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News 28. Februar 2024

Höhere Kosten – weniger Umsatz

Tecpart-Umfrage bei den Herstellern technischer Kunststoffprodukte: gestiegene Kosten und Umsatzrückgänge führen zu weiteren Rückgängen im Betriebsergebnis

Michael Weigelt, Geschäftsführer des Verbands technische Kunststoff-Produkte – Tecpart: „Teure und lähmende bürokratische Lasten behindern und überzogene regulatorische Vorschriften aus der EU schädigen die internationale Wettbewerbsfähigkeit.“
Michael Weigelt, Geschäftsführer des Verbands technische Kunststoff-Produkte – Tecpart: „Teure und lähmende bürokratische Lasten behindern und überzogene regulatorische Vorschriften aus der EU schädigen die internationale Wettbewerbsfähigkeit.“

127 Kunststoffverarbeiter haben in diesem Jahr an der Umfrage des Verbands technische Kunststoff-Produkte – Tecpart – teilgenommen haben. 56 % davon sind Hersteller von technischen Kunststoff-Produkten, 17 % ordneten sich den Compoundierern und Rezyklern zu und weitere 27 % anderen Herstellergruppen der Kunststoffverarbeitung.

40 % der befragten Unternehmen mussten 2023 sinkende Gewinne hinnehmen – der Höchstwert in den letzten sechs Jahren. Gleichzeitig konnten nur noch 24 % der Unternehmen steigende Gewinne erzielen, was ebenfalls der schlechteste Wert der letzten sechs Jahre ist und damit nach Überzeugung von Tecpart die Zukunftsfähigkeit einiger Unternehmen infrage stellt. Auch konnten die gestiegenen Preise aus Material-, Strom- und Personalkostenerhöhungen nicht in dem notwendigen Umfang in den Markt weitergegeben werden.

Wachstumschancenpaket muss endlich kommen

„Die Branche steht vor der Herkulesaufgabe, den Transformationsprozess zu meistern und zu bezahlen, da schlagen die Anhebung der Netzentgelte und die nun zusätzliche Verteuerung der CO2-Abgabe voll ein“, mahnt Felix Loose, Geschäftsführender Gesellschafter der Roga GmbH & Co. KG. Er fordert mehr Verlässlichkeit seitens der Politik, von der endlich wieder eine Wachstumsperspektive kommen muss, dann können auch wieder die erforderlichen Gewinne erwirtschaftet werden. „Es ist dringend geboten, hier Investitions- und Wachstumsbedingungen zu schaffen, die dem Mittelstand mit seinen in Deutschland befindlichen Standorten zugutekommt. Wir riskieren derzeit erneut das Abwandern von Industrien. Wie schnell das geht, konnte man als abschreckende Beispiele mit der Pharma-, Textil-, Solar- und Windkraft-Branche sehen“.

„Es ist nicht mehr 5 vor 12 – das Wachstumschancenpaket muss jetzt verabschiedet werden, um weiter an der Verbesserung der Standortbedingungen zu arbeiten“, so der Vorsitzende von Tecpart. Viele Hoffnungen haben die Befragten allerdings nicht, denn die Erwartungen für die Unternehmensergebnisse in 2024 sind verhalten. Hier geben 54 % der Befragten an, dass sie keine Veränderung erwarten und 25 % rechnen sogar mit einem weiteren Abschmelzen der Gewinne.

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Investitionen überwiegend auf Vorjahresniveau

Die fehlenden Impulse für die künftige Entwicklung schlagen sich auch bei den Investitionen nieder. Rund 25 % der Unternehmen haben ihre Investitionen zurückgefahren – der höchste Wert seit dem Corona-Jahr 2020. 63 % der Unternehmen haben ihre Investitionen auf dem Vorjahresniveau gehalten.

Die wirtschaftliche Situation ist trotz vermehrtem Gewinnrückgang bei den Unternehmen meist noch robust. Allerdings zeigt die Tecpart-Umfrage auch, dass für rund ein Drittel der Unternehmen Kurzarbeit derzeit ein Thema ist. Für rund 35 % der Unternehmen sind Finanzierungsbedingungen und die Liquiditätssituation bereits heute eine starke bis sehr starke Herausforderung, die auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen könnte. Mehr als 50 % der Unternehmen bezeichnen das Verhalten ihrer Kunden durch unzuverlässige Abrufe als starke bis sehr starke Herausforderung.

EU-Vorschriften schaden der Wettbewerbsfähigkeit

Michael Weigelt, Geschäftsführer von Tecpart, fordert vor diesem Hintergrund ein faires und aufeinander abgestimmtes Miteinander: „Wir brauchen gesunde vernetzte Lieferketten in Deutschland, und die reichen von der Chemieindustrie über die Zulieferindustrie bis hin zu den OEM und dann schließlich wieder zu den Recyclern – nur so werden wir die Transformationsziele der EU schaffen.“

Weigelt gibt aber zu bedenken: „Dazu sind politische Rahmenbedingungen erforderlich, die das auch fördern. Teure und lähmende bürokratische Lasten behindern und überzogene regulatorische Vorschriften aus der EU schädigen die internationale Wettbewerbsfähigkeit, wenn diese ohne entsprechenden Schutz des EU-Binnenmarktes eingeführt werden. Ein Beispiel sind die unrealistischen Rezyklatquoten aus der EU-Altautoverordnung, die zudem den wichtigen Abfallstrom der Industrieabfälle außen vor lässt. Hier brauchen wir praxisnahe Vorgaben und kein ideologisch gefärbtes Wunschdenken.“

„Nur Praktikabilität, Verlässlichkeit und Kontinuität schafft Vertrauen in die Politik. Nur ein mit der Wirtschaft entwickeltes Konzept für den Standort verbessert Steuereinnahmen, und nur verbesserte Steuereinnahmen können die Stabilität in der sozialen Marktwirtschaft gewährleisten“, so Weigelt. gk

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