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Unternehmen 11. September 2020

„Wir stärken den Standort Meinerzhagen“

Wittmann Battenfeld Deutschland will in Meinerzhagen den Service- und Schulungsbereich ausbauen, verrät Geschäftsführer Andreas Schramm im Interview.
Andreas Schramm, Geschäftsführer von Wittmann Battenfeld Deutschland: „Wir wollen den Service- und Schulungsbereich in Meinerzhagen weiter stärken.“
Andreas Schramm, Geschäftsführer von Wittmann Battenfeld Deutschland: „Wir wollen den Service- und Schulungsbereich in Meinerzhagen weiter stärken.“

Wittmann Battenfeld Deutschland will in Meinerzhagen den Service- und Schulungsbereich ausbauen, verrät Geschäftsführer Andreas Schramm im Interview.

Herr Schramm, erreiche ich Sie gerade in Meinerzhagen?
Schramm:
Ja, ich verbringe einem Großsteil meiner Arbeitszeit hier am Standort. Die andere Zeit bin ich in Nürnberg oder im Markt bei Kunden und Partnern. Diese Aufteilung hat sich in den vergangenen Monaten seit meinem Start bei Wittmann Battenfeld als sinnvoll herauskristallisiert.

Sie bilden seit Januar dieses Jahres eine Doppelspitze in der Deutschland-Geschäftsführung von Wittmann Battenfeld, und zwar gemeinsam mit Michael Tolz. Wie haben Sie die Aufgaben aufgeteilt?
Schramm:
Wir tragen beide die Gesamtverantwortung für die Wittmann Battenfeld Deutschland GmbH. Thematisch kümmere ich mich schwerpunktmäßig um das Geschäft mit den Spritzgießmaschinen, Michael Holz um die Themen Automation und Peripherie. Unsere Kompetenzen ergänzen sich hervorragend. Gerade für komplexe Spritzgießzellen einschließlich Peripherie und Automation und auch in der strategischen Marktbearbeitung können wir davon profitieren.

Wie haben Sie die Zeit seit Ihrem Start bei Wittmann Battenfeld im Oktober 2019 erlebt?
Schramm:
Das war natürlich eine sehr ereignisreiche Zeit – nicht nur durch die Corona-Pandemie. Mein Einstieg bei Wittmann Battenfeld erfolgte ja kurz vor der K-Messe. Schon damals war klar, dass der Markt deutlich schwächer wird als in den Jahren zuvor und dass unruhige Zeiten kommen. Persönlich habe ich in dieser Zeit überwiegend Positives erlebt: Ich bin sehr freundlich empfangen worden und bin auf eine sehr kompetente, erfahrene Mannschaft mit hoher Kunden- und Marktorientierung gestoßen. In der gesamten Organisation herrscht ein positiver Spirit man spürt das Familienunternehmen Wittmann-Battenfeld. Mit diesen Stärken konnten wir die schwierige Marksituation und die Corona-Auswirkungen bislang sehr gut meistern.

Seit Juni wieder Belebung des Geschäfts

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Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Ihr Geschäft in Deutschland?
Schramm:
Wir haben das erste Halbjahr mit einem vernünftigen Ergebnis abgeschlossen. Damit sind wir zufrieden. Allerdings hatten wir für das Geschäftsjahr 2020 schon auf stark reduziertem Niveau geplant. Insofern verliefen die ersten Monate mehr oder weniger erwartungsgemäß. Ab Mitte März bis in den Mai hinein hatten wir dann aufgrund der Pandemie sehr schwierige Monate für den Auftragseingang. Da gab es kaum noch neue Projekte, keine Kundenbesuche und keine Investitionsentscheidungen. Seit Juni sehen wir allerdings wieder eine Belebung des Geschäfts, sodass wir erwarten, auch das Geschäftsjahr 2020 zufriedenstellend abzuschließen.

Ist damit das Schlimmste überstanden?
Schramm:
Trotz des besseren Auftragseingangs der letzten drei Monate und der verbesserten Projektlage, traue ich mich nicht, von einer nachhaltigen Stabilisierung zu sprechen – zumal das Geschäft mit der Automobilindustrie in Deutschland nach wir vor schwierig ist. Die Branche steckt in einem tiefgreifenden Umbruch, die Corona-Krise hat die Entwicklung nur noch verschärft. Ich gehe davon aus, dass sich unsichere Marktsituation noch bis in das neue Jahr fortsetzen wird.

