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News 30. März 2017

VDI-Kongress: Noch viel Potenzial beim Exterieur

Kunststoffe sind schon länger die Entwicklungstreiber im Automobilbau. Für künftige Elektroautos gilt dies ganz besonders. Dies zeigte der diesjährige Fachkongress "Kunststoffe im Automobilbau" des VDI, zu dem rund 1.350 Teilnehmer nach Mannheim anreisten. Über 100 Aussteller ergänzten die Vortragsveranstaltungen mit ihren zahlreichen Experten-Referaten.
Rund 1350 Teilnehmer kamen zum VDI-Kongress Kunststoffe im Automobilbau in den Mannheimer Rosengarten.
Rund 1350 Teilnehmer kamen zum VDI-Kongress Kunststoffe im Automobilbau in den Mannheimer Rosengarten.

Kunststoffe sind schon länger die Entwicklungstreiber im Automobilbau. Für künftige Elektroautos gilt dies ganz besonders. Dies zeigte der diesjährige Fachkongress "Kunststoffe im Automobilbau" des VDI, zu dem rund 1.350 Teilnehmer nach Mannheim anreisten. Über 100 Aussteller ergänzten die Vortragsveranstaltungen mit ihren zahlreichen Experten-Referaten.

Kongressteilnehmer in Mannheim: Innovationen in der Kunststofftechnik beeinflussen direkt die fahrzeugtechnischen Konzepte von morgen.
Kongressteilnehmer in Mannheim: Innovationen in der Kunststofftechnik beeinflussen direkt die fahrzeugtechnischen Konzepte von morgen.

Der VDI lud für den 29. und 30. März 2017 nach Mannheim zum internationalen Jahreskongress "Kunststoffe im Automobilbau" ein. Kongressleiter Prof. Rudolf Stauber konnte rund 1350 Teilnehmer begrüßen. Damit ist diese Veranstaltung der der weltweit größte Kongress für Kunststoffexperten überhaupt. Er setzt und thematisiert die Trends im Automobilbau.

Einen besonderen fachlichen Schwerpunkt gab es auf der diesjährigen Tagung nicht – jedoch zeigte sich, dass das kommende Zeitalter der Elektromobilität und neue Entwicklungen beim Exterieur das besondere Interesse der Teilnehmer auf sich zog. Dagegen spielte – ganz anders als auf der letztjährigen Veranstaltung – das Thema Industrie 4.0 keine Rolle.

"Das Interieur eines Autos  besteht bereits heute zu fast 100 Prozent aus Kunststoffmaterialien. Dieser Bereich ist ausgereizt. Anders ist dies beim Exterieur, hier liegt noch viel Potenzial für polymere Werkstoffe", erklärt Wolfgang Frech, beim VDI Wissensforum verantwortlich für den Kongress. "Dabei geht es nicht nur um weitere Gewichtseinsparung sondern auch um ein völlig neues Design mit integrierten Funktionalitäten, was mit metallischen Werkstoffen nicht darstellbar ist."

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Jochen Hardt (r.), Covestro, und Steffen Pietzonka, Hella: Die Autobeleuchtung verschwindet mithilfe einer holografischen Folie nahtlos in einer Hülle aus Polycarbonat.
Jochen Hardt (r.), Covestro, und Steffen Pietzonka, Hella: Die Autobeleuchtung verschwindet mithilfe einer holografischen Folie nahtlos in einer Hülle aus Polycarbonat.

Elektromobile ermöglichen völlig neue Designs

Insbesondere von einem Elektromotor angetriebene Automobile erlauben ein völliges neues Denken beim Design, schließlich entfallen mit dem Verbrennungsmotor zahlreiche Bauteile wie beispielsweise der Kühlergrill. "Künftige Elektroautos werden die Fahrzeuggestaltung nachhaltig prägen, zusätzlich getrieben durch die Möglichkeiten, die Kunststoffe hier bieten", so Frech im Gespräch mit der K-ZEITUNG.

Wie dies in Zukunft aussehen könnte, demonstrierten Jochen Hardt von der Polycarbonates Business Unit bei Covestro und Steffen Pietzonka vom Lichtspezialisten Hella. Covestro hat gemeinsam mit Hella und dem schwedischen Umeå Institute of Design ein ganz neues Konzept für die Gestaltung von Elektroautos entwickelt und dieses Lifestyle-Elektroauto in Mannheim präsentiert. Mit leuchtenden Flächen und darin integrierten Scheinwerfern und Heckleuchten kommt es daher.

