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News 4. März 2024

Nachhaltige Verpackungen für die Zukunft

Nachhaltige Lösungen für flexible Verpackungen standen im Fokus des 21. Inno-Meetings – hier die Zusammenfassung der Lösungen aus und mit Kunststoff.

Bei der Podiumsdiskussion des 21. Inno-Meetings (v.l.): Karsten Schröder, Geschäftsführer des Veranstalters Innoform Coaching, mit Ansgar Schonlau von Maag, Benedikt Kauert vom Ifeu und Johann Löning von Löning und Partner.
Bei der Podiumsdiskussion des 21. Inno-Meetings (v.l.): Karsten Schröder, Geschäftsführer des Veranstalters Innoform Coaching, mit Ansgar Schonlau von Maag, Benedikt Kauert vom Ifeu und Johann Löning von Löning und Partner.

Das 21. Inno-Meeting in Osnabrück am 21. und 22. Februar 2024 stand in diesem Jahr unter dem Motto „Alternative Materialien und Methoden“. Karsten Schröder, Geschäftsführer des Veranstalters Innoform Coaching, führte rund 160 Teilnehmer durch ein Programm, das die aktuellen Themen flexibler Verpackungen umfasste: Design für Recycling, sinnvolle Folien Werkstoffe einschließlich Regenerat, Bewertung und Vergleich nachhaltiger Verpackungen, Alternativen zu Einweg-Flexpack, Recyclingfähigkeit und Entsorgungskosten sowie der Einsatz von KI in der Verpackungsgestaltung.

Benedikt Kauertz vom Ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH stellt eingangs die Grundannahmen der gemeinsam mit der GVM-Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH erstellten Studie „Kreislaufwirtschaft im Jahr 2045“ vor. Der darin prognostizierte Verpackungsverbrauch bis 2045 soll gegenüber 2021 um 27,2 % sinken. Die Recyclingquote bei Kunststoff soll im selben Zeitraum von 63 % auf 79 % steigen und der Rezyklat Einsatz von 15 % auf 53 % zunehmen.

Enorme Reduzierung der Treibhausgase zu erwarten

In Summe zeigen Verpackungen aus Kunststoff mehr internes Optimierungspotenzial als die Gesamtheit aller Verpackungen. Es zeigt sich, dass es auch im Jahre 2045 keinen geschlossenen Kreislauf bei Kunststoffverpackungen geben wird. Eine sehr positive Entwicklung wird bei der Reduzierung von Treibhausgasen um 99 % erwartet, begründet vor allem durch die Abkehr von fossilen Rohstoffen.

Mit „Design for Recycling an modernen flexiblen Verpackungen“ präsentierte Dirk Stolte von PPG ein packendes Thema, das vom Wunschdenken einer fiktiven Marke in der Verpackungsentwicklung ausging und in der Umsetzung den physikalischen Realitäten anpasst werden musste. Sein Beispiel „am liebsten Papier“, einschließlich recyclingfähiger Siegeleigenschaften, war eine teils ernüchternde Reise durch verschiedene Materialkombinationen. Sie endete in einer zufriedenstellenden Verpackungslösung aus einem Mono-PP-Verbund. Doch auch diese Lösung bedarf noch einer Verbesserung, da sie die EU-Vorgaben bis 2030 bezüglich des Rezyklat-Anteils nicht erfüllen wird. Das Fazit von Dirk Stolte: Nur wenn die Politik die Vorgaben mit Sachverstand, Augenmaß und ideologiefrei angeht, werden sich weiterhin nachhaltige, funktionale Verpackungen entwickeln und in den Markt bringen lassen.

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Design for Recycling extrem wichtig

Ansgar Schonlau vom Verpackungshersteller Maag GmbH ging in seinem Vortrag „Umsetzung von Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit für flexible Verpackungen“ darauf ein, wie das Design für Recycling (D4R) von Verpackungen zu gestalten ist. Dafür wurde zusammen mit Industriepartnern wesentliche Voraussetzungen identifiziert, beispielsweise die Verwendung recycelbarer Druckfarben. Bei den Verpackungsmaterialien ist für Maag Polypropylen das Material der Wahl. Zahlreiche Produkte wurden bereits darauf umgestellt. Das Unternehmen unterstützt ein Zertifikate-System nach dem Modell der Certified Recycled Content (CRC). Bei Maag zählt zum D4R auch die Vermeidung von Verschwendung von Material und Energie in der Produktion durch Lean Management.

Der Vortrag von Alexander Reiz „Kreislaufwirtschaft mit Flexpack: Komplexität gemeinsam bewältigen“ drehte sich darum, die Anforderungen an Verpackungen im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit, Machbarkeit, Marketing und Wirtschaftlichkeit zu meistern. Für Prezero als Teil der Schwarz Gruppe gab er Einblicke in aktuelle Handelsstrategien und wie sie sich langfristig weiterentwickeln müssen. Wie es heute schon gelingt, nachhaltige Verpackungen ins Verkaufsregal zu bringen, zeigte er am Beispiel eines rPET-Trays sowie einer hochgradig sortier- und recyclingfähigen Kombinationsverpackung aus Wellpappe und PET. Um solche anspruchsvollen zukunftsfähigen Lösungen zu bewältigen, bedarf es vor allem einer hohen Kooperation in der Wertschöpfungskette und mehr Digitalisierung.

