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Technik 23. April 2024

OPC UA macht vieles einfacher

Welche Vorteile OPC UA für Krauss Maffei Extrusion und die Betreiber der Extrusionsmaschinen hat

Krauss Maffei nutzt OPC UA ganz konkret in der Anbindung der Visualisierung an die eigentliche Steuerung. OPC UA macht hier eine  hardwareneutrale Verbindung zwischen diese beiden Elementen möglich.
Krauss Maffei nutzt OPC UA ganz konkret in der Anbindung der Visualisierung an die eigentliche Steuerung. OPC UA macht hier eine  hardwareneutrale Verbindung zwischen diese beiden Elementen möglich.

Im Vorfeld der NPE2024 erklärt Frank Wagenländer, Leiter Automatisierung & Elektrotechnik bei Krauss Maffei Extrusion, welche Vorteile die offene Industrieschnittstelle OPC UA hat – vor allem, weil inzwischen auch die großen Steuerungshersteller OPC UA-Lösungen anbieten.

Herr Wagenländer, welche Effizienz-Vorteile bringt die OPC UA-Schnittstelle?

Frank Wagenländer: Sie verbessert vor allem die Engineering-Effizienz. Wir werden darin schneller, weil die Produkte austauschbarer werden, wenn wir auf einer offenen Industrieschnittstelle wie OPC UA unterwegs sind. Jeder Lieferant, der hier mitmacht, gibt seine Daten in einen Pool. Und jeder, der diese Daten haben möchte, kann sie sich dort wegnehmen und verwenden, wie er es für richtig hält. Man wird transparent in der Art und Weise, wie die Maschinenteile miteinander kommunizieren.

Frank Wagenländer, Leiter Automatisierung & Elektrotechnik bei Krauss Maffei Extrusion: „Weil wir unsere Standardanwendungen – unsere Visualisierung und deren Anbindung an die Steuerung – auf OPC UA anbieten, müssen sie nicht mehr in jedem Einzelfall neu angepasst werden.“
Frank Wagenländer, Leiter Automatisierung & Elektrotechnik bei Krauss Maffei Extrusion: „Weil wir unsere Standardanwendungen – unsere Visualisierung und deren Anbindung an die Steuerung – auf OPC UA anbieten, müssen sie nicht mehr in jedem Einzelfall neu angepasst werden.“

Wir bei Krauss Maffei nutzen das ganz konkret in der Anbindung unserer Visualisierung an die eigentliche Steuerung. Wir schaffen es daher, eine hardwareneutrale Verbindung zwischen diese beiden Elemente zu bringen. Wir haben hier eine ideale Abgriffstelle für den Kunden, der sich alles, was unsere Steuerung mit unserer Visualisierung austauscht, greifen und in überlagerte Systeme einbringen kann. OPC UA ist ein offenes Medium. Jeder kann das nutzen, was er gerade braucht.

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Rechnet sich das alles für den Endanwender?

Wagenländer: Das rechnet sich relativ früh für ihn. Weil wir unsere Standardanwendungen – unsere Visualisierung und deren Anbindung an die Steuerung – auf OPC UA anbieten, müssen sie nicht mehr in jedem Einzelfall neu angepasst werden. Wir haben also weniger Aufwand und der Kunde hat dadurch geringere Kosten.

Unsere Visualisierung wird nur noch einmal entwickelt. Sie passt zu einer Rockwell-Steuerung, sie passt aber auch zu einer Siemens-Steuerung. Früher haben wir in zwei Systemen entwickelt, hatten also doppelte Entwicklungskosten. Außerdem haben wir mit der frei gewordenen Kapazität nun die Möglichkeit, mehr Funktionen einzubinden. Wir haben also ein schnelleres Engineering, weil nur ein System gepflegt werden muss.

Welche Hürden gibt es bei den Endanwendern, OPC UA einzusetzen?

Wagenländer: Das ist zu einem großen Teil ein personelles Problem, sowohl in den USA, als auch in Europa. Die Menschen lernen in ihrer Ausbildung, in ihrem Studium, wie man mit den Hauptsteuerungslieferanten umgeht. In Deutschland lernt man zum Beispiel in der Ausbildung, wie man „in Siemens“ programmiert. In den USA lernt man, wie man „in Rockwell“ programmiert.

Wenn jemand etwas anderes anbietet, dann braucht der Anwender erst einmal das Personal, das sich damit auskennt. Das findet man gerade in Zeiten von Facharbeitermangel nicht überall. Man kann aber feststellen, dass auch die großen Steuerungsanbieter inzwischen OPC-UA-Lösungen anbieten.

Wie kann man die Bedenken der Kunden aus dem Weg räumen?

Wagenländer: Die Einstiegshürden müssen für die Endanwender niedriger werden. Gerade für kleinere Firmen ist eine Umstellung auf OPC UA ein relativ großes Invest. Die Hürden sinken, wenn die großen Steuerungsanbieter ihrerseits OPC UA- Lösungen anbieten. Das tun sie sukzessive. Auch aus Gründen des Wettbewerbs. Man sieht die Chance, eine Austauschbarkeit zum Wettbewerber zu schaffen.

Für den Endanwender ist nach wie vor ein Aufwand da, denn die Steuerungssysteme werden anders bedient, sie haben eine andere Oberfläche. Wenn aber die Schnittstelle gleich ist, wird dadurch für den Endanwender sowohl die Inbetriebnahme als auch die Wartung deutlich erleichtert. Das spart erhebliche Kosten ein.

Wie wahrscheinlich ist es, dass sich OPC UA als „Weltsprache der Produktion“ in der Industrie durchsetzt?

Wagenländer: Das hängt davon ab, ob oder wann die großen Player der Steuerungsbranche OPC UA zu ihrem Standard erklären. Vor ein paar Jahren hat man in der Visualisierungs-Welt sehr stark auf für den Einzelfall programmierte Lösungen gesetzt. Jetzt sehen wir, dass die neue Version von WinCC von Siemens bereits eine Web-basierte Lösung ist. Das zeigt, dass ein Umdenken stattfindet hin zum Arbeiten mit offeneren Protokollen.

Aber letztlich werden alle in der Steuerungswelt umdenken müssen, denn die Kunden wollen moderne Lösungen. Sie wollen sich nicht mehr auf einzelne Systeme festlegen. Web-Lösungen sind viel intuitiver und sie können einfach mehr. Wenn Siemens und Rockwell dabei sind, dann ist der Weg frei für einen flächendeckenden Umstieg der Gesamtindustrie auf eine offene Lösung, auf OPC UA. gk

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