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Veranstaltungen 30. November 2023

FSK-Fachtagung: PUR-Recycling im Fokus

Die diesjährige FSK-Fachtagung beim Gastgeber Covestro thematisierte die zunehmende Bedeutung von PUR-Recycling und Kreislaufwirtschaft für die Polyurethan-Industrie.

Rund 130 Besucher nahmen an der 22. FSK-Tagung Ende November 2023 teil. Im Vortragsraum „Bay-Komm“ des Gastgebers Covestro in Leverkusen wurde vor allem über die Chancen und Herausforderungen des PUR-Reycyclings diskutiert.
Rund 130 Besucher nahmen an der 22. FSK-Tagung Ende November 2023 teil. Im Vortragsraum „Bay-Komm“ des Gastgebers Covestro in Leverkusen wurde vor allem über die Chancen und Herausforderungen des PUR-Reycyclings diskutiert.

Rund 130 Teilnehmer kamen Ende November 2023 zur 22. Internationalen FSK-Fachtagung mit dem Themenschwerpunkt PUR-Recycling nach Leverkusen. Der Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane (FSK) veranstaltete das zweitägige Branchenevent diesmal beim gastgebenden Unternehmen Covestro.

PUR-Recycling im Fokus der FSK-Fachtagung

Schon zu Beginn der FSK-Tagung wurde die zunehmende Bedeutung der Themen Recycling und Kreislaufwirtschaft für die PUR-Industrie deutlich. „Langfristig kann Polyurethan nur überleben, wenn zu diesen Themen Lösungen erarbeitet werden“, so Albrecht Manderscheid von Cannon Deutschland auf der Tagungseröffnung. Es folgte ein breites Spektrum an Fachvorträgen zu aktuellen Recyclingtechnologien. Eine anschließende Podiumsdiskussion gab den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Fragen zum PUR-Recycling. Der frisch gewählte neue FSK-Vorstandsvorsitzende Jörg Arntzen, Dow, führte als Moderator durch beide Veranstaltungstage.

Die Vortragsreihen eröffnete Dr. Torsten Heinemann, Covestro, mit seiner Keynote „Wie man regulatorische Risiken in Chancen verwandelt“, mit der er die Teilnehmer auch auf die Podiumsdiskussion zum Thema „Chemisches Recycling“ einstimmte. Die europäische chemische Industrie sieht sich einer Vielzahl von Regularien gegenüber, die sie vor schwierige Herausforderungen stellt. Er appellierte an die gesamte Industrie, durch Kooperationen das Transformationsrisiko für einzelne Unternehmen zu minimieren.

Dr. Matthias Hinrichs, BASF, zeigte mit seinem Fachvortrag „Chemisches Recycling von Polyurethanen - den Kreislauf schließen“, wie „sich die chemischen Bindungen im Polyurethan knacken lassen“, um an die Rohstoffe zu kommen. Diese Depolymerisierung braucht laut Dr. Hinrichs einen deutlich niedrigeren Energieeinsatz gegenüber den chemischen Recyclingverfahren Gasification und Pyrolyse. Zudem verursacht sie einen sehr viel geringeren CO2-Fußabdruck als die Gewinnung von Virigin-Material.

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Dr. Hinrichs benannte Erfolgsprojekte im Bereich von Schuhsohlen, Fahrradsitzen, Kühlschränken oder ein Gemeinschaftsprojekt der BASF mit Neveon im Bereich der Matratzen. Alle Projekte haben laut Dr. Hinrichs eines gemeinsam: Es kommt auf die hohe Qualität der PUR-Abfälle an, nur dann sei ein Recyclingprodukt gleichwertig zum Original.

Chemolyse und smarte Pyrolyse

Dr. Catherine Lövenich, Covestro, gab ein Update zum aktuellen Stand in dem öffentlich geförderten Projekt „Circular Foam: die Entwicklung von chemischen Recycling-Technologien für Polyurethan-Hartschaum.“ In dem Verbundprojekt werden verschiedene Lösungswege untersucht. Insbesondere ging Dr. Lövenich auf die Chemolyse und die „Smart Pyrolyse“ ein.

