte Steamcracker-Öfen begonnen. Durch die Nutzung von Strom aus erneuerbarer Energie anstelle von Erdgas können elektrische Steamcracker die CO2-Emissionen eines der energie-intensivsten Prozesse der chemischen Industrie um mindestens 90 % zu reduzieren.

Steamcracker mit 6 MW elektrischer Leistung

Die Demonstrationsanlage wird vollständig in einen der bestehenden Steamcracker am Verbundstandort der BASF in Ludwigshafen integriert. Sie wird zwei unterschiedliche Heizkonzepte testen, pro Stunde rund 4 t Kohlenwasserstoffe verarbeiten und dabei 6 MWh erneuerbare Energie verbrauchen. Die Inbetriebnahme der Demonstrationsanlage ist für 2023 geplant.

BASF und Sabic investieren gemeinsam in das Projekt, wobei die Demonstrationsanlage von BASF betrieben wird. Linde ist der Partner für Planung, Beschaffung und Bau für dieses Projekt und wird die entwickelten Technologien in Zukunft vermarkten.

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Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Förderprogramms „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit 14,8 Mio. EUR gefördert, um die Entwicklung der neuartigen Ofentechnologie zu unterstützen. Die Gesamtprojektentwicklungskosten belaufen sich auf rund 69 Mio. EUR.

Elektrifizierung senkt CO2-Emissionen

„Die Mission von BASF ist Klimaneutralität und die Elektrifizierung des sehr energieintensiven Steamcrackers ist ein wichtiger Meilenstein auf unserer Transformation hin zu Netto-Null-CO2-Emissionen“, sagt Dr. Martin Brudermüller, Vorsitzender des Vorstands bei BASF. Yousef Al-Benyan, CEO von Sabic, sagt: „Dieses Projekt birgt großes Potenzial für die gesamte petrochemische Industrie auf dem Weg hin zu kohlenstoffarmen Prozessen.“

„Dieses Projekt zeigt, wie globale Unternehmen ihr Fachwissen in den Bereichen Technologie, Planung, Beschaffung, Bau und Betrieb kombinieren. Die Demonstrationsanlage ist ein Meilenstein auf dem Weg zu nachhaltigen Lösungen in der petrochemischen Industrie“, sagt Jürgen Nowicki, CEO von Linde Engineering.

Olefinproduktion mit elektrischer Energie

Die Demonstrationsanlage soll die kontinuierliche Olefinproduktion mit erneuerbarer Energie als Wärmequelle unter Beweis stellen. Die Anlage ist so konzipiert, dass zwei Heizkonzepte parallel getestet werden können: Bei der direkten Beheizung wird elektrischer Strom direkt an die Rohre im Reaktor angelegt; die indirekte Beheizung nutzt die Strahlungswärme von Heizelementen, die um die Rohre angeordnet sind. Die Erprobung beider Konzepte wird es ermöglichen, flexibel auf unterschiedliche Kunden- und Standortanforderungen zu reagieren.

Steamcracker benötigen große Mengen Energie

Steamcracker spielen eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Basischemikalien. Sie benötigen große Mengen Energie, um Kohlenwasserstoffe in Olefine und Aromaten aufzuspalten. Diese Reaktion findet in speziellen Öfen bei Temperaturen von etwa 850 °C statt. Bislang werden diese Temperaturen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erreicht.

Das Projekt „eFurnace“ verfolgt das Ziel, diesen Prozess künftig durch den Einsatz von Strom zu beheizen und so die CO2-Emissionen zu reduzieren. Im diesem Projekt erproben BASF und Sabic in den nächsten vier Jahren verschiedene Heizkonzepte elektrifizierter Spaltöfen eines Steamcrackers. mg

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