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News 4. Juni 2021

Wie der Kunststoffabfall ins Meer kommt

Nach einer aktuellen Studie gelangen knapp 80 % des Kunststoffmülls über asiatische Flüsse ins Meer.
Der Großteil des Kunststoffmülls in den Weltmeeren gelangt über die Flüsse ins Meer und dies vor allem in Asien.
Der Großteil des Kunststoffmülls in den Weltmeeren gelangt über die Flüsse ins Meer und dies vor allem in Asien.

Nach einer aktuellen Studie gelangen knapp 80 % des Kunststoffmülls über asiatische Flüsse ins Meer.

Die Organisation The Ocean Cleanup kommt in ihrer aktuellen Studie zum Ergebnis, dass 79,9 % der Kunststoffabfälle, die über Flüsse in die Weltmeere gelangen, von Flüssen asiatischer Länder emittiert wird. Wie die Statista-Grafik zeigt, liegt der Anteil aller anderen Kontinente im einstelligen Bereich. Aus allen Flüssen in Europa zusammen stammen gerade einmal 2 % des Kunststoffeintrags.

Der größte Teil der Kunststoffabfälle in den Weltmeeren stammt von Land. Der Müll gelangt dabei mit Abwässern in die Flüsse und weiter ins Meer gespült. Teilweise wird er auch von Müllkippen an der Küste ins Wasser geweht. Zudem lassen vielerorts Badegäste ihre Abfälle achtlos am Strand zurück. Ein Teil der Abfälle besteht aus Mikroplastik, dass unter anderem durch Reifenabrieb oder Kosmetikprodukte in die Abwasserkanäle gelängt. Mikroplastik entsteht aber auch durch die langsame Zersetzung größerer Kunststoffteile, die bereits in den Meeren schwimmen.

Die Angaben in der Grafik für den Eintrag von Kunststoffabfall in die Meere basieren auf einer Modellrechnung von The Ocean Cleanup für 1.656 Flüsse, die 80 % des Gesamtzuflusses in die Weltmeere ausmachen.
Die Angaben in der Grafik für den Eintrag von Kunststoffabfall in die Meere basieren auf einer Modellrechnung von The Ocean Cleanup für 1.656 Flüsse, die 80 % des Gesamtzuflusses in die Weltmeere ausmachen.

Der Fluss Pasig auf den Philippinen bringt am meisten Kunststoff ins Meer

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Der Fluss, der nach Berechnungen von The Ocean Cleanup am meisten Kunststoff ins Meer transportiert, ist der auf den Philippinen gelegene Pasig. Laut Informationen der Umweltschutzorganisation Greenpeace galt der Pasig noch 1990 als biologisch tot und steht heute auf den vordersten Rängen der meist verschmutzten Flüsse der Welt.

Der Pasig wird übrigens in den viel zitierten Berechnungen deutscher Hydrologen aus dem Jahr 2017 noch nicht unter den zehn Flüssen aufgeführt, die nach dieser Studie für 90 % des Kunststoffeintrags in die Weltmeere verantwortlich sind. Hier rangiert die Jangtsekiang in China auf dem unrühmlichen Platz 1 gefolgt vom Indus in Pakistan und dem Gelben Fluss in China.

In Deutschland hält die Elbe den Negativrekord

Von den Flüssen, die in Deutschland ins Meer münden, transportiert die Elbe mit 41,7 t pro Jahr den meisten Kunststoff ins Meer. Quelle: The Ocean Cleanup.
Von den Flüssen, die in Deutschland ins Meer münden, transportiert die Elbe mit 41,7 t pro Jahr den meisten Kunststoff ins Meer. Quelle: The Ocean Cleanup.

Aber auch über deutsche Flüsse werden Jahr für Jahr mehrere Tonnen Kunststoff in Nord- und Ostsee gespült. Von den Flüssen, die in Deutschland ins Meer münden, gelangt nach Berechungen von The Ocean Cleanup über die Elbe mit 41,7 t die größte Menge an Kunststoff in die Nordsee.

Basis der Untersuchung von The Ocean Cleanup ist ein Schätzmodell für 1.656 Flüsse weltweit, die zusammengerechnet 80 % des Gesamtzuflusses in die Weltmeere ausmachen. Die Menge des ausgespülten Kunststoffs ist laut The Ocean Cleanup von einer Reihe von Faktoren abhängig. Dazu zählen neben der Größe des Flusses vor allem die Bevölkerungskonzentration an den jeweiligen Flüssen, die Wirtschaftsleistung der umliegenden Regionen und die Qualität ihrer Abfallwirtschaft.

The Ocean Cleanup will Kunststoffabfall in Meer und Flüssen einsammeln

The Ocean Cleanup ist ein Projekt mit dem Ziel, den in die Meere gelangten Kunststoff wieder einzusammeln. Durch den Kunststoffmüll sterben zahlreiche Tiere – entweder weil sich der Kunststoff im Magen sammelt und die Tiere verhungern oder sie sich in herumtreibendem Müll verfangen. Zudem kann Mikroplastik laut The Ocean Cleanup giftige Inhaltsstoffe abgeben, sich in der Nahrungskette anreichern und so auch wieder an Land gelangen und dort weitere Schäden anrichten.

Wie Statista berichtet, ist das Projekt The Ocean Cleanup allerdings nicht unumstritten. So werden Medienberichten zufolge Kollateralschäden befürchtet, da die Sammelanlagen zusammen mit dem Müll auch direkt unter der Wasseroberfläche lebende Organismen (Neuston) einfangen und somit das Ökosystem schädigen könnten.

Günter Kögel

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