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News 27. Juni 2023

Studie: EU-Firmen überdenken China-Aktivitäten

Europäische Unternehmen beurteilen ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in China zunehmend kritisch, belegt eine neue Studie.

Immer mehr europäische Unternehmen, die in China aktiv sind, überdenken ihre Investitions- und Betriebsstrategien im Land der Mitte.
Immer mehr europäische Unternehmen, die in China aktiv sind, überdenken ihre Investitions- und Betriebsstrategien im Land der Mitte.

Die Studie, welche die Europäische Handelskammer in China in Zusammenarbeit mit Roland Berger erstellt hat, zeigt, dass europäische Firmen angesichts wachsender Risiken und eines unbeständigeren Geschäftsumfelds begonnen haben, ihre Investitions- und Betriebsstrategien zu überdenken und ihre Lieferketten auf die unsicheren Bedingungen einzustellen.

Das heißt, die Stimmung in der Wirtschaft gegenüber China hat sich deutlich verschlechtert: 64 % der Befragten gaben an, dass die Geschäftstätigkeit in China im vergangenen Jahr schwieriger geworden ist – der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. 30 % der Befragten meldeten Umsatzrückgänge gegenüber dem Vorjahr, was einem Anstieg von 20 Prozentpunkten entspricht und den höchsten Wert aller Zeiten darstellt. 11 % der Befragten haben bereits getätigte Investitionen aus China verlagert, und 8 % haben entschieden, künftige Investitionen, die zuvor in China geplant waren, in andere Länder zu verlagern.

Große Vorsicht bei künftigen Investitionen

Einer von zehn Befragten gab an, dass er seinen Hauptsitz in Asien oder den Hauptsitz einer Geschäftseinheit bereits aus dem chinesischen Festland verlegt hat oder dies plant. Die Zahl der Firmen, die China als drittwichtigstes Ziel für künftige Investitionen ansehen, ist im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozentpunkte gesunken. 75 % haben ihre Lieferkettenstrategien in den vergangenen zwei Jahren überprüft, wobei 24 % Pläne zur zumindest teilweisen Verlagerung ihrer Lieferketten auf das chinesische Festland meldeten und 12 % bereits Teile davon aus dem Land verlagert haben.

Studienergebnis: EU-Bürger wollen nicht in China arbeiten

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Die Entkopplung zwischen dem Hauptsitz und China hat vor allem aus Gründen des Risikomanagements zugenommen, wobei fast drei Viertel der Befragten ihre IT- und Datenspeicher-Infrastruktur lokalisiert haben. Auch die Lokalisierung von Mitarbeitern hat in den vergangenen fünf Jahren erheblich zugenommen: 16 % der Unternehmen geben an, dass sie in China keine ausländischen Mitarbeiter mehr beschäftigen.

Diese Entwicklungen sind mit erheblichen Kosten für die Unternehmen und für China verbunden. Die Notwendigkeit, unterschiedliche Systeme für China und den Rest der Welt zu schaffen, bedeutet nach Einschätzung der Autoren der Studie (hier geht es zum Download), dass die Gesamteffizienz, die sich aus den globalen Größenvorteilen ergibt, verloren geht. Und der Rückgang der Zahl ausländischer Mitarbeiter führe zu einem geringeren Transfer von Know-how und bewährten Verfahren, zu Kommunikationsschwierigkeiten, aufgeschobenen Investitionsplänen und sogar zur Schließung von Betrieben in China.

Europäische Handelskammer in China fordert ein Umlenken

„Die negativen Trends, die wir in der diesjährigen Umfrage feststellen, sind besorgniserregend und spiegeln sowohl die jüngsten Herausforderungen wider, die durch die Unsicherheiten im politischen Umfeld Chinas und die zunehmenden geopolitischen Spannungen verursacht werden, als auch das Fortbestehen langjähriger Marktzugangsbarrieren“, sagt Jens Eskelund, Präsident der europäischen Handelskammer in China. „Damit China das Ruder herumreißen und europäischen Unternehmen die Möglichkeit geben kann, sich zu entwickeln und ihr volles Potenzial auszuschöpfen, brauchen wir wirklich konkrete Maßnahmen.“

„Wenn keine weiteren Schritte unternommen werden, um die Unsicherheiten, mit denen die Unternehmen konfrontiert sind, zu beseitigen, wird sich der Trend zur Diversifizierung der Lieferketten mittelfristig wahrscheinlich verstärken“, ergänzt Denis Depoux, Global Managing Director von Roland Berger. „Viele europäische Unternehmen konzentrieren sich jetzt mehr darauf, wie sie ihre Geschäfte in China langlebiger machen können, anstatt größere Marktanteile zu erobern, was nicht gut für den Wettbewerb ist.“ sk

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