Wie schaut es in den Bereichen Medizintechnik und Verpackung aus?
Schramm:
In beiden Branchen ist Wittmann-Battenfeld vergleichsweise gering vertreten. Hier gibt es Aktivitäten um diese Marksegmente zukünftig stärker zu bearbeiten. Aktuell ist natürlich für einige unserer Kunden in der Corona-Pandemie die Fertigung von Schutzmasken und -ausrüstung ein Thema. Das würde ich nicht zur Medizintechnik im engeren Sinne zählen.

„Wir werden in Deutschland die Höhen aus 2017 und 2018 nicht wieder erreichen“

Wie wird sich der deutsche Markt Ihrer Meinung nach entwickeln?
Schramm:
Wir gehen davon aus, dass der deutsche Markt sich weiter verändern wird. Die Kunststoffindustrie wird aus meiner Sicht die Höhen der Jahre 2017 und 2018 nicht wieder erreichen. Wie bereits genannt, ist die Automobilindustrie im vollen Wandel und auch in anderen Branchen verändern sich Technologien und auch die Produktionskapazitäten. Der deutsche Kunststoffmarkt wird aber gerade wegen der hohen Kompetenz in Forschung und Entwicklung und durch das vorhandene Know-how ein großer und bedeutsamer Markt bleiben.

Haben Sie Kurzarbeit in Meinerzhagen?
Schramm: Ja, wir haben an beiden Standorten in Deutschland Kurzarbeit eingeführt. Gerade in den Monaten März, April und teilweise Mai, als weder Kundendienst- noch Vertriebsmitarbeiter zum Kunden konnten, war dies ein probates Mittel, um Ausfälle zu kompensieren. Und auch jetzt haben wir noch in einigen Bereichen reduziert Kurzarbeit.

Wie nehmen Sie den Standort Meinerzhagen wahr?
Schramm: Meinzerzhagen hat ja eine lange Tradition als ehemaliger Battenfeld-Produktionsstandort. Seit 2008 – seit Wittmann-Battenfeld – nimmt man den frischen Wind mit neuen Produkten und Technologien wahr. Die große Stärke hat der Standort natürlich durch die direkte Nähe zu vielen Kunststoffverarbeitern, Werkzeug- und Formenbauern sowie Hochschulen hier in der Region. Das ist eine gewachsene Branche. Unser Ziel ist es, von hier aus vor allem den norddeutschen Markt noch stärker auszubauen. Analog dazu ist Nürnberg für uns der Standort für die Bearbeitung des süddeutschen Marktes.

Drei Schwerpunkte für die Entwicklung des Standorts Meinerzhagen

Was haben Sie konkret vor?
Schramm: Wir werden uns auf drei Schwerpunkte konzentrieren. Zum Ersten werden wir den Kundendienst weiter stärken. Die Kundennähe ist für uns bereits ein wichtiger Erfolgsfaktor und dieser muss weiter ausgebaut werden. Zum Zweiten möchten wir den Branchen- und Anwendungsfokus stärken. Neben dem genannten regionalen Bezug unserer beiden Standorte werden wir den Anwendungsfokus stärken. Als Beispiel haben wir im Technikum Meinerzhagen eine Schnelllaufmaschine EcoPower Xpress für Dünnwandanwendungen installiert. Diese steht für Präsentationen und Anwendungsversuche zur Verfügung. Versuche mit einem Werkzeugpartner laufen bereits. Genauso sehen wir in Oberflächen- und Dekorationsanwendungen ein gutes Potenzial. Auch hier laufen konkrete Aktivitäten. Und der dritte wichtige Punkt ist der weitere Ausbau unseres Schulungsangebotes. Wir sind hier bereits gut aufgestellt, wollen aber unser Angebot für die Zukunft noch erweitern. Hier sehen wir bei den Online-Schulungsmöglichkeiten ein sehr hohes Potenzial.

Sabine Koll

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