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News 20. September 2018

Kautschukanbau muss umweltverträglicher werden

Anlässlich der IAA fordern Umweltorganisationen Nachhaltigkeit beim Anbau von Naturkautschuk. Der Umweltschutz beginne nicht erst bei den Abgasen.

Anlässlich der IAA fordern Umweltorganisationen Nachhaltigkeit beim Anbau von Naturkautschuk. Der Umweltschutz beginne nicht erst bei den Abgasen.

Südwind und der Global Nature Fund weisen darauf hin, dass die Produktion von Kautschuk für die Automobilindustrie mit zahlreichen ökologischen und sozialen Problemen verbunden ist. Naturkautschuk stammt aus den Tropen, vor allem aus Südostasien. Um großflächige Kautschuk-Monokulturen anzulegen, würden – teilweise illegal – riesige Waldgebiete gerodet, was sich entsprechend auf die Artenvielfalt und Bodenqualität auswirkt. Martin Haustermann vom Global Nature Fund (GNF): "Naturkautschuk wird in Monokultur angebaut. Monokulturen bieten wenige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Vogelarten gehen zum Beispiel um 90 bis 95 % zurück. Heimische Pflanzen wachsen auf intensiv betriebenen Plantagen oft gar nicht mehr."

Menschenrechtsverletzungen

Zudem komme es bei der Anlage solcher Plantagen mitunter zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen: Illegale Vertreibungen von gemeinschaftlich genutzten Wäldern, Gewalteinsatz bei der Räumung von Siedlungen und mangelnde Entschädigung – die Liste ist lang. "Auf den Plantagen selbst sind erzwungene Mehrarbeit und Armut aufgrund des sehr niedrigen Lohnniveaus keine Seltenheit", meint Irene Knoke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Südwind. "Aber auch die kleinbäuerlichen Betriebe, die noch immer einen Großteil der Produktion bestreiten, leiden unter den anhaltend niedrigen Preisen", so Knoke weiter. Die beiden Bonner Organisationen Südwind und Global Nature Fund (GNF) widmen sich in dem Projekt "Nachhaltiger Anbau von Naturkautschuk", das vom Umweltbundesamt finanziert wird, daher der Frage, wie die Situation verbessert werden kann.

Erst langsam beginne die Kautschukbranche, sich dem Thema anzunehmen. Einige Reifenhersteller haben sich bereits dazu verpflichtet, entwaldungsfreie Lieferketten einzuhalten. Auch andere Themen rückten nun stärker in den Fokus. Ein großes Problem bleibe aber, dass die Hersteller meist nicht wissen, woher der von ihnen bezogene Naturkautschuk kommt.

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Fair Rubber als Ausweg

Dass es auch anders geht, zeigen einige Vorreiter in der Kautschukbranche. So enthalten mit "Fair Rubber" zertifizierte Matratzen, Kondome, Schuhe, Handschuhe und andere Produkte Naturkautschuk, der aus nachhaltiger FSC-Bewirtschaftung kommt und den kleinbäuerlichen Betrieben eine Prämienzahlung sichert. Anlässlich der IAA fordern GNF und Südwind, dass die Missstände im Anbau von Naturkautschuk so schnell wie möglich abgebaut werden. Eine Informationsveranstaltung zu nachhaltigem Naturkautschuk findet am 26. September 2018 in Bonn statt. Interessierte sind eingeladen, sich für die Veranstaltung anzumelden.

pl

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