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News 25. April 2024

Getränkekartons – der große Recycling-Bluff

Deutsche Umwelthilfe beklagt „beschämend niedrige Recyclingquote“ von Getränkekartons und fordert Pfand auf Tetra Paks.

Getränkekartons sind auf der ganzen Welt weit verbreitet, aber als Verbundverpackung aus Kunststoff, Aluminium und Neupapier nur extrem schlecht recycelbar.
Getränkekartons sind auf der ganzen Welt weit verbreitet, aber als Verbundverpackung aus Kunststoff, Aluminium und Neupapier nur extrem schlecht recycelbar.

Nach neuen Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist die offiziell kommunizierte Recyclingquote für Getränkekartons von 75 % viel zu hoch – tatsächlich liegt diese laut DUH nur bei rund 38 %. Der „Recycling-Bluff der Getränkekartonindustrie“ besteht für die DUH darin, dass zur Quotenberechnung nicht die tatsächlich in Verkehr gebrachte, sondern nur die im gelben Sack gesammelte Menge an Getränkekartons herangezogen wird.

Verbundverpackung aus Kunststoff, Aluminium und Neupapier

Weil die schwer recycelbare Verbundverpackung aus Kunststoff, Aluminium und Neupapier unbepfandet ist, landet sie allerdings häufig mit dem Restabfall in der Verbrennung, in der Papiertonne – wo sie ebenfalls nicht recycelt wird – oder schlimmstenfalls achtlos in der Umwelt.

Die DUH fordert deshalb Umweltministerin Steffi Lemke dazu auf, Getränkekartons mit einem Einwegpfand von 25 Cent zu belegen. Ein Pfand auf Getränkekartons wird zudem in der auf den Weg gebrachten EU-Verpackungsverordnung ausdrücklich empfohlen, so die DUH.

Getränkekartons mit „unglaublich schlechter Recyclingbilanz“

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Dazu Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Der Getränkekarton hat entgegen den Versprechungen von Tetra Pak und Co. eine unglaublich schlechte Recyclingbilanz. Das liegt vor allem daran, dass mehr als ein Drittel der Getränkekartons gar nicht zum Recycling im Gelben Sack, sondern im Restmüll, der Papiertonne oder der Umwelt landen. Umweltministerin Steffi Lemke muss deshalb schleunigst ein Einwegpfand von 25 Cent auf Getränkekartons einführen. So ließen sich rund 2,3 Milliarden Stück pro Jahr mehr recyceln. Am besten ist es aber, ganz auf umweltbelastende Getränkekartons zu verzichten und stattdessen regionale Mehrwegflaschen zu nutzen.“

Getränkekartons sind nach Überzeugung der DUH in den letzten Jahren sogar noch unökologischer geworden: Der Papierfaseranteil hat abgenommen, der Kunststoffanteil ist gestiegen und in den letzten 20 Jahren sind die Verbundverpackungen um 35 % schwerer geworden. Auch werden sie nur an wenigen Standorten abgefüllt und über lange Strecken bundesweit vertrieben, so die DUH.

Aus neuen Materialien statt aus Recyclingstoffen hergestellt

Zudem beklagt Thomas Fischer, Leiter der Deutschen Umwelthilfe – DUH für Kreislaufwirtschaft, dass Getränkekartons nicht aus Recyclingstoffen bestehen, sondern praktisch vollständig aus neuen Materialien. „Zigtausende Bäume müssen für die Verpackungen abgeholzt werden. Denn für die Herstellung ist langsam wachsendes Holz mit langen Fasern notwendig, das ganz überwiegend über lange Transportwege nach Deutschland importiert wird“, so Fischer. gk

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