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Additive Fertigung 24. April 2020

Wiederverwendbaren Corona-Maske in Eigenregie

Hachtel hat via 3D-Druck eine eigene, wiederverwendbare Corona-Maske entwickelt, die inzwischen mit Spritzguss in Serie hergestellt wird.
Die von Hachtel entwickelte wiederverwendbare Corona-Maske wurde im Rahmen der Entwicklung 3D-gedruckt, entsteht inzwischen aber im Spritzguss.
Die von Hachtel entwickelte wiederverwendbare Corona-Maske wurde im Rahmen der Entwicklung 3D-gedruckt, entsteht inzwischen aber im Spritzguss.

Hachtel hat via 3D-Druck eine eigene, wiederverwendbare Corona-Maske entwickelt, die inzwischen mit Spritzguss in Serie hergestellt wird.

Die F. & G. Hachtel GmbH & Co. KG hat in der zweiten Aprilwoche mit der Produktion einer Corona-Maske begonnen. Anlässlich der Corona-Krise entwickelte das auf Werkzeugbau, Spritzguss, Additive Fertigung/3D-Druck und Computertomografie spezialisierte Aalener Unternehmen in kürzester Zeit die Teilgesichtsmaske, die aktuell zur Serienreife gebracht wird – das Zertifizierungsverfahren ist bereits angestoßen.

Wiederverwendbare Corona-Maske mit wechselbarem Filtereinsatz

Die Corona-Maske besteht aus thermoplastischem, für medizinische Anwendungen zugelassenem Elastomer und ist wiederverwendbar, das Filtermaterial kann einfach ausgetauscht werden.
Die Corona-Maske besteht aus thermoplastischem, für medizinische Anwendungen zugelassenem Elastomer und ist wiederverwendbar, das Filtermaterial kann einfach ausgetauscht werden.

„Im Gegensatz zu vielen anderen Produkten ist unsere Gesichtsmaske dauerhaft verwendbar, ein wechselbarer Filtereinsatz mit einem Vlies oder Filtermaterial wird einfach eingeklipst“, erläutert Geschäftsführer Steffen Hachtel. Das verwendete thermoplastische Elastomer ist für die Herstellung von Produkten, die im medizinischen Bereich zur Anwendung kommen, zugelassen und bei 134 °C sterilisierbar.

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Die Nachfrage ist groß, und zwar nicht nur von Privatpersonen. Vor allem Kliniken, Trägergesellschaften und diverse Industriebetriebe haben bereits bei Hachtel angefragt.

„Dank des weichen, elastischen Materials bietet das Produkt einen hohen Tragekomfort und passt sich an unterschiedliche Gesichtsformen an“, erklärt Steffen Hachtel. Zugleich sorgt die Konsistenz für optimalen Schutz: Beim Einatmen wird die Maske fest ans Gesicht gesaugt und praktisch alle Luft durch den Filter geleitet; beim Ausatmen hebt sie sich leicht vom Gesicht ab – die Atemluft entweicht seitlich, ohne andere Personen zu gefährden.

Krisenbekämpfung und Nachhaltigkeit müssen sich nicht ausschließen

Wie Hachtel erklärt, wird auch bestmögliches Sprachverstehen durch die ausgearbeitete Geometrie und durch den Sitz der Maske gewährleistet. Die Wiederverwendbarkeit des Maskenkörpers spart zudem Rohstoffe und vermeidet Abfall. „Das zeigt, dass sich Krisenbekämpfung und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen“, sagt der 57-jährige Maschinenbau-Ingenieur glücklich.

Für die Entwicklung nutzte der Firmenchef fast die gesamte Know-how-Bandbreite seines 50-Mann-Betriebs: „Wir haben selbst konstruiert, das Konzept in die Werkzeuge überführt und diese an unseren Spritzgießmaschinen mit verschiedenen Kunststoffen abgemustert“, erzählt Steffen Hachtel. Durch frühe 3D-Prototypen ließen sich zudem mindestens fünf Änderungsschleifen während der Optimierungsphase sparen.

Die Hachtel-Teilgesichtsmaske
- Sterilisierbar (Autoklav 134 °C, β-/γ-Strahlung 2 × 35 kGy, ET0)
- Für einfache Reinigung auch spülmaschinenfest
- US-DMF-gelistet
- Frei von tierischen Inhaltsstoffen
- Zulassungen: ISO 10993-4/5/10/11, VDI 2017, USP 88>
- Gewicht: ca. 92 g
- Lieferbare Farben: Maske: transparent, Gummiband: weiß (auf Wunsch sind andere Farben lieferbar)

Die Muster wurden im industriellen 3D-Druck per „Hot Lithography“-Technologie erstellt, bei der hochviskose Photopolymere mit Thermoplast-ähnlichen Materialeigenschaften bei Temperaturen von bis zu 120°C dreidimensional per Laser strukturiert werden. „Unsere Computertomographie kommt dann zur zerstörungsfreien Vermessung bei den Serienwerkzeugen für weitere Masken und Filtereinheiten zum Einsatz.“

Die Fertigungskapazität in der hauseigenen Spritzgießerei beträgt derzeit 800 Stück pro Tag, kann aber schnell skaliert werden. Zeitgleich industrialisiert Hachtel die Konfektionierung der Einzelkomponenten.

„Bärenmäßige“ Teamleistung

„Ich bin stolz auf unsere Leistung, vor allem aber auf mein Team: Die haben ‚bärenmäßig‘ mitgezogen.“ Für den Unternehmer sind solche Projekte genau der Grund, warum er seine Firma betreibe. „Wir sind bei dieser Eigenentwicklung unser eigener Auftraggeber und können so schnell agieren wie nie. Alles läuft unter unserem Dach Hand in Hand, um in dieser Krise ein nützliches Produkt schnell und qualifiziert in den Markt zu bringen und den Nutzern zuzuführen.“

gk

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