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Technik 4. Juli 2023

Mit 3D-Druck nachhaltiger in den Weltraum

Die BAM optimiert den pulverbasierten 3D-Druck, um damit künftige Weltraummissionen nachhaltiger zu gestalten.

Die Experimente zur nachhaltigen Additiven Fertigung im Weltraum wurden bei der BAM vorbereitet und bei der letzten Parabelflug-Kampagne des DLR durchgeführt.
Die Experimente zur nachhaltigen Additiven Fertigung im Weltraum wurden bei der BAM vorbereitet und bei der letzten Parabelflug-Kampagne des DLR durchgeführt.

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat sich mit zwei Experimenten an der 40. Parabelflugkampagne des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Mai 2023 beteiligt. Damit soll die pulverbasierte Additive Fertigung im Weltraum optimiert und ein Beitrag zu nachhaltigeren Weltraummissionen geleistet werden.

Bei pulverbasierten 3D-Druckverfahren wird ein Bauteil durch das Aufbringen von Schichten eines fließfähigen Pulvers aufgebaut. Die einzelnen Schichten werden dann mittels Laserstrahl verschmolzen und anschließend aus dem Pulverbett herausgetrennt.

Gasstrom ersetzt im Weltraum die Gravitation

In früheren Kampagnen wurde die industriell bereits erfolgreiche Fertigungsmethode des Selektiven Laserschmelzens, das Laser-based Powder Bed Fusion (LPBF), in Schwerelosigkeit erprobt. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass ein Gasstrom durch das Pulver die für den Schichtauftrag notwendige Gravitation ersetzen kann. Erste Bauteile wurden bereits in der Schwerelosigkeit erfolgreich gefertigt.

„Die additive Fertigung wird zunehmend auch für die Luft- und Raumfahrtbranche wichtig“, erklärt Prof. Dr. Jens Günster, Projektleiter und Leiter des Fachbereiches Multimateriale Fertigungsprozesse an der BAM. „Durch die Optimierung von pulverbasierten 3D-Druckverfahren, wie sie die BAM bei der Parabelflugkampagne erprobt, können Bauteile in Zukunft vor Ort hergestellt und so Weltraummissionen effizienter und nachhaltiger werden."

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Pulverauftrag im Weltraum weiter optimiert

Im aktuellen Experiment lag der Fokus auf der Optimierung des Pulverauftrags sowie der Qualitätskontrolle und Visualisierung der aufgetragenen Schichten. Dazu wurde die im letzten Experiment erprobte und weiterentwickelte Depositionseinheit genutzt, in der das Pulver nicht aus einem einzelnen großen Behälter appliziert wird, sondern mittels einzelner Zellen, die in einer Wabenstruktur verbunden sind.

Das Design reduziert das Verklumpen einzelner Pulverpartikel und unterstützt einen homogenen Schichtauftrag. Zusätzlich setzt das Team einen Linienscanner ein, um die einzeln aufgetragenen Pulverschichten während des Druckprozesses zu vermessen. So kann erstmals die Oberflächenqualität während der Herstellung ermittelt werden.

3D-gedruckte Ersatzteile aus Mondstaub 

Ein weiterer Schwerpunkt des Experiments liegt auf der Untersuchung von Mondregolith-Simulant als Fertigungsmaterial für Ersatzteile. Die Nutzung von vorhandenen Materialien vor Ort, wie pulverisiertem Mondgestein, kann Raumfahrtmissionen noch flexibler gestalten. Anknüpfend an vorangegangene Versuche wurde das Schmelzverhalten von Mondstaub im additiven Fertigungsprozess weiter untersucht. Insbesondere die Ausbildung eines Schmelzbades im Pulverbett für unterschiedliche Größen des Laserstrahls in Schwerelosigkeit sowie in normaler Erdgravitation und Hypergravity standen dabei im Fokus.

Ein zweites Experiment, das von der Xolo GmbH Berlin geleitet wird und an dem die BAM beteiligt ist, testete ein neues additives Fertigungsverfahren für Polymerwerkstoffe, das für Anwendungen in der regenerativen Medizin eingesetzt werden soll. Das BAM-Team will das Verfahren von Xolo in Zusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben (Dr. Johanna Sänger und Prof. Dr. Raúl Bermejo) mit neuen Werkstoffen kombinieren und für Weltraummissionen optimieren.

Mehr über den 3D-Druck im Weltraum erfahren Sie in diesem Interview mit Prof. Dr. Jens Günster. gk

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