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Technik 25. April 2024

Neuartiges chemisches Recycling auf der IFAT 2024

Carboliq präsentiert auf der IFAT 2024 seine innovative Technologie zum chemischen Recycling von Kunststoffen, die eine Ausbeute von bis zu 75 % erreicht.

Je nach Qualität des Infeed erzielt das Carboliq-Verfahren zum chemischen Recycling von Kunststoffen eine hohe Ölausbeute von bis zu 75 %, wobei das gewonnene Öl als vollwertiger Ersatz für fossile Rohstoffe eingesetzt werden kann.
Je nach Qualität des Infeed erzielt das Carboliq-Verfahren zum chemischen Recycling von Kunststoffen eine hohe Ölausbeute von bis zu 75 %, wobei das gewonnene Öl als vollwertiger Ersatz für fossile Rohstoffe eingesetzt werden kann.

Chemisches Recycling gilt als eine zukunftsfähige Lösung für das Schließen von Stoffkreisläufen und als interessante Alternative zur Verbrennung. Es ermöglicht die Herstellung von Rezyklaten in Neuwarequalität und eröffnet die Chance zur stofflichen Nutzung nicht recyclingfähiger gemischter oder verunreinigter Kunststoffe. Aber erfüllt das chemische Recycling diese Erwartungen? Kann es die Lücke in der Kreislaufführung von Kunststoffen wirklich schließen? Welche Materialausbeute bietet das Verfahren? In welcher Qualität stehen die neu gewonnenen Ressourcen zur Verfügung?

Die innovative Carboliq-Technologie liefert heute bereits Antworten auf diese Fragen. So wurde bereits eine ganze Bandbreite an unterschiedlichsten Einsatzstoffen in wertvolle Flüssigressourcen umgewandelt.

Chemisches Recycling unter moderaten Prozessbedingungen

Während andere thermochemische Konversionsverfahren auf hohe polyolefinische Anteile (PE, PP, PS) in den Einsatzstoffen angewiesen sind, verarbeitet Carboliq auch solche mit signifikanten PA- und PET-Anteilen sowie gemischte und kontaminierte Kunststoffe, die bisher einer thermischen Verwertung zugeführt werden müssen. Durch die kombinierte Anwendung thermischer, katalytischer und mechanochemischer Mechanismen werden die Polymere im Carboliq-Verfahren unter moderaten Prozessbedingungen aufgespalten. Das Verfahren läuft unter Atmosphärendruck und Temperaturen von unter 400 °C ab. Bei Einsatz von 100 % Ökostrom kann man sogar von einem Net Zero Prozess sprechen.

Die Carboliq-Pilotanlage läuft seit Jahren im vollkontinuierlichen Betrieb und hat sich damit für den industriellen Einsatz qualifiziert.
Die Carboliq-Pilotanlage läuft seit Jahren im vollkontinuierlichen Betrieb und hat sich damit für den industriellen Einsatz qualifiziert.
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Die bei der Verarbeitung entstehenden geringen Mengen an Gasen und festen Prozessrückständen werden entweder weiteren Verwertungsstufen zugeführt oder sachgerecht entsorgt. Je nach Qualität des Infeed erzielt das Carboliq-Verfahren eine hohe Ölausbeute von bis zu 75 %. Das gewonnene Öl ist ein vollwertiger Ersatz für fossile Rohstoffe. Aus ihm können Kunststoffe in Neuwarequalität hergestellt werden. „Das alles können wir belegen und weisen so in der immer noch weitgehend emotional geführten Debatte mit Daten und Fakten den Weg“, so Christian Haupts.

Einstufiges Verfahren zur Verflüssigung fester Kohlenwasserstoffe

Auf der IFAT stellt das Carboliq-Team rund um Christian Haupts und Geschäftsführer Dirk Hardow das einstufige Carboliq-Verfahren zur Verflüssigung fester Kohlenwasserstoffe in Halle B4 vor. Darüber hinaus klären die Experten mit interessierten Unternehmen, ob und wie Testkampagnen zur Verölung individueller Abfallfraktionen auf der Carboliq-Pilotanlage durchgeführt werden können und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. „Die Anlage läuft seit Jahren im vollkontinuierlichen Betrieb und hat einen TRL8 Reifegrad. Mit dem Technologie-Reifegrade (Technology Readiness Level – TRL) von 8 gilt das System als vollständig und qualifiziert. Auf Basis der Ergebnisse der Testkampagnen adaptieren wir den Prozess und entwickeln Lösungen zur Integration in die Wertschöpfungsketten unserer Kunden“, unterstreicht Christian Haupts.

