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Management 16. Februar 2018

Was der Mitarbeiter von morgen alles können sollte

An Mitarbeiter werden immer häufiger andere Anforderungen gestellt. Doch welche neuen Fähigkeiten braucht der gute Mitarbeiter von morgen?
Eine der neuen Anforderungen: Neue Aufgaben mit Zuversicht angehen.
Eine der neuen Anforderungen: Neue Aufgaben mit Zuversicht angehen.

An Mitarbeiter werden immer häufiger andere Anforderungen gestellt. Doch welche neuen Fähigkeiten braucht der gute Mitarbeiter von morgen?

Was unterscheidet einen sehr guten Mitarbeiter von einem durchschnittlichen? Klar ist: Wer in seinem Beruf Spitze sein möchte, braucht das nötige Fachwissen.Doch das allein genügt in der Regel nicht, um beruflich erfolgreich zu sein. "Denn Berufstätige agieren nicht im luftleeren Raum", betont Prof. Dr. Karl Müller-Siebers, Präsident der Fachhochschule für die Wirtschaft (FHDW), Hannover. "Sie sind ein Teil einer Organisation." Also müssen sie mit anderen Menschen kooperieren und harmonieren. Und dies setzt ebenfalls gewisse Fähigkeiten voraus. Doch welche?

Das hängt auch von der Struktur der Betriebe und deren Arbeitsorganisation ab, erklärt der Managementberater Hans-Peter Machwürth, Visselhövede. So waren zum Beispiel in den sehr hierarchisch strukturierten Betrieben, die bis vor knapp 20 Jahren die Unternehmenslandschaft prägten, primär die klassischen Sekundärtugenden – auch preußische Tugenden genannt – gefragt. Die Angestellten sollten pünktlich und fleißig sein sowie gewissenhaft und zuverlässig ihre Aufgaben erfüllen. "Und ansonsten den Mund halten", sagt Machwürth.

Veränderung von Denk- und Verhaltensmustern

Jahrzehntelang funktionierte dieses System. Doch irgendwann kamen die Unternehmen laut Aussagen des Organisationsberaters Klaus Doll zur Erkenntnis: "Wenn wir uns weiter verbessern wollen, müssen wir die Arbeit neu strukturieren." Also begann vor ca. 20 Jahren der Siegeszug der Team- und Projektarbeit. Das heißt, statt einzelnen Arbeitnehmern Teilaufgaben zu übertragen, wurden nun an Mitarbeitergruppen ganze Aufgabenkomplexe delegiert.

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Das wirkte sich auf die Anforderungen aus. "Teamfähig soll unser Mitarbeiter sein", lautete fortan eine Standardanforderung in Stellenanzeigen. Und zudem sollten die Neuen "kommunikativ" und "konfliktfähig" sein. "Denn wenn mehrere Mitarbeiter gemeinsam eine Aufgabe erfüllen, besteht ein größerer Abstimmungsbedarf. Zudem gibt es mehr Reibungspunkte", erklärt Doll.

Entsprechend boomten Team- und Projektmanagement- sowie Kommunikations- und Konfliktmanagementtrainings. Und heute? Heute ist die Team- und Projektarbeit in den meisten Unternehmen "gängige Praxis", betont Prof. Müller-Siebers. Dafür gewinnen neue Themen an Bedeutung. Denn aufgrund der Globalisierung und des rasanten technischen Fortschritts stehen die Unternehmen unter einem enormen Veränderungsdruck. Angestellte müssen immer häufiger ihre Denk- und Verhaltensmuster veränderten Rahmenbedingungen anpassen.

Mitarbeiter müssen "Selbstentwickler" werden

Hieraus resultiert ein immenser Lernbedarf – ein Bedarf, der "mit zentral organisierten Qualifizierungsmaßnahmen allein nicht mehr gedeckt werden kann", erklärt Werner Ollechowitz, Bereichsleiter Personal bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. "Dafür ist der Lernbedarf zu individuell und zu verschieden." Also muss das Lernen ein Teil des Arbeitsalltags werden. Beschäftigte sollen ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen – unterstützt von ihren Vorgesetzten. Sie müssen sozusagen "Selbstentwickler" werden, um begehrte Arbeitskräfte zu bleiben.

Das setzt mehrere Kompetenzen voraus. Die Angestellten müssen lernen, eigene Lernprozesse zu organisieren; außerdem sich zum Lernen zu motivieren – auch wenn es mal nicht auf Anhieb klappt. Diese Fähigkeit zur Selbstmotivation wird in der modernen Arbeitswelt zu einer Schlüsselkompetenz. Davon ist Martin Baltes, Gruppenleiter Recruiting beim DAX-Konzern Merck in Darmstadt überzeugt. "Denn je eigenständiger und -verantwortlicher die Mitarbeiter arbeiten und je häufiger sie vor neuen Herausforderungen stehen, umso öfter geraten sie an den Punkt, dass sie zunächst das Gefühl haben: Das kann ich nicht." Dann wird von Arbeitnehmern, so Berater Machwürth, heute erwartet, dass sie nicht unmittelbar die Flinte ins Korn werfen, sondern sich fragen "Unter welchen Voraussetzungen könnte ich die Aufgabe doch lösen?" und einen Versuch wagen.

Kernkompetenz "Zuversicht und Gelassenheit"

Das setzt voraus, dass die Angestellte die erforderliche Grundzuversicht "Irgendwie schaffe ich das schon" entwickeln, um "neue Aufgaben" beherzt anzugehen. Doch dies allein genügt laut Klaus Doll nicht: "Die Mitarbeiter müssen auch lernen, ihre Gedanken und ihr Verhalten zu steuern." Das heißt, sie dürfen bei neuen Herausforderungen zwar durchaus zunächst innerlich fluchen. Doch nach einiger Zeit sollten sie denken "Das gehört eben zu meinem Job" und "So schlimm, wie es erscheint, wird es schon nicht werden" und sich zum Handeln durchringen.

jm/Bernhard Kuntz

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