Neue Technologie zum Recycling von Multilayer-Folien

Dr. Matthias Wilhelm von der Lober GmbH & Co. Abfallentsorgungs KG präsentierte in „Alternative Wastestreams „eine neue Technologie für das Recycling von Multilayer-Folien und stark verunreinigten Kunststoffabfallströmen aus dem Gelben Sack. Das Verfahren nutzt lösemittelbasierte Großanlagen zur Trennung, Reinigung und Regranulierung von Polyolefinen. Im Prozess werden Polyolefine von organischen Verunreinigungen als auch Etiketten und anderen Kunststoffen getrennt. Das lösemittelbasierte Verfahren erreicht Recyclingquoten bis 80 % und ergänzt andere verbreitete Recyclingverfahren.

In ihrem Vortrag „Europaweit Entsorgungsgebühren rechnen und Verpackungen optimieren“ thematisierte Vivian Loftin, Recyda GmbH, die komplexe Berechnung der Extended Producer Responsibility-Gebühren (ERP) für Verpackungen in Europa. Eine lizenzbasierte Softwarelösung schafft für Inverkehrbringer von Verpackungen die notwenige Transparenz über länderspezifische Recyclingfähigkeit und Gebührenstrukturen. Sie zeigt Potenziale auf, Verpackungen im Sinne der Recyclingfähigkeit zu optimieren und dadurch Kosten zu sparen. Öko-Modulationen wie das Beispiel einer Shampooflasche und ihr Ersatz durch einen Nachfüllbeutel werden zukünftig auch im Rahmen der Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) zunehmend relevant.

Im Live-Podcast fragte Karsten Schröder Ansgar Schonlau, Benedikt Kauert und Johann Löning, wie PP-Regenerate wettbewerbsfähig werden können. Als Lösung zeichnet sich konsequentes Verfolgen von Kreislauflösungen und gute Kommunikation der beteiligten Partner ab.

Johann Löning stellte dazu eine neuzeitliche Lösung mit einer pfandpflichtigen Mehrweglösung vor, die zwei recyclebaren Schichten enthält. Sie zeigt eine von vielen Beispielen, die die notwendige Weiterentwicklung von Kunststoff-Kreisläufen vorantreibt.

Für Lebensmittelverpackungen chemisches Recycling unverzichtbar

Valeska Haux von der Südpack Holding GmbH betonte die Notwendigkeit des chemischen Recyclings für Lebensmittelverpackungen, da aus Rezyklaten des mechanischen Recyclings keine neuen Verpackungen für kontaktsensitive Anwendungen hergestellt werden können. Das chemische Recycling ergänzt das mechanische Recycling, insbesondere wenn der Aufwand für das Sortieren und das Reinigen der gesammelten Kunststoffe dort zu groß ist.

Bei Südpack findet der Carboliq-Prozess Anwendung. Er zeichnet sich durch eine hohe Prozesseffizienz aus und wird für Mischkunststoffe und Kunststoffe mit hohem Verschmutzungsgrad eingesetzt. Die daraus hergestellten Rezyklate werden bereits für Folien mit Rezyklatanteil für Doypacks eingesetzt, wodurch sich der Lebenszyklus des eingesetzten Kohlenstoffes verlängert.

Recyclingfähige Verpackungen aus PP-Monomaterial

Andreas Dietrich ging in seiner Präsentation „Recyclingfähige Monomaterialien auf Thermoform-Anlagen verarbeiten“ auf die Herausforderungen ein, die der Umstieg auf Mono-PP-Folien beim Verpacken auf Thermoform-Anlagen mit sich bringt. Mono-PP-Folien gelten in der Herstellung von Endverbraucherverpackungen als recyclingfreundliche Alternative zu klassischen Verbundfolien aus APET/PE und BOPET/PE. Andreas Dietrich zeigte Lösungen auf, wie die Verarbeitungsschritte auf den geänderten Werkstoff Mono-PP anzupassen sind. Das erfolgt einerseits durch Anpassung der Heiz-, Form- und Siegelzeiten als auch der Verbesserung des Wartungszustandes der Anlagen. In diesem Zusammenspiel lassen sich Mono-PP-Folien mit guten Ergebnissen auf Thermoformern verarbeiten.

Dr. Christian Beinert vom Fraunhofer LBF präsentierte mit "IQpak - die recyclingfähige Mehrwegverpackungslösung", eine innovative hybride Verpackung mit eingebautem NFC-Chip für Kreislaufwirtschaft. Entwickelt in Zusammenarbeit mit Löning + Partner, besteht IQpak aus drei Elementen: einem starren Verpackungskörper (System-Layer), einem dekorierten Foliensleeve (Handlings-Layer) und einem Folieninliner (Content-Layer). Der NFC-Chip ermöglicht eine eindeutige Identifizierung für Pfand, Rückverfolgbarkeit und Recycling. Zielmärkte sind Heiß- und Kaltgetränke, Milchprodukte, Säfte, Lebensmittel, Non-Food und andere.

Informationen zu weiteren Innoform-Veranstaltung finden Sie hier. gk

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