Plastiktüten viel besser als ihr Ruf
Plastiktüten schonen Umwelt und Natur– dafür wurden sie ja auch erfunden, denn der Erfinder wollte das Abholzen von Wäldern für Papiertüten reduzieren
Ein schwedischer Ingenieur meldete 1965 in den USA eine bahnbrechende Erfindung zum Patent an: „Eine Tasche aus schweißbarem Kunststoff mit Griffen.“ Heute kennen wir das Produkt als Plastiktüte. Die Idee zu seiner Innovation hatte Sten Gustaf Thulin, weil in diesen Jahren der steigende Bedarf an Papiertüten dazu führte, dass immer mehr schwedische Wälder abgeholzt wurden.
Unter praktischen Gesichtspunkten sind Plastiktüten bis heute eine geniale Erfindung. Sie sind nach außen und innen wasserdicht, sie wiegen fast nichts und sind bis zum Tausendfachen ihres Eigengewichts belastbar. Sie lassen sich so klein zusammenfalten, dass sie in jede Tasche passen. Je nach Materialstärke sind sie mehrfach wiederverwendbar.
Dennoch haben sie in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image, das in einigen Regionen der Welt bis zum Verbot von Plastiktüten im Handel geführt hat. Der schlechte Ruf rührt daher, dass man sie als Wegwerfartikel betrachtet, obwohl sie sehr oft und sehr lange wiederverwendbar sind, bis das Material dann doch einmal reißt.
Papiertüten verbrauchen deutlich mehr Ressourcen
Dazu kommt: Die Öffentlichkeit nimmt Alternativen aus Papier oder Baumwolle als umweltfreundlicher wahr, da sie aus pflanzlichen Materialien bestehen. Das klingt zwar beruhigend, ist es aber nicht. Beispiel Papiertüte: Die Gewinnung des Rohstoffs Holz, die Herstellung von Papier sowie der Transport zu den Konsumenten verbrauchen deutlich mehr Ressourcen als vergleichbare Verpackungen aus Kunststoff. Eine Papiertüte müsste mehr als 40-mal wiederverwendet werden, um die Umweltbilanz einer nur einmal benutzten Kunststofftüte zu erreichen. Das hatte ihr Erfinder Sten Gustaf Thulin weitblickend vorausgesehen. Mehr Papier verlangt nach mehr Holz, was die Waldbestände gefährdet.
Stofftaschen nur bei mehr als hundertfacher Verwendung sinnvoll
Noch schlechter fällt die Bilanz bei Stoff aus: Eine Stofftasche aus Bio-Baumwolle müsste sogar mindestens 130-mal verwendet werden, um wirklich eine sinnvolle Alternative zu sein. Denn für den Anbau der Pflanzen setzen ihre Produzenten große Mengen an Düngemitteln und Wasser ein. Auf Dauer führt das jedoch zu versalzten und ertragsarmen Böden.
Diejenigen, die sich für ein Verbot von Plastiktüten starkmachen, unterschätzen möglicherweise auch die Vernunft der Verbraucher. Wo Kunststofftaschen aus dem Handel verbannt wurden, sank zwar die Nachfrage nach ihnen, doch es stieg der Bedarf an Müllbeuteln. Diese sind aus Kunststoff, weil das Material hier unschlagbare Qualitäten hat: Dichtigkeit und Reißfestigkeit. Vor dem Verbot hatten viele Konsumenten Tragetaschen mehrfach genutzt und am Ende zum Sammeln ihrer Wertstoffe und des Restmülls verwendet. Das wäre ganz im Sinne ihres Erfinders gewesen. Sein Sohn sagte in einem Interview mit einem britischen Medium einmal: „Mein Vater hätte es bizarr gefunden, wenn die Leute so ein praktisches Ding einfach weggeworfen hätten.“
Mehr über die Vorteile der Plastiktüten und den Bluff mit den Papiertüten lesen Sie in diesem Beitrag der K-ZEITUNG. gk