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Management 19. April 2024

Vorsorge statt Fehlzeiten durch betriebliche Förderung

Ressource Fachkraft: Unternehmen, die für Ihre Mitarbeiter sorgen sind attraktiv und nachhaltig. Häufig unterschätzt ist das Thema Stressmanagement. 

Die Rückenschmerzen, der verspannte Nacken, die Kopfschmerzen, das angeschlagene Immunsystem, das zu dauernden Erkältungen und anderen Infekten führt – alles das ist häufig durch chronischen Stress bedingt, wird diesem aber gar nicht zugeordnet.
Die Rückenschmerzen, der verspannte Nacken, die Kopfschmerzen, das angeschlagene Immunsystem, das zu dauernden Erkältungen und anderen Infekten führt – alles das ist häufig durch chronischen Stress bedingt, wird diesem aber gar nicht zugeordnet.

Das Thema Fachkräftemangel ist allgegenwärtig in den Unternehmen und den Medien. Unternehmen stehen im Wettbewerb miteinander um qualifizierte und motivierte Mitarbeitende. Die „Ressource Mensch“ entwickelt sich zunehmend zum Wettbewerbsvorteil. Immer mehr Unternehmen haben dies erkannt und handeln. Sie umwerben ihre Mitarbeitenden mit dem Obstkorb, dem Business Bike und Zuschüssen zu Sportkursen.  Das ist prima! Sicher ein guter Anfang, fraglich ist nur, ob damit allein nachhaltig die Gesundheit der Mitarbeitenden verbessert wird.  

Ausfallkosten: 36,1 Mrd. EUR

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: So meldet die Techniker Krankenkasse einen Rekord bei krankheitsbedingen Fehlzeiten in 2023. 19,4 Krankheitstage pro Versicherten – das ist der höchste Stand seit Beginn der Auswertungen. Erkältungen, psychische Erkrankungen und Rückenschmerzen sind -in dieser Reihenfolge- die häufigsten Krankheitsursachen. Laut DAK gab es 13% mehr Ausfälle als im Vorjahr. Die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen stiegen um 7,4%.

Das ist für Arbeitgeber weit mehr als nur ärgerlich –  nämlich richtig teuer. So schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf 118 Mrd. Euro, die direkten Ausfallkosten liegen bei 36,1 Mrd. Euro. Wie kann es also sein, dass die Betriebe einerseits immer mehr „Goodies“ anbieten, die Ausfallzeiten aber trotzdem immer weiter steigen?

Obstkorb alleine macht nicht glücklich

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Der Versuch einer Erklärung:  Zunächst mag es sein, dass beim wechselwilligen Arbeitnehmenden durchaus die Wahl auf ein Unternehmen mit vielen „Bonbons“ fällt. Doch dann kommen die Neueinsteiger irgendwann – nach der ersten Zeit der „Brautwerbung“, nach dem Honeymoon – im Arbeitsalltag an. Und der spiegelt dann das wider, was moderne Unternehmen, die am Markt und im internationalen Vergleich bestehen wollen, leisten müssen. Arbeitsverdichtung, Leistung muss termingerecht erbracht werden, dazu sind vielleicht die Kollegen und Kolleginnen nicht perfekt und auch zuhause muss das Leben organisiert sein. Da macht der Obstkorb oder die Salatbar in der Kantine alleine nicht glücklich – egal ob neuer Mitarbeiter oder „alter Hase“

Burnout ist die Endstufe

Sehr schnell sind wir dann beim Begriff „Stress“. Bei stressbedingten Erkrankungen denkt man zunächst an Burnout. Dies ist korrekt, allerdings die Endstufe, der Punkt, an dem gar nichts mehr geht. Doch bereits vorher äußert sich die chronische Überforderung mit körperlichen Beschwerden, und dies häufig indirekt. Die Rückenschmerzen, der verspannte Nacken, die Kopfschmerzen, das angeschlagene Immunsystem, das zu dauernden Erkältungen und anderen Infekten führt – alles das ist häufig durch chronischen Stress bedingt, wird diesem aber gar nicht zugeordnet.

Und genau hier fehlt häufig es an betrieblicher Gesundheitsförderung. Angebote zum Stressmanagement, zum Entspannungstraining sucht man in vielen Unternehmen vergebens. Großunternehmen sind meist offener und bieten ihren Mitarbeitenden Kurse an, die sie befähigen, den psychischen Belastungen besser Stand zu halten und trotz zahlreicher Herausforderungen gesund zu bleiben. Die Kleinunternehmen, die 99,3% aller Unternehmen in Deutschland ausmachen und in denen 56% der Menschen arbeiten, sind dagegen häufig noch nicht so weit. Doch es sind nicht nur die Unternehmen gefordert.

Selbstbewusster Umgang mit Stress

Die Mitarbeitenden selbst müssen die Tabus, die mit dem Begriff „Stress im Job“ belegt sind, selbstbewusst angehen. Denn immer noch wird die chronische Überforderung mit mangelnder Leistungsfähigkeit verbunden. Es „nicht zu packen“, während die Kollegen scheinbar alles locker meistern, wird als Makel empfunden. Da heißt es häufig „durchhalten“ bis zum Burnout oder bis zur Krankschreibung wegen Rückenschmerzen.

Mehr Offenheit und Ehrlichkeit bezogen auf stressbedingte Krankheitsursachen und mehr präventive Angebote seitens der Arbeitgebenden können Abhilfe schaffen und die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle deutlich und nachhaltig reduzieren. ak

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