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Blasformen 22. Februar 2021

Welche Weiterentwicklungen machen beim Blasformen Sinn?

DI Michael Mehnert spricht im Exklusiv-Interview über neue Technologien beim Blasformen und deren Weiterentwicklung bei Bekum.
DI Michael Mehnert spricht im Exklusiv-Interview über neue Technologien beim Blasformen und deren Weiterentwicklung bei Bekum.
DI Michael Mehnert spricht im Exklusiv-Interview über neue Technologien beim Blasformen und deren Weiterentwicklung bei Bekum.

DI Michael Mehnert spricht im Exklusiv-Interview über neue Technologien beim Blasformen und deren Weiterentwicklung bei Bekum.

DI Michael Mehnert, Geschäftsführender Gesellschafter der Bekum Maschinenfabrik, erläutert im Interview mit der K-ZEITUNG die Bedeutung neuer Technologien beim Blasformen und wie das Unternehmen diese in  Zukunft weiter entwickelt. Bekum ist einer der weltweit führenden Hersteller für Extrusions-Blasformmaschinen. Auf den Maschinen werden Hohlkörper wie Flaschen und Kanister aus Kunststoff hergestellt. Das Unternehmen entwickelt diese Technologie konsequent weiter und bietet kunststoffverarbeitenden Betrieben somit immer wieder innovative Lösungen für vielfältige Anwendungen. Als Geschäftsführender Gesellschafter leitet Michael Mehnert das Familienunternehmen, welches 1959 in Berlin gegründet wurde und aktuell 350 Mitarbeiter in drei Werken beschäftigt.

Auf der K 2019 hat Bekum mit der Concept 808 ein innovatives und zukunftweisendes Maschinenkonzept vorgestellt. Ist diese Konzeptmaschine mittlerweile zu einem serienreifen Produkt herangewachsen?
Michael Mehnert:
Ja, so kann man das sagen. Wir haben damals auf der Fachmesse mit der Concept 808 viele neue Technologien und ein neues Maschinendesign vorgestellt, die mittlerweile in unseren Maschinen in Serie gegangen sind. Beispielsweise unsere neue Steuerungsgeneration. Die mit 24 Zoll großzügig dimensionierte Bedieneinheit mit der intuitiven Bedieneroberfläche Bekum Control 8.0 eröffnet dem Anwender durch verschiedene Industrie 4.0-Funktionen neue Möglichkeiten, die zum Standard geworden sind. Die Visualisierung von Durchsatzwerten und Energieverbräuchen auf dem Multitouch-Bedienpanel sind ebenso selbstverständlich wie die Anzeige von Strom-, Wasser- und Luftverbrauch sowie der Drücke aller zugeführten Medien.
Aber auch unser neues Hochleistungs-Extrusionssystem, das wir auf der Messe vorgestellt haben, ist serienmäßig für all unsere Maschinen verfügbar. Die Extruder-Baureihe HiPEx 36D zeichnet sich durch sehr gute Schmelzehomogenität, bei rund 20 Prozent Energieeinsparung, aus. Diese Einsparung ist signifikant, zumal bis zu 80 Prozent der elektrischen Energie im Extrusionsblasformen in der Extrusion verbraucht wird.

Weiterentwicklungen beim Blasformen differenzierter betrachten

Bleiben wir beim Thema Energieeinsparung. Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Verteilung zwischen elektrischer und hydraulischer Maschinen mit Blick auf zunehmend steigende Strompreise?
Mehnert:
Prinzipiell wird das Thema häufig sehr pauschal diskutiert, sprich entweder elektrisch oder hydraulisch. Aber aus meiner Sicht muss man das ganze etwas differenzierter sehen. Klar geht der Trend in den letzten Jahren immer mehr zu elektrisch angetriebenen Maschinen. Man muss sich aber die Frage stellen, welches Konzept bei welcher Maschinenfunktion und -größe Sinn macht. Wenn beispielsweise die Wanddickensteuerung am Extrusionskopf einer Großblasanlage für Fässer hydraulisch angetrieben wird, dann macht das prozentual gesehen beim Gesamtverbrauch der Maschine wenig aus und es ist für diesen Fall die bessere und kostengünstigere Technologie. Deshalb können andere Teile der Maschine trotzdem vollelektrisch sein. So haben wir eine neue Großblasanlage entwickelt bei der die schnelle Formschließbewegung elektrisch erfolgt, der Schließkraftaufbau jedoch mit einer Servohydraulik. Das heißt, dass oft die Kombination aus beiden Technologien sinnvoll ist. Wenn ich es jedoch auf den Bereich der kleineren Verpackungsmaschinen eingrenze, so sind aktuell gut zwei Drittel vollelektrische Maschinen.

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Trotz der steigenden Preise für recycelten Kunststoff ist der Trend zur Kreislaufwirtschaft und dem Einsatz von Recyclingmaterial beim Blasformen ungebrochen. Wie reagiert Bekum auf diese Entwicklung?
Mehnert:
Das Thema Kreislaufwirtschaft wird uns auch in den kommenden Jahrzehnten noch erhalten bleiben, denn hier sind meiner Meinung nach bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Im Bereich Blasformmaschinen geht der Trend ganz klar zu immer mehr Drei-Schichten-Anlagen, um in der Mittelschicht PCR oder Mahlgut wieder zu verarbeiten.
Getrieben wird das ganze häufig von den Markeninhabern selber, die einen gewissen Prozentsatz von recyceltem Material in ihren Verpackungen fordern. Damit sind natürlich auch die Kunststoffverarbeiter getrieben, diese Quoten zu erfüllen und wir Maschinenbauer ebenfalls. Mit unseren neuen Extrudern und Wendelverteilerköpfen für die Produktion von drei-schichtigen Verpackungen sind wir hier technologisch sehr gut aufgestellt und bieten damit eine attraktive Lösung für die Verarbeitung von Recyclingmaterial an.

Stefan Lenz

Zur Person: Michael Mehnert
Mit DI Michael Mehnert, jüngster Sohn des Unternehmensgründers Gottfried Mehnert, übernimmt die zweite Inhabergeneration Verantwortung für die Gruppe. Michael Mehnert durchlief nach erfolgreichem Maschinenbaustudium in Aachen unterschiedliche Funktionen bei Bekum. Im Frühjahr 2016 wurde Michael Mehnert zum Geschäftsführer der Bekum Maschinenfabrik Traismauer GesmbH bestellt.

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