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News 13. August 2019

Echt jetzt Svenja?

Ein Kommentar der K-ZEITUNG zum geplanten Verbot von Plastiktüten.
Tragetaschen aus Kunststoff: Das Umweltministerium würde sie gerne komplett verbieten.
Tragetaschen aus Kunststoff: Das Umweltministerium würde sie gerne komplett verbieten.

Ein Kommentar der K-ZEITUNG zum geplanten Verbot von Plastiktüten.

Philipp Lubos, Redakteur der K-ZEITUNG
Philipp Lubos, Redakteur der K-ZEITUNG

Deutschland wird öko. Seit die Grünen von Sieg zu Sieg eilen, versuchen die politischen Mitbewerber auf den durchs Land donnernden Nachhaltigkeitszug aufzuspringen. Mit dem spontan ergrünten Markus Söder an der Spitze wirft die neue Umweltbewegung täglich eine neue tolle Idee in den Ring, wie das Klima noch gerettet werden könnte.  Auch das Umweltministerium hat einen neuen, alten Feind ausgemacht: Die Plastiktüte soll endlich weg. Obwohl der Verbrauch in Deutschland laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung zwischen 2015 und 2018 um 64 % zurückgegangen ist, sieht man hier Handlungsbedarf. Man wolle den Rückgang um zwei Drittel mit einem Verbot absichern, heißt es aus Berlin, der Erfolg der freiwilligen Selbstbeschränkung reiche nicht aus.

Jetzt mal ehrlich, Frau Schulze! Plastiktüten machen gerade einmal ein Prozent des jährlich in Deutschland verursachten Kunststoffabfalls aus. Ein Verbot würde frühestens in zwei Jahren greifen. Es ist aber akut Wahlkampf im Osten, die SPD ringt mit dem Tod und greift nach jeder Wählerstimme. Und man muss sagen: In der Masse der Bevölkerung scheint der Vorstoß auf Sympathie zu stoßen, obwohl Umweltexperten zu bedenken geben, dass der Effekt sogar negativ sein könnte. Aber das macht nichts, schließlich soll gar keine wirkliche Veränderung angestoßen werden. Es reicht, dem Wähler ein gutes Gefühl zu vermitteln - unter der Hauptmaßgabe zwar Aktionismus zu mimen, aber dem Konsumenten bloß keine Veränderung in seinem Verhalten zuzumuten.

Diese Drop-In-Lösungen werden die Probleme, denen wir uns stellen müssen nicht lösen können. Wir haben es hier mit langfristigen Herausforderungen zu tun – womöglich in einer Dimension, wie sie die Menschheit noch nie zu bewältigen hatte. Die altbewährte Strategie, eine Nebelkerze abzuschießen und gemütlich zu warten bis die öffentliche Diskussion abebbt funktioniert nicht mehr. Zu offensichtlich sind die Schäden dieser Politik des Hinhaltens und Zuwartens inzwischen geworden. Immer wieder die nächste Sau durchs Dorf zu treiben ist der Weg der politischen Verlierer. Es kommt diesmal keine Fußball-WM, die von allem ablenkt. Wer das nicht kapiert, wird untergehen – womöglich sogar buchstäblich.

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Philipp Lubos

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