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Management 29. November 2022

Urlaub und Arbeit verbinden: Workation als „New Normal“

Digitale Nomaden, zeigen dass es funktioniert. Aber gilt Workation bald als „New Normal“? Die Verbindung von Urlaub und Arbeit hat Vor- und Nachteile.

Am Strand mit Laptop und Smartphone und damit Urlaub und Arbeit verbinden. Arbeitgeber fürchten oft noch den Kontrollverlust und stehen Workation skeptisch gegenüber. Dabei bietet es Chancen für beide Seiten. 
Am Strand mit Laptop und Smartphone und damit Urlaub und Arbeit verbinden. Arbeitgeber fürchten oft noch den Kontrollverlust und stehen Workation skeptisch gegenüber. Dabei bietet es Chancen für beide Seiten. 

Mit Laptop am Pool, in der Hängematte ein digitales Meeting abhalten oder in der Mittagspause kurz an den Strand: Workation boomt – und hat rein gar nichts mit Arbeiten im Urlaub zu tun. Es geht vielmehr um die Loslösung des Arbeitsplatzes von einem konkreten Ort. Digitale Nomaden zeigen schon länger, dass dies in manchen Branchen durchaus funktionieren kann. Im aktuellen War of Talents müssen sich Arbeitgeber durchsetzen, manchmal auch mit zunächst einmal ungewöhnlich klingenden Modellen. „Workation steht sinnbildlich für diese neue Welt und kann Teil eines intelligenten Recruitings sein, den sprichwörtlichen Obstkorb kann doch wirklich keiner mehr sehen“, erläutert Dirk Kreuter, Unternehmensberater und Verkaufstrainer. „Trotz all der digitalen Möglichkeiten behält die analoge aber doch ihren Stellenwert. Auch wenn es zunächst abgedroschen klingt: Menschen sind soziale Wesen und auf Kontakt zu anderen angewiesen; und das auch oder besonders im Job.“

Workation ist eine Vertrauensfrage

Was für Babyboomer oder die Generation X oft noch wie Neuland erscheint, das ist längst Usus geworden, die Zahl der Brainworker steigt stetig – ihr Arbeitsgerät: Laptop und Mobiltelefon. Bei einer Umfrage aus dem Juni 2022 gab fast die Hälfte der befragten Büroangestellten an, gerne für einige Zeit von einem Urlaubsort aus arbeiten zu wollen. 68 % der Arbeitnehmer, die Workation schon einmal gemacht haben, würden diese Möglichkeit wieder in Anspruch nehmen. Tatsächlich haben aber nur 15 % die Erlaubnis von ihrem Arbeitgeber. „Noch herrscht bei vielen Arbeitgebern Skepsis gegenüber dieser neuen Art zu arbeiten. Viele fürchten den Kontrollverlust. Doch das scheint in Wirklichkeit ein psychologisches Problem zu sein – wer meint, nur durch Präsenz eine Kultur der Motivation und Leistung zu erschaffen, der hat eindeutig ein Vertrauensproblem“, betont Kreuter. „Auf der anderen Seite kann durch dieses Herauslösen aus dem Team, auch das Persönliche, die Gemeinschaft, ein Stück weit verloren gehen. Die direkte Kommunikation mit Kollegen und Kolleginnen kann motivieren und so manchen Prozess verkürzen.“

Urlaub und Arbeit – zwei Seiten einer Medaille

Von einer Workation können sowohl Angestellte als auch die Unternehmen profitieren. „Leben und Arbeiten entwickeln sich zunehmend zu einer Einheit. Viele wünschen sich Urlaub vom Arbeitsplatz, nicht von dem Job selbst“, weiß Kreuter. „Ob Workation wirklich funktionieren kann, hängt stark von Unternehmen, der Beschäftigungsart und den Personen ab, die betroffen sind.“ Innerhalb der Workation kann die Kreativität durch die neue Umgebung einen echten Boost erfahren, zu neuen Sichtweisen und Kontakte inspirieren sowie frische Impulse für die anstehenden Aufgaben liefern. Kreuter betont: „Dabei sollte man aber auch im Hinterkopf behalten, dass diese Modelle nicht für jeden etwas sind. Gerade durch die Pandemiejahre wurde recht deutlich, dass Isolation und alleine zu arbeiten auch negative Effekte haben kann. Manch einer kommt mit dieser Situation nicht zurecht und ist auch nicht wirklich produktiv. Der tägliche Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen fehlt einfach und lässt sich nur schwer durch Videotelefonie ersetzen.“

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Das Beste aus zwei Welten: analog und digital

Wer sich in der aktuellen Situation als Arbeitgeber abheben will, der muss neue Wege gehen. Eine Workation anzubieten, ist in jeden Fall ein geschickter Benefit, um motivierte Kräfte auf sich aufmerksam zu machen. Besonders die Generation Z und die nachfolgenden Jahrgänge können sich eine strenge Büropflicht überhaupt nicht vorstellen. „Auch bei unseren Mitarbeitern erfreut sich das Modell großer Beliebtheit – bis zu drei Monate im Jahr können sie in Dubai oder Singapur arbeiten. Vorteilhaft ist es natürlich, wenn das Unternehmen bereits am Urlaubsort Büros und Equipment zur Verfügung stellen kann“, berichtet Kreuter. Kleine oder mittelgroße Arbeitsgruppen eigenen sich hierfür besonders gut; zusammen ist man tatsächlich weniger allein, die Wege verkürzen sich und die Motivation steigt. Alleine irgendwo fernab von allem zu arbeiten, macht eher einsam und nicht unbedingt produktiver. Der direkte Austausch bleibt auch bei einer Workation meist unabdingbar für den Arbeitsprozess. Daher erfreuen sich Coworking-Spaces großer Beliebtheit. „Voraussetzung für solch ein Modell: der Mut, etwas Neues zu wagen, und eine gute Vertrauensbasis zu den Angestellten. Über kurz oder lang wird kein Unternehmen daran vorbeikommen, bei Benefits out of the box zu denken“, fasst Kreuter zusammen. „Zukünftig braucht es beides: die digitale und die analoge Welt, nur mit „best of both worlds“ sieht die schöne neue Arbeitswelt weiterhin rosig aus.“ ak

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