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Studie 25. April 2024

KI: Ist die deutsche Wirtschaft zu sorglos?

Die deutsche Wirtschaft bereitet sich auf das KI-Zeitalter vor. Doch unterschätzt sie die Auswirkungen auf ihr Business – und es mangelt an KI-Nachwuchs.

Nur rund ein Viertel der von Deloitte befragten Firmen- und Bereichsleiter in Deutschland fühlt sich hinsichtlich der Strategie gut oder sehr gut auf die Einführung generativer KI in ihren Unternehmen vorbereitet.
Nur rund ein Viertel der von Deloitte befragten Firmen- und Bereichsleiter in Deutschland fühlt sich hinsichtlich der Strategie gut oder sehr gut auf die Einführung generativer KI in ihren Unternehmen vorbereitet.

Die deutsche Wirtschaft ist noch nicht ausreichend auf den Wandel vorbereitet, den generative Künstliche Intelligenz (KI) für ihre Geschäftsmodelle und Arbeitsplätze bedeutet. Zugleich wird die Auswirkung durch KI auf das eigene Geschäft als vergleichsweise gering erachtet. Dies zeigt die vierteljährlich erscheinende Studie „State of Generative AI in the Enterprise“, für die Deloitte weltweit mehr als 2800 Führungskräfte befragt hat, darunter 150 in Deutschland.

Risk & Governance nicht gut vorbereitet hinsichtlich KI

Demnach fühlt sich nur rund ein Viertel der befragten Firmen- und Bereichsleiter hierzulande hinsichtlich der Strategie gut oder sehr gut auf die Einführung generativer KI in ihren Unternehmen vorbereitet: Sehr gut präpariert fühlen sich in Deutschland gerade mal 3 % der Befragten (weltweit 8 %), weitere 24 % halten sich für gut vorbereitet (weltweit 26 %). Auch in Bezug auf Risiko- und Unternehmenssteuerung (Risk & Governance) hinsichtlich KI sehen sich vergleichsweise weniger deutsche Führungskräfte gut oder sehr gut vorbereitet: In Deutschland sind dies 18 %, weltweit 25 %.


Unterschiedliche Einschätzung der Geschäftsrisiken

Zugleich bewerten die deutschen Teilnehmer der Umfrage die Bedrohung für ihr Geschäftsmodell so niedrig wie in keinem anderen der 16 Befragungsländer. Während in Deutschland 50 % der Unternehmen durch generative KI kein oder nur ein geringes Risiko auf ihr Geschäft zukommen sehen, sind ihre Peers weltweit deutlich umsichtiger – hier erwarten lediglich 35 % keine oder geringe Herausforderungen. 


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Auf die Frage „Inwieweit ist das derzeitige Geschäfs-/Betriebsmodell Ihres Unternehmens durch die weit verbreitete Einführung von generativen KI-Tools/Anwendungen bedroht?“ geben sich Unternehmen in der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich am sorglosesten.
Auf die Frage „Inwieweit ist das derzeitige Geschäfs-/Betriebsmodell Ihres Unternehmens durch die weit verbreitete Einführung von generativen KI-Tools/Anwendungen bedroht?“ geben sich Unternehmen in der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich am sorglosesten.

„Die meisten Firmenlenker in Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen, sich auf das KI-Zeitalter vorzubereiten“, sagt Dr. Björn Bringmann, Leiter des Deloitte AI Institute. „Dennoch unterschätzen viele noch immer die Auswirkungen durch generative KI auf ihr Business. Dieser Sorglos-Wert ist in Deutschland deutlich höher als im weltweiten Durchschnitt. Zugleich ist die Rat- und Tatlosigkeit bei der Nachwuchsfrage in Deutschland größer als in den meisten anderen Ländern. Das stimmt bedenklich. Die Zurückhaltung könnte sich für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft als riskant erweisen. Denn ob man vorbereitet ist oder nicht: Generative KI wird die Wirtschaft umwälzen, daran besteht kein Zweifel.“

Deutsche Wirtschaft bildet Mitarbeiter unzureichend weiter

Die größte Sorge bereitet den Befragten das Fehlen geeigneter KI-Fachkräfte. Dies geben 41 % der deutschen Unternehmen an, global liegt der Wert bei 36 %. Umso wichtiger ist es laut Deloitte, in Schulung und Weiterentwicklung der Beschäftigten im Zusammenhang mit generativer KI zu investieren. Doch auch hier hinken deutsche Unternehmen hinterher: Während weltweit 40 % dem Training ihrer Mitarbeiter hohe Priorität beimessen, sind es hierzulande nur 30 %. sk

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