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News 6. Juli 2021

Mehrweg als Standard für saubere Meere

Das Verbot einzelner Plastikprodukte ist laut BUND nur ein erster Schritt für saubere Meere: Mehrweg muss Standard werden.
Für saubere Meere fordert der BUND Mehrweg als verbindlichen Standard für effektiven Meeres- und Ressourcenschutz.
Für saubere Meere fordert der BUND Mehrweg als verbindlichen Standard für effektiven Meeres- und Ressourcenschutz.

Das Verbot einzelner Plastikprodukte ist laut BUND nur ein erster Schritt für saubere Meere: Mehrweg muss Standard werden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt das "überfällige Verbot von einzelnen Produkten aus Einwegplastik", welches nun in der EU gilt, sieht es aber nur als ersten Schritt auf dem Weg zu sauberen Meeren und fordert Mehrweg als verbindlichen Standard. Der Umweltverband sieht weiteren Handlungsbedarf, um Meere und Ressourcen effektiv zu schützen.

Weniger Müll für saubere Meere

„Flaschen, Deckel, Plastiktüten oder Verpackungen von Süßigkeiten machen auch an deutschen Küsten einen großen Teil des Strandmülls aus. Das EU-weite Verbot für einzelne Plastikprodukte ist daher wichtig und richtig. Ein effektiver Meeres- und Ressourcenschutz kann aber nur gelingen, wenn insgesamt weniger Einweg produziert wird und somit auch weniger Müll entsteht“, sagt Dorothea Seeger, Meeresmüll-Expertin des BUND.

Verbindliche Vorgaben für Mehrweg als Standard

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Deshalb braucht es aus Sicht des BUND schnell verbindliche Vorgaben, mit denen unternehmensübergreifende Mehrwegkonzepte flächendeckend etabliert werden. Sowohl der Handel als auch die Industrie müssen nach Überzeugung des BUND verpflichtet werden, funktionierende Mehrweg-Infrastrukturen aufzubauen. „Ab 2023 müssen viele gastronomische Betriebe Mehrwegverpackungen für Außer-Haus-Bestellungen zumindest anbieten. Wir befürchten aber, dass dies nicht dazu beitragen wird, weniger Abfall zu verursachen. Einerseits müssen sich nicht alle Betriebe beteiligen und andererseits muss Mehrweg nicht günstiger angeboten werden als Einweg“, sagt Janine Korduan, Expertin für Kreislaufwirtschaft beim BUND. „Besser wäre eine Abgabe auf Einwegverpackungen, welche die schädlichen Umweltauswirkungen sichtbar einpreist.“ 

Ziel: Wiederverwendungsquote von 30 %

Dazu muss nach Überzeugung des BUND auch die Mehrwegquote von 70 % im Getränkebereich endlich umgesetzt werden. Zudem sollten Pfand-Mehrwegsysteme für weitere Lebensmittelverpackungen sowohl für Großgebinde als auch im To-Go-Bereich ausgebaut und etabliert werden. Das Ziel müsse eine Wiederverwendungsquote von 15 % bis zum Jahr 2025 und 30 % bis zum Jahr 2030 für Lebensmittel- und andere Verkaufsverpackungen sein. „Die Plastikindustrie wird weiterhin Unmengen an Plastik produzieren“, sagt Korduan. „Dabei müssen wir insgesamt viel weniger verbrauchen – nicht nur Plastik, sondern auch andere Rohstoffe. Deshalb dürfen wir Einweg-Plastik nicht einfach mit Einweg-Papier ersetzen. Zellstoff für deutsche Lebensmittel-Papierverpackungen kommt zu großen Mengen aus Monokulturen in Brasilien, die das Artensterben befeuern und indigenen Menschen ihr Land wegnehmen. Einweg bleibt eine Sackgasse, nur Mehrweg führt in eine ressourceneinsparende und umweltschonende Zukunft.“

EU-Einwegplastik-Richtlinie

Am häufigsten werden an den Küsten der Europäischen Union Plastikflaschen und -deckel, Zigarettenkippen, Wattestäbchen und Süßigkeitenverpackungen, Hygieneprodukte, Besteck, Trinkhalme, Einwegbecher, Luftballons und Essensverpackungen gefunden. Gemeinsam machen sie beinahe die Hälfte des gesamten Strandmülls aus. Ein weiteres Drittel des Strandmülls wird durch Fischereigeräte verursacht. Die EU-Einwegplastik-Richtlinie setzt daher genau bei der Reduzierung dieser am häufigsten an den Stränden gefundenen Einwegplastik-Produkte sowie Fischereigerät an. Die Richtlinie ist auf europäischer Ebene im Juli 2019 in Kraft getreten und fordert die Umsetzung der ersten Maßnahmen in deutsches Recht zum 3. Juli 2021, die nun unter anderem mit dem Verbot bestimmter Einwegprodukte erfolgt.

Einweg-Abfall-Verwertungs-Infrastruktur in Deutschland

Auch wenn in Deutschland gute Erfassungs- und Recyclingsysteme für Plastik bestehen, so ist dies für den BUND "in Wirklichkeit eine funktionierende Einweg-Abfall-Verwertungs-Infrastruktur“. Sie führt nach Überzeugung des BUND bisher aber nicht dazu, dass weniger Verpackungen produziert oder verbraucht werden, im Gegenteil: die Verpackungsmüllberge wachsen.

Ein weiterer Kritikpunkt des BUND: 2019 wurden zudem immer noch viel zu viele Verpackungen, die im gelben Sack gesammelt werden, „thermisch verwertet“. Immerhin fast 40 % dieser meist kurzlebig eingesetzten Verpackungen wurden verbrannt, die stofflichen Ressourcen also für immer vernichtet. "Wir haben in Deutschland Infrastrukturen, die kontinuierlich Ressourcen verschwenden und auch Recycling und Logistik sind zumeist fossil-basiert und gehen mit Material- und Energieverlusten einher. Von einem primärressoucensparenden, zirkulären Wirtschaften sind wir daher noch weit entfernt. Zum Schutz der Meere und der Umwelt muss daher der Wandel zu einer echten Plastikwende geschafft werden", so der BUND.

ak

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