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Fakuma 5. Oktober 2023

„Die Problemfelder der Branche sind komplex”

Die Fakuma 2023 steht vor der Tür. Bettina Schall spricht im Interview offen über Probleme der Kunststoffbranche und deren Auswirkung auf die Messelandschaft.

Bettina Schall, Geschäftsführerin des privaten Messeunternehmens der P. E. Schall GmbH & Co. KG, erläutert im Exklusiv-Interview mit der K-ZEITUNG die Positionierung der Fakuma und welche Impulse diese in die Branche geben soll.
Bettina Schall, Geschäftsführerin des privaten Messeunternehmens der P. E. Schall GmbH & Co. KG, erläutert im Exklusiv-Interview mit der K-ZEITUNG die Positionierung der Fakuma und welche Impulse diese in die Branche geben soll.

Die letzte Fakuma musste noch unter gewissen Auflagen aufgrund der Corona-Pandemie durchgeführt werden. Nun können Fachmessen und Veranstaltungen wieder wie gewohnt durchgeführt werden. Werden wir dieses Jahr wieder eine Fakuma, bezogen auf Aussteller- und Besucherzahlen, wie in den Jahren vor Corona erleben?

Bettina Schall: Ja, das dürfen wir erwarten. Die Fakuma wird wieder voll. Die Hallen A1 bis A7, B1 bis B5 sowie die Foyerflächen Ost und West samt dem Übergang Ost sind komplett belegt. Schon direkt nach der vergangenen Fakuma 2021 haben viele Aussteller ihre Buchungen fixgemacht, um sich ihren Platz zu sichern. Diese Fachveranstaltung ist ja als weltweit führendes Messehighlight in der Branche ein gesetzter Event. Das hohe Interesse seitens der Fachbesucher, die rege Beteiligung der Aussteller und die hohe Internationalität auf beiden Seiten beweisen den Stellenwert der Fakuma als herausragendes Technologie- und Business-Event. Anbieter und Anwender werden auf diesem etablierten Branchentreffpunkt über fünf Messetage das spannende und zukunftsrelevante Thema Kunststoff von allen Seiten beleuchten.

Wirtschaftlich gesehen stehen die deutsche Industrie und damit auch die Kunststoffbranche aktuell unter schwerem Druck. Die Auftragslage in der Branche ist über den kommenden Herbst hinaus kollektiv eher verhalten. Haben Sie bedenken, das sich das auch auf das Besucherinteresse der kommenden Fakuma auswirken könnte?

Schall: Leider ist es so, dass die Wirtschaft unter Druck steht, nicht nur die Kunststoffbranche. Die einzelnen Aspekte, die hier zusammenkommen, sind ja bekannt: Energiepreise, Rohstoffpreise, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel, Inflation, Unsicherheiten. Jedes Problemfeld für sich genommen ist überaus komplex, und in der Summe zwingt die Kumulation aller Herausforderungen viele Unternehmen fast in die Knie. Doch wir wissen auch, dass diese Herausforderungen als Lösungstreiber wirken. Unternehmen müssen noch effizienter, sparsamer und wirtschaftlicher arbeiten, um am Markt bestehen zu bleiben. Und so werden wir auf der Fakuma eine Stimmung erleben, die nach vorn gerichtet ist, um eben diese Herausforderungen zu meistern. Unternehmen haben am Einsparpotenzial im intelligenten Zusammenspiel zwischen Maschinen, Werkzeugen und Peripherietechnik weitergearbeitet. Ich bin sicher, dass gerade die Bewältigung der Problemfelder zu einem großen Fachbesucherinteresse führt und zukunftsweisende Lösungen aufzeigt.

Die Internationalisierung der Fakuma war in der Vergangenheit, durch ihre aktuelle Ausrichtig auf die DACH-Region, immer wieder Thema. Wo sehen Sie noch Potential um die Fakuma eventuell auch international auf ein neues Level zu heben?

