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Märkte 6. August 2020

Erster Umsatzrückgang bei Kunststoffmaschinen seit Jahren

Der deutsche Kunststoff- und Gummimaschinenbau muss 2019 und wohl auch 2020 Umsatzrückgänge hinnehmen, rechnet aber mit baldiger Belebung.
Nach einer langen Wachstumsphase mussten die deutschen Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen 2019 leichte Rückgänge bei Umsatz, Produktion, Import und Export hinnehmen.
Nach einer langen Wachstumsphase mussten die deutschen Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen 2019 leichte Rückgänge bei Umsatz, Produktion, Import und Export hinnehmen.

Der deutsche Kunststoff- und Gummimaschinenbau muss 2019 und wohl auch 2020 Umsatzrückgänge hinnehmen, rechnet aber mit baldiger Belebung.

Wie erwartet sind im deutschen Kunststoff- und Gummimaschinenbau 2019 die Umsatz-Höhenflüge der vergangenen Jahre zum Erliegen gekommen und die Branche musste einen Umsatzrückgang von 6 % verbuchen.

Nach elf Jahren Wachstum war der Umsatzrückgang zu erwarten

„Nach elf langen Jahren des Wachstums kommt dieser Einschnitt jedoch bei niemandem aus der Branche mehr überraschend“, resümiert Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Fachverbandes Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA. „In vielen wichtigen Abnehmerbranchen, allen voran der Automobilindustrie, standen die Zeichen auf Investitionszurückhaltung, das hat sich schon seit Längerem deutlich in den Auftragsbüchern bemerkbar gemacht. Hinzu kommt das Imageproblem des Kunststoffs“, so Reifenhäuser weiter.

Ulrich Reifenhäuser, Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Maschinenbau-Unternehmens, Vorsitzender des Fachverbandes Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA und Vorsitzender des Ausstellerbeirats der "K"
Ulrich Reifenhäuser, Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Maschinenbau-Unternehmens, Vorsitzender des Fachverbandes Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA und Vorsitzender des Ausstellerbeirats der "K"
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Nun kommt zu dieser schwierigen Gemengelage auch noch die Corona-Pandemie. Bis Juni 2020 stehen insgesamt schon 20 % weniger Aufträge in den Büchern als noch im Vorjahr. „Den Abnehmerbranchen, die auch zuvor schon schlecht liefen, hat die Pandemie nun den Rest gegeben. Allerdings beobachten wir auch, dass gerade in die Bereiche Medizintechnik und Verpackung in Zeiten der Corona-Krise viele Kunststoff- und Gummimaschinen geliefert werden, erläutert Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes.

Image des Kunststoffs verbessert sich

Die Corona-Pandemie hat aber auch die positiven Seiten der Kunststoffe ans Licht gebracht. Denn überall, wo Hygiene ins Spiel kommt, zeigt der Kunststoff seine Vorteile. „Dies führt zu einer wahrnehmbaren Imageverbesserung in der Gesellschaft“, freut sich Kühmann. „Allerdings sind wir uns auch bewusst, dass aktuell eine Ausnahmesituation herrscht und der Imagewandel keine langfristige Wirkung haben wird.“ Den Grundstein hin zu einem langfristigen Wandel und einem Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft hat die Branche bereits im Oktober letzten Jahres auf der K-Messe gelegt.

In den ersten fünf Monaten des aktuellen Jahres blieben die deutschen Exporte von Kunststoff- und Gummimaschinen 19 % unter denen des Vorjahres. Dabei ließen die Lieferungen nach China und in die USA Corona-bedingt jeweils um 3 % nach.

Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen.
Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen.

Für den chinesischen Markt sind inzwischen wieder positive Signale erkennbar, während der jetzige Exportrückgang in die USA erst den Anfang markiert. Die Auswirkungen der stark vom Coronavirus betroffenen europäischen Länder schlagen sich auch in der Exportstatistik nieder. So nahmen die Lieferungen nach Italien (- 31 %), Frankreich (- 42 %) und Spanien (- 48 %) deutlich ab. Aber auch nach Indien (- 73 %) wurden erheblich weniger Maschinen geliefert.

Diejenigen Märkte, die in den ersten fünf Monaten 2020 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres überdurchschnittlich mehr deutsche Kunststoff- und Gummimaschinen abnahmen, waren Russland (+ 28 %) und die Türkei (+ 102 %).

Branche rechnet 2020 mit bis zu 30 Prozent Umsatzrückgang

Allein die Corona-Pandemie bietet genügend Unsicherheit für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, denn die Gefahr einer zweiten Welle schwingt noch immer mit. Dazu gesellen sich dann noch die trüben Aussichten in der Automobilindustrie sowie die weiterhin angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China, die dem exportorientierten Maschinenbau zu schaffen machen. Die beschlossene Kunststoff-Steuer trübt die Lage zusätzlich ein. Kein Wunder, dass die Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen mehrheitlich angaben, für 2020 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 30 % zu rechnen.

Zunächst hat die Europäische Union die Weichen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung mit der Einigung der Staats- und Regierungschefs auf einen Aufbauplan gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise erfolgreich gestellt. Die Handlungsfähigkeit, die dadurch zum Ausdruck kommt, ist ein starkes Signal.

Mehrheit erwartet spätestens 2022 eine Rückkehr zum Umsatzniveau von 2019

Mit knapp 80 % erwartet die deutliche Mehrheit der Kunststoff- und Gummimaschinenbauer spätestens 2022 eine Rückkehr zum Umsatzniveau von 2019. Nicht wenige sehen diesen Fall bereits im nächsten Jahr eintreten. Für die zweite Jahreshälfte 2020 erwarten viele bereits eine Belebung der Auftragseingänge aus den Regionen Westeuropa und China. Damit deuten sich bereits die ersten Zeichen eines Umschwungs an.

Darüber hinaus werden die Maschinenbauer auch weiterhin ihren Teil dazu beisteuern, eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft zu implementieren. Die Innovationskraft der Branche ist ungebrochen und wird die Maschinenbauer nach fester Überzeugung des , VDMA-Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen auch aus dieser Krise führen.

gk

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