Als „Visionär wie auch als Realist“ hegt der Carboliq-Frontmann daher auch die Erwartung, dass weitere Investoren auf Carboliq aufmerksam werden. „Nur mit dem Bau weiterer, industrieller Anlagen können wir die gesetzten Recyclingquoten und Klimaschutzziele erreichen – und damit den Wandel von einer linearen zu einer zirkulären Wertschöpfungskette in der Kunststoffindustrie ermöglichen.“

Großes Potenzial nicht nur bei Verpackungen

Derzeit ist Südpack, einer der führenden Hersteller von Hochleistungsfolien für die Verpackungsindustrie, wichtigster Projektpartner und Mehrheits-Anteilseigner der Carboliq. In wegweisenden Projekten wurden bereits Mehrschichtfolien und kontaminiertes Material, das dem mechanischen Recycling nicht zugeführt werden konnte, verölt und die so gewonnene Ressource zur Herstellung hochwertiger Kunststoffe in Neuwarequalität eingesetzt.

Aber auch in anderen Industrien, deren Produkte am End-of-Life aus gemischten bzw. nicht recycelbaren Kunststoffen bestehen, bietet Carboliq eine Möglichkeit, den Stoffkreislauf zu schließen, den Verbrauch fossiler Rohstoffe zu senken und damit maßgeblich zum Klimaschutz beizutragen. Dirk Hardow hat hierbei vorrangig die Automobilindustrie im Sinn, „in der der Einsatz von Granulaten aus dem mechanischen Recycling aus Sicherheitsgründen oft nicht möglich ist, da sich die Eigenschaften der Kunststoffe – beispielsweise in Bezug auf ihre Festigkeit – verändern“.

Denkbar sind aber auch angepasste Carboliq-Lösungen für das Recycling von Alt-Textilien, denn diese bestehen oft aus Fasern mit hohen Anteilen von Polyamid und/oder Polyester, die sich mit der Carboliq-Technologie sehr gut recyceln lassen.

Mit Plastics Europe Deutschland auf der IFAT

Neben seinem eigenen Stand in Halle B4 ist Carboliq auch am Gemeinschaftsstand von Plastics Europe, dem Verband der Kunststofferzeuger, in Halle A1 präsent. Mit diesem Stand will Plastics Europe zeigen, wie Kunststofferzeuger und Entsorger immer enger zusammenrücken, um Kunststoffkreisläufe intelligent zu schließen. Dadurch können sich die Besucher einen eigenen Eindruck verschaffen, wie durch das Zusammenspiel verschiedener Recyclingverfahren und -technologien aus Kunststoffabfällen zirkuläre Produkte werden.

Diskussionsrunde zum Kunststoffrecycling

Vertiefende Einblicke in die jüngsten Fortschritte bei Recyclingtechnologien für komplexe Abfallströme und neue Potenziale zur Regeneration knapper Ressourcen verspricht auch eine sicherlich spannende Diskussionsrunde unter dem Thema: „Anpassungen an die Folgen des Klimawandels – Innovative und effiziente Abfall- und Recyclingwirtschaft“. Experten wie Christian Haupts und weitere Panelteilnehmer diskutieren darüber, wie sich mechanisches und chemisches Recycling sinnvoll ergänzen lässt. Sie berichten über die neuesten Fortschritte bei den unterschiedlichen Recyclingtechnologien für Kunststoffe und deren Relevanz für Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz. Stattfinden wird das Panel am 17. Mai 2024 von 11.30 bis 12.20 Uhr auf der Orange Stage der Messe in Riem.

Carboliq macht Kreislauf gemischter Kunststoffabfälle möglich

Carboliq wurde 2017 vom Ingenieurbüro der Recenso GmbH als Technologie-Plattform für chemisches Recycling gegründet. Das Team um Olivier Inhoff und Christian Haupts hat sich bereits seit 2004 der Konzeption und Realisierung von Systemen zur Rohstoffrückgewinnung verschrieben. Gegründet als Spin-Off eines traditionsreichen deutschen Anlagenbauers entwickeln und realisieren sie Lösungen für die wachsende Nachfrage nach Sekundärrohstoffen. Mehrheitsanteilseigner der Carboliq ist seit Anfang 2024 die Südpack, ein führender Hersteller von Hochleistungsfolien und Verpackungslösungen für die Lebensmittel-, Non-Food- und Medizingüterindustrie sowie von kundenindividuellen Compounds für technisch anspruchsvolle Anwendungsbereiche.

Carboliq entwickelt, baut und betreibt Anlagen zur Verölung gemischter und kontaminierter Kunststoffabfälle. Das so hergestellte Produkt (CLR - Circular Liquid Ressource) wird von der Petrochemie stark nachgefragt. Es wird zur Herstellung neuer, hochwertiger Polymere einsetzt. Darüber hinaus sind alle Arten von Anwendungen denkbar, aus denen Produkte entstehen, die bislang auf Basis fossiler Rohstoffe hergestellt werden.

Mit seiner innovativen Technologie schließt Carboliq den Kreislauf für Kohlenstoff, substituiert fossile Rohstoffe und trägt aktiv zur Reduzierung des Klimawandels bei. Die Transformation hin zu zirkulärer Wertschöpfung wird so auch für die Kunststoffindustrie möglich. gk

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