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Technik

Was früher Abfall war, ist jetzt etwas wert

Gestern produzierte man wertlosen Abfall, heute erzeugt die Paul Hartmann AG vermarktungsfähige Ballen aus Karton und Polyethylen mit 400 Kilogramm Gewicht.
Hartmann spart durch die eigene Anlage Geld und Zeit.
Hartmann spart durch die eigene Anlage Geld und Zeit.

Gestern produzierte man wertlosen Abfall, heute erzeugt die Paul Hartmann AG vermarktungsfähige Ballen aus Karton und Polyethylen mit 400 Kilogramm Gewicht.

Die Ballen aus Alt-Karton gehen an den Kartonage-Lieferanten und mindern so die Kosten für neues Verpackungsmaterial. „Ein perfekter Wertstoffkreislauf“, findet der Verantwortliche bei dem Hersteller von Medizinprodukten. Hauptdarsteller in der Erfolgsgeschichte: Eine horizontale Ballenpresse HSM HL 4812 und eine vertikale Ballenpresse HSM V-Press 860 S. 10 000 Mitarbeiter weltweit, knapp zwei Milliarden Umsatz – die Hartmann Gruppe ist ein europaweit aktiver Anbieter von Medizin- und Hygieneprodukten. Schwerpunkte sind die