Direkt zum Inhalt

Workshop: CO₂-Neutralität in der Automobilindustrie

CO₂-Neutralität in der Automobilindustrie war das Thema eines virtuellen Workshops des Kunststoffland NRW – rund 50 Teilnehmer nutzten die Chance zum Dialog.
Mit dabei beim Workshop des Kunststoffland NRW: Als einer der Vorreiter der Automobilindustrie will Porsche - hier der elektrisch angetriebene Taycan Cross Tourismo - nach Worten von CEO Dr. Oliver Blume bis 2030 CO₂-neutral sein.

CO₂-Neutralität in der Automobilindustrie war das Thema eines virtuellen Workshops des Kunststoffland NRW – rund 50 Teilnehmer nutzten die Chance zum Dialog.

Die konkreten Anforderungen der Automobilindustrie an die mittelständischen Zulieferer sowie die Art und Weise, wie die CO₂-Neutralität und die damit einhergehende Transformation zur Kreislaufwirtschaft gemeinsam mit allen Akteuren geschultert werden kann, waren zentrale Fragen des virtuelle Workshops, bei dem das Kunststoffland NRW am 18. März 2021 den Referenten und Teilnehmern einen intensiven Dialog zu diesem brisanten Thema ermöglicht hat.

Der Druck auf die Automobilzulieferindustrie ist groß. Themen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft rücken zunehmend in den Fokus. Dies bedeutet auf Lieferantenseite eine drohende Zertifizierungspflicht bezüglich der eigenen CO₂-Neutralität, um auch weiterhin im Wettbewerb bestehen zu können. Vor diesem Hintergrund lud das Kunststoffland NRW unter Beteiligung der Barlog Plastics GmbH, der Audi AG, der Porsche AG sowie dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zu einem virtuellen Workshop ein. Diskutiert werden sollten die Herausforderungen rund um das Ziel der Klimaneutralität und die Frage nach dem gemeinsamen Weg dorthin.

Die Rolle der Vorkette beim Klimaschutz

Philipp Ellett, Vertreter Fachabteilung für Klimaschutz, Projektgruppe Lifecycle, und Philipp tho Pesch, Referent Rohstoffverfügbarkeit, (beide) VDA, skizzierten in ihrem gemeinsamen Vortrag „Umwelt- und Klimaschutz in der Automobilindustrie – die Rolle der Vorkette“ ihre Sicht für einen „Fahrplan“ hin zu einer CO₂-neutralen Produktion.

Ad

Obwohl zum jetzigen Zeitpunkt diesbezüglich keine genaue politische Regulation besteht, verfolgen einige OEM’s bereits freiwillig eine detaillierte Selbstbilanzierung mit dem Ziel, den gesamten Wertschöpfungsprozess der Fahrzeugproduktion zu defossilisieren. Dabei steht hauptsächlich der Wunsch im Vordergrund, ein von Anfang bis Ende umweltfreundliches Produkt zu erstellen. Dies dient auch dazu, neue Möglichkeiten zu finden, um auf die bevorstehenden Herausforderungen der Klimaziele vorbereitet zu sein.

Ellett appellierte an die Teilnehmer diese Herausforderungen in Chancen umzuwandeln: „Arbeiten Sie gemeinsam mit uns an einem klimaneutralen Fahrzeug, hierzu brauchen wir besonders auch die Stärke der kleinen und großen Zulieferer, um Lösungen voranzutreiben.“

In ihrem Vortrag „Ressourcenschonung im Bereich der Wertschöpfungskette Kunststoff“ gaben Stefan Hauck, Materialentwicklung bei der Audi AG und Philipp Müller, Aufbau Vorentwicklung der Porsche AG einen eindrucksvollen Überblick.

Porsche strebt CO₂-Neutralität bis 2030 an

Die Selbstverpflichtung des VW-Konzerns zur CO₂-Neutralität entlang der gesamten Wertschöpfungskette stelle durchaus ein ambitioniertes Ziel dar, dass es in Zusammenarbeit der gesamten Wertschöpfungskette zu lösen gelte. Porsche will dieses Ziel bis 2030 erreichen, wie ihr CEO Dr. Oliver Blume in seinem Interview in der Wochenzeitung `Die Zeit´ am 17. März 2021 erklärte.

Welche Anstrengungen nötig seien, um den Anteil nachhaltiger Kunststoffe in den Fahrzeugen zu erhöhen, wie die nächsten Schritte konkret aussehen könnten und welche Bedarfe es zukünftig geben wird, interessierte die Teilnehmer der Branche in der regen Diskussion im Anschluss des Vortrages am meisten. Hauck führte an, dass eine CO₂-Reduktion im Automobil oft höhere Kosten bedeute, die der Kunde am Ende tragen müsse. Jedoch gerade der zukünftige Kundenstamm – die nächste Generation – werde vermehrt auf nachhaltige Materialien achten und dies bei der Kaufentscheidung mitberücksichtigen, davon ist Philipp Müller überzeugt.

Wichtig für die Automobilindustrie sei eine größtmögliche Transparenz der Zulieferer, gerade auch um in der Kommunikation rund um Materialien in einen engeren Austausch zu treten. „Unsere Kunststoffbedarfe wollen wir nachhaltig decken und dafür brauchen wir alle denkbaren Quellen und Verfahren; mechanisches Recycling ebenso wie bio-basierende Rohstoffe oder zunehmend auch die chemische Wiederverwertung von Altkunststoffen“, so Hauck.

Automobilindustrie und Zulieferer müssen jetzt die Weichen stellen

Unternehmen müssen jetzt die Weichen stellen, auch wenn Anforderungen erst zukünftig zu erfüllen seien, unterstrich auch Peter Barlog in seiner Moderation. Noch herrsche zwar Unklarheit über die Definition von Rezyklaten, Anrechenbarkeit, sowie zu Messmethoden des CO₂-Fußabdruckes. Zudem sei noch nicht ersichtlich, ob die Politik rein auf ordnungsrechtliche Vorgaben setzen oder eher marktwirtschaftliche Anreize schaffen werde. Wenn Unternehmen das Thema aber auf später verlegen, könnte es, wenn die Ziele umgesetzt werden müssen, zu spät sein.

Kunststoffland NRW plant Follow-up des Workshops

Kunststoffland NRW will das hochkomplexe Thema für seine Mitglieder deshalb weiter voranbringen und zu gegebener Zeit ein Follow-up anbieten.

Ähnliche Ziele wie die Automobilindustrie verfolgen übrigens auch andere Branchen. So wurde vor kurzem ein Verpackungswerk von Mondi als CO2-neutral zertifiziert.

gk

Passend zu diesem Artikel