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Veranstaltungen 28. Juli 2023

„Italien war schon immer ein Vorreiter“

Im Interview spricht Mario Maggiani, Geschäftsführer von Promaplast und Leiter von Amaplast, über die Plast 2023 und den italienischen Kunststoffmarkt.

 Mario Maggiani, Geschäftsführer von Promaplast und Leiter von Amaplast.
 Mario Maggiani, Geschäftsführer von Promaplast und Leiter von Amaplast.

Mario Maggiani ist Geschäftsführer von Promaplast, dem Veranstalter der Plast, und Leiter von Amaplast, dem Branchenverband der italienischen Hersteller von Maschinen und Formen für die Kunststoff- und Gummiverarbeitung. In seinen Funktionen hat er einen umfassenden Überblick über die italienische Kunststoffindustrie. Im Exklusiv-Interview gibt Maggiani der K-Zeitung einen Einblick in aktuelle Themen und Kennzahlen der Branche und berichtet über die Plast 2023 als wichtigste Branchenveranstaltung in Italien.

Anfang September findet nach mehrjähriger Pause wieder die Plast in Mailand statt. Bei der letzten Ausgabe im Jahr 2018 nahmen mehr als 1.500 Aussteller auf einer Nettofläche von 55.000 Quadratmeter teil. Welche Zahlen erwarten Sie für dieses Jahr?

Mario Maggiani: Trotz des schwierigen makroökonomischen Szenarios kehrt die Plast dieses Jahr im September mit der Erwartung eines positiven Jahres 2023 für die italienischen Hersteller von gummi- und kunststoffverarbeitenden Maschinen zurück.

Unter diesen Voraussetzungen will die Plast 2023 die Zahlen der letzten Ausgabe bestätigen und vielleicht sogar noch steigern. Die meisten Unternehmen, die sich für 2021 angemeldet hatten, haben ihre Teilnahme auch für dieses Jahr zugesagt. Mehr als 1.200 Aussteller haben sich angemeldet, 30 ausländische Käuferdelegationen und die drei Satellitenmessen 3DPlas, Rubber und Plast Mat sind ebenfalls bestätigt. Das Schlüsselthema, das sich in jedem Aspekt der Messe widerspiegelt, wird neben der Innovation die Nachhaltigkeit sein.

Welche Highlights und Rahmenprogramme bietet der Veranstalter den Besuchern in diesem Jahr auf der Plast? Wird es zum Thema Fachkräftemangel, der wahrscheinlich auch in Italien besteht, Aktionen auf der Messe geben?

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Mario Maggiani: Der Plast-Veranstaltungskalender konzentriert sich hauptsächlich auf Themen wie Nachhaltigkeit, PNRR-Finanzierung (Anm. d. Red. Italienischer Aufbau- und Resilienzplan, it. Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza, PNRR) für Unternehmen, innovative Materialien und Biokunststoffe sowie Recycling. Dem Nachwuchs und der Ausbildung gewidmet ist der TMP Graduate Award, die Verleihung des TMP 2023 Degree and Diploma Prize, der wie jedes Jahr vom italienischen Verband der Kunststofftechniker vergeben wird.

Ein so reichhaltiges Programm wurde dank der Zusammenarbeit mit Partnerinstituten, Organisationen und Verbänden möglich, die gemeinsam daran gearbeitet haben, Plast auch zu einem Momentum der Diskussion und Kultur zu machen.

Die Kunststoffindustrie befindet sich bereits mitten im Transformationsprozess in Richtung Kreislaufwirtschaft. Die beiden Mega-Trends Dekarbonisierung und Defossilisierung spielen dabei eine entscheidende Rolle. Ist das auch ein Trend, den Sie in Italien beobachten können?

Mario Maggiani: Ja, auch in Italien befindet sich die Kunststoffindustrie bereits mitten im Transformationsprozess in Richtung Kreislaufwirtschaft. Die beiden Mega-Trends der Dekarbonisierung und Defossilisierung spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das Land folgt dem globalen Trend hin zu nachhaltigeren Produktionsmodellen und einem verstärkten Fokus auf das Recycling von Kunststoffmaterialien. Die Umsetzung von Maßnahmen und Richtlinien im Sinne der Kreislaufwirtschaft wird in Italien immer weitläufiger, da Unternehmen und Institutionen bestrebt sind, die Umweltauswirkungen zu verringern und die Nachhaltigkeit in der Abfallwirtschaft und der Kunststoffproduktion zu fördern.

Die Kreislaufwirtschaft ist ein vielschichtiges Thema und steht derzeit auf europäischer Ebene durch die Verordnung zur Vermeidung von Verpackungsabfällen (PPWR) im Mittelpunkt. Die Wünsche der Verbraucher ändern sich, weshalb sich auch die Art der Produktion ändern muss. Aber Italien war schon immer ein Vorreiter in diesem Bereich. Das Land geht seit Jahren mit einem Kreislaufwirtschaftsmodell mit gutem Beispiel voran, und ist daher mit einigen der vorgeschlagenen Regelungen nicht einverstanden. Die Intention ist natürlich die gleiche wie in Europa, aber wir sind der Meinung, der Gesetzgeber sollte bestimmen, welche Ziele zu erreichen sind und die Industrie festlegen, wie diese Ziele zu erreichen sind.

Der italienische Branchenverband Amaplast rechnete Anfang des Jahres für die einheimische Kunststoff- und Gummiindustrie nach dem Aufschwung im Jahr 2021 auch für 2022 mit einer positiven Bilanz. Die weltwirtschaftliche Lage drückt allerdings auf das aktuelle Investitionsverhalten der Kundengruppen. Sind die Prognosen damit noch richtig für das laufende Jahr?

Mario Maggiani: Die endgültigen Zahlen für 2022 sind offiziell, und das vom veröffentlichenden Mecs-Forschungszentrum gezeichnete Bild ist das eines Spitzenjahres: Der Sektor Kunststoff- und Kautschuktechnologie beendete das Jahr mit einem Umsatz von 4,67 Milliarden Euro, dem zweitbesten Ergebnis aller Zeiten. Der Anstieg gegenüber 2021 betrug fünf Prozent, die Prognosen der im Dezember veröffentlichten vorläufigen Zahlen (4,5 Milliarden) erwiesen sich somit als besonders vorsichtig.

Die Anfang Januar bei den Mitgliedern von Amaplast (Branchenverband der italienischen Hersteller von Maschinen und Formen für die Kunststoff- und Gummiverarbeitung) durchgeführte Konjunkturumfrage ergab für das erste Quartal 2023 folgende Prognosen – sieben Prozent mehr Aufträge (im Vergleich zum selben Zeitraum 2022). Die Aussichten für den italienischen und den ausländischen Markt sind positiv und in etwa gleich stark – sechs Prozent mehr Umsatz, im Großen und Ganzen immer noch positiv, aber etwas weniger rosig als in den vorangegangenen Quartalen. Die Exportumsätze dürften wieder zufriedenstellender ausfallen.

Die Aussichten für 2023 bleiben ungewiss, da sich das wirtschaftliche und politische Umfeld noch nicht gefestigt hat. Zwar hat sich die Situation bei den Energiekosten und der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Komponenten teilweise verbessert, aber kritische Situationen – wie die jüngste Krise der Finanzinstitute – treten weiterhin auf, sodass sich jeder Versuch, Prognosen zu erstellen, als schwierig erweist.

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