"Der Wegfall des Kühlergrills und anderen für den Verbrennungsmotor notwendigen Teilen sowie eine neue Kunststofftechnologie ermöglichen ein komplett fugenloses Design", erklärt Hardt gegenüber der Fachpresse. "So verschwindet zum Beispiel die Autobeleuchtung mithilfe einer holografischen Folie nahtlos in einer Polycarbonathülle." Damit bieten sich Autodesignern faszinierende Möglichkeiten für die Gestaltung von Front- und Heckbereichen.

Neues Denken beim Design vom Elektroautos: Konzeptstudie von Covestro und Hella.
Neues Denken beim Design vom Elektroautos: Konzeptstudie von Covestro und Hella.

Wann kommt das Elektroauto?

Doch kommt das Elektroauto wirklich? Die Absatzzahlen in Deutschland sprechen da eher eine andere Sprache. Auch Tagungsleiter Prof. Stauber äußert sich zurückhaltend: "Frühestens mit der übernächsten Autogeneration sieht er die neu designte Elektromobilität auf den Straßen. "Elektromobilität und autonomes Fahren werden sich evolutionär entwickeln, ich geh nicht von einem revolutionären Prozess aus", so Stauber.

Dr. Ulrich Eberl, Geschäftsführer des Scipress Redaktionsbüros, zeigte sich dagegen in seinem Eröffnungsvortrag zu Zukunft 2050 eher revolutionär: "Das fossile Zeitalter wird enden und ein neues Stromzeitalter wird kommen", prognostiziert er. Eberl sieht drei wesentliche globale Trends beim Automobil: Elektrisch angetrieben, autonom fahrend und vernetzt mit Internet und Stromnetzten. "Nach dem Smart Phone kommen Smart Car, Smart Grid, Smart Home und Smart Industry", so Eberl. Und der Motor unter der Haube werde komplett verschwinden und als E-Motor im Rad zu finden sein.

Neue Kunststoffanwendungen auch beim klassischen Auto

Aber Elektromobilität ist nicht alles. Auch beim klassischen Auto mit Verbrennungsmotor tut sich einiges. Diskutiert wurden in Mannheim neue Anwendungen mit Endlosfaser-Materialverbunden, mit Kohlenstofffasern gefüllte Compounds, darunter auch Polypropylen, das in einigen Anwendungen Polyamid ersetzen kann. Andere technische Highlights abseits der Leichtbau- und Nachhaltigkeits-Debatte waren der wirtschaftliche Spritzguss optischer Teile mit hochwertigen Oberflächen.

Tagungsleiter Prof. Stauber: „Elektromobilität und autonomes Fahren werden sich Schritt für Schritt evolutionär und nicht revolutionär entwickeln.“
Tagungsleiter Prof. Stauber: „Elektromobilität und autonomes Fahren werden sich Schritt für Schritt evolutionär und nicht revolutionär entwickeln.“

Insgesamt präsentiert sich der Kongress auch in diesem Jahr wieder in Form von strategischen Übersichtsvorträgen aus Markt und Forschung, Kunststoffinnovationen im Fahrzeugbau und Praxisbeispielen seitens der Verarbeiter. "Die Erfolgsgeschichte der Tagung, die dieses Jahr bereits zum 41. Mal stattfand, wurde fortgeschrieben", sagt Stauber. Erwünscht war zudem ein Blick über den Tellerrand: Zeitgleich fand die 3. VDI-Fachkonferenz "Kunststoffe im Nutzfahrzeug" statt.

Wolfgang Frech vom VDI Wissensforum erklärt: "Die konstant hohe Teilnehmerzahl belegt auch in diesem Jahr, dass wir mit unseren Themen das aktuelle Interesse der Teilnehmer treffen. Durch die erfolgreiche Kombination des etablierten Branchentreffs 'Kunststoffe im Automobilbau' mit der VDI-Fachkonferenz 'Kunststoffe im Nutzfahrzeug' ist es uns gelungen, den Bogen für Kunststoffanwendungen über die gesamte Fahrzeugindustrie zu spannen."

mg

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