Deutsche Zulieferer wachsen 2017 um 5,6 Prozent auf 235 Mrd. Euro
Die deutsche Zulieferindustrie konnte 2017 mit einem Umsatzplus von 5,6 % auf 235 Mrd. EUR das stärkste Wachstum der letzten fünf Jahre verzeichnen.
Wie Christian Vietmeyer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ), anlässlich der Hannover Messe vor Journalisten sagte, verlief auch der Start ins Jahr 2018 überraschend gut. Allerdings werde der Optimismus durch die große Verunsicherung über die bereits eingeleiteten und durchgeführten weltweiten Handelsbarrieren gebremst. "Die signifikante Abhängigkeit von ausländischen Märkten kann schnell zum Risiko werden", so Vietmeyer.
Kapazitätsauslastung deutlich gestiegen
Das zurückliegende Jahr 2017 haben die Zulieferer mit einem deutlichen Umsatzwachstum von 5,6 % auf 235 Mrd. EUR abgeschlossen. Die direkten Exporte legten bei einer Quote von stabil 38 % auf 90 Mrd. EUR zu. Berücksichtigt man, dass die Exportquoten der wichtigen Kundenbranchen bei mittlerweile 80 % liegen, wird die extreme Abhängigkeit der deutschen Zulieferer von der Entwicklung der ausländischen Märkte deutlich, rechnet Vietmeyer vor.
Die Kapazitätsauslastung ist in 2017 auf erfreuliche 85 % gestiegen und hat sich auch im ersten Quartal 2018 positiv fortgesetzt. Vor dem Hintergrund des hohen Nachfrageniveaus ist die Zahl der Beschäftigten auf mittlerweile 1,1 Mio. Personen gestiegen. "So wurden Ende 2017 rund 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und darauf sind wie besonders stolz", so der ArGeZ-Sprecher. Gleichfalls beklagte er aber auch für die deutschen Zulieferer den weiter zunehmenden Fachkräftemangel.
Die Investitionsplanungen der Zulieferer sei aufgrund der aktuellen Orderentwicklungen derzeit positiv, was aber in der zweiten Jahreshälfte angesichts der protektionistisch geprägten Entwicklung der internationalen Märkte schnell umschlagen könne.
Abhängigkeit vom Welthandel wächst
Dass die Abhängigkeit der Zulieferer vom Welthandel stetig weiter wachse war mehrfach zu hören. Denn mittlerweile gelangen über 80 % der Produkte direkt oder über die Produkte der Kunden auf ausländische Märkte. Die deutschen Automobilhersteller haben im vergangenen Jahr 66 % ihrer Fahrzeuge im Ausland produziert - mit weiter steigender Tendenz. Während die Inlandsproduktion der OEMs stagniert, wächst die Zahl der an ausländischen Standorten gefertigten Fahrzeuge dynamisch weiter. Deshalb sei gerade für mittelständische Zulieferer, die den Kunden nicht an deren Standorte folgen können, der weltweite barrierefreie Warenhandel essenziell wichtig.
Das gilt insbesondere auch für den Bezug der Vormaterialien. Die jüngsten Sanktionen der USA gegen russische Unternehmen und Privatpersonen belasteten direkt die Versorgung der Zulieferindustrie mit Rohaluminium und Aluminiumdioxid.
"Die ArGeZ spricht sich für einen freien und fairen Welthandel ohne Protektionismus und staatliche Einflussnahme aus. Handelsbarrieren in marktwirtschaftlich organisierten Märkten schaden langfristig den Verbrauchern, in dem sie den Wettbewerb um das beste Produkt ausschalten und somit Innovationen behindern sowie Waren verteuern", betonte Vietmeyer. Für ihn sei der Abschluss internationaler Handelsabkommen der beste Schutz gegen Protektionismus.
roe
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