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Schall: Die Fakuma hat eine hohe internationale Durchdringung. Rund 40 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, auch in diesem Jahr. Freilich ist der Messestandort am Bodensee prädestiniert, um besonders in die DACH-Region auszustrahlen. Aber das Thema der Fakuma wirkt weltweit – der hohe Praxisbezug, die technologischen Trends und ihre Verwirklichung in der Serie sowie die globale Relevanz der Kreislaufwirtschaft – ein ganz wichtiges Thema der Branche! – werden die Internationalität weiter vorantreiben. Erst recht werden die großen Player der Branche, unsere Fakuma-Aussteller, ihre jeweilige weltweite Wirkung auch nach Friedrichshafen bringen.

Auf der diesjährige Fakuma stehen die Themen Kreislaufwirtschaft, Recycling und Nachhaltigkeit im Fokus. Welche Impulse soll die Fakuma hier in die Branche senden um die Fachbesucher zu begeistern?

Schall: Die Fakuma will zeigen, dass sich das hochkomplexe Themenfeld Kunststoff in den Klimaschutz und die Kreislaufwirtschaft einbetten lässt und in besonderer Weise zukunftsgerichtet ist. Für Hersteller und Anwender ist eine ökologisch verträgliche Kunststoffproduktion und -bearbeitung in den Mittelpunkt gerückt. Ganz oben stehen hochwertige und langlebige Kunststoff-Hightech-Lösungen, die in unterschiedlichsten Branchen zum Einsatz kommen und dort unverzichtbar sind – zum Beispiel in der Energietechnik, bei der Mobilität, im Bauwesen, bei technischen Komponenten sowie im Konsum- und Einrichtungsbereich. Einen besonderen Impuls wird die Fakuma 2023 mit einem Round-Table-Gespräch zum Thema „Kunststoff – Wertstoff statt Problemstoff!“ geben! Die Diskussionsrunde wird die Wertigkeit des Kunststoffs und seine besondere Bedeutung für jedermann darlegen; zugleich wird sie die problematischen Aspekte erörtern und Möglichkeiten diskutieren, um die komplexen Herausforderungen zu bewältigen. Namhafte Vertreter aus Industrie, Forschung und Politik versammeln sich am runden Tisch und werden Denkanstöße geben: Achim Haid, Referat Kreislaufwirtschaft im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg; Prof. Dr. Martin Bastian, Präsident ZUSE-Gemeinschaft und Vorstand SKZ Würzburg; Prof. Dr. h.c. Werner Koch, Geschäftsführender Gesellschafter Werner Koch Maschinentechnik; Ingemar Bühler, Geschäftsführer Plastics Europe; Lothar Zapf, Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie. Moderiert wird die Runde von Dipl.-Ing. Markus Lüling am 17. Oktober ab 16.30 Uhr im Konferenz-Zentrum West, Raum Schweiz, Messe Friedrichshafen. Alle Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, die Diskussionsrunde zu verfolgen!

In der jüngsten Vergangenheit haben sich viele Start-up Unternehmen in der Kunststoffbranche einen Namen gemacht, die mit ihren Lösungen und Produkten die Kunststoffverarbeitung von morgen prägen. Auch dieses Jahr wird es wieder eine Start-up Area geben. Wie bieten Sie diesen jungen Unternehmen eine Plattform sich zu präsentieren und was erwartet die Besucher in dieser Area?

Schall: Traditionell bieten wir jungen Unternehmen bei all unseren Industriemessen mit den Start-up-Areas eine Plattform, um neue Ideen und Geschäftsmodelle zu präsentieren. Die Messeteilnahme ist ein Türöffner in die Industrie und für konkrete Anwenderkontakte. Start-ups sehen wir immer als eine Bereicherung für eine B-2-B-Messe. Denn Fachbesucher werden stets mit neuen Herangehensweisen und neuen Lösungsperspektiven überrascht. Auch bei der Fakuma wird das so sein. Vor allem auf Neuigkeiten in den Bereichen Prozessverbesserung, Digitalisierung und biobasierten Lösungen, die dem Schließen der Lücken in der Kreislaufwirtschaft dienen, sind wir gespannt!

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