Dem aktuellen Trend der Digitalisierung trug Dr. Dennis Krause, Covestro, mit seinen Ausführungen zu „Foaming Simulation“ Rechnung. Seine Simulationsergebnisse erlauben bereits früh eine Optimierung der Prozessparameter, insbesondere der Werkzeugauslegung, beispielsweise Position der Einspritzpunkte, Entlüftungsplan, Werkzeugtemperatur usw. Dadurch kann die Zahl der notwendigen Testläufe und damit auch die Entwicklungszeit deutlich verringert werden.

Den Vortragsreigen beendete Fabian Tenberge, Remondis Recycling. Am Beispiel von Matratzen zeigte er die Probleme auf, mit denen sich ein Entsorgungsunternehmen konfrontiert sieht: angefangen damit, dass sich das Abfallaufkommen nicht genau nachvollziehen lässt, da es keinen spezifischen Abfallschlüssel für Matratzen gibt. Denn die Wege, wie die Matratzen im Abfall landen, sind sehr vielfältig. In der Folge sind sie häufig stark verunreinigt, sodass ein Großteil nur thermisch verwertet werden kann.

Herausforderungen beim PUR-Recycling

In einer Podiumsdiskussion zum Thema „Chemisches Recycling“ stellten sich folgende Experten den Fragen der Teilnehmer: Dr. Martin Baumert, BASF Polyurethanes, Dr. Torsten Heinemann, Covestro, Prof. Dr. Mathias Seitz, Hochschule Merseburg, und Dr. Annegret Terheiden, Evonik. Sie gaben dabei einen Überblick über den aktuellen Stand und die vielfältigen offenen Punkte, z. B. bezüglich Sammlung und Sortierung der Abfälle oder Spezifizierung von Rezyklat-Polyolen.

Ein positives Fazit zu der FSK-Tagung zog Klaus Junginger, Geschäftsführer der FSK-Geschäftsstelle in Stuttgart: „Wir freuen uns über die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer zur 22. Fachtagung unseres Verbandes. Die Tagung sprach aktuelle Themen aus der Polyurethan-Industrie an und bot den Teilnehmern erneut eine optimale Plattform, ihre Netzwerke aktiv weiterzuentwickeln.“

Besichtigung des Covestro-Technikums

PUR-Technikum bei Covestro in Leverkusen: Bestehende und neue Harz-Formulierungen werden hier entwickelt und getestet.
PUR-Technikum bei Covestro in Leverkusen: Bestehende und neue Harz-Formulierungen werden hier entwickelt und getestet.

Zum Abschluss des zweitägigen Events stand eine Besichtigung des PUR-Technikums bei Covestro auf dem Programm. An der ersten Station wurde in einer Life-Demonstration die Herstellung eines Verbundwerkstoffs durch Formpressen gezeigt: Eine PUR-Formulierung wird auf Fasermatten gesprüht und anschließend mit einem Kern aus Papierwaben verpresst. Das Ergebnis sind leichte Sandwichstrukturen mit guter Biegefestigkeit und Torsionssteifigkeit.

Die zweite Station zeigte ein modernes Doppeltransportband zur Herstellung von Metall-Sandwich-Elementen und Dämmplatten. Es erlaubt die Verarbeitung sowohl starrer als auch flexibler Deckschichten und ist damit wohl fast einzigartig.

Als dritte und letzte Station hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich über den Einsatz von Polyurethanen in Windblättern zu informieren. Diese bestehen aus Verbundwerkstoffen, die hergestellt werden, indem mittels Vakuums eine Glasfasermatrix mit einem Infusionsharz durchtränkt wird. Die Verwendung von PUR-Harzen erlaubt schnellere Aushärtungszeiten und liefert Verbundwerkstoffe mit sehr guten mechanischen Eigenschaften und hoher Ermüdungsbeständigkeit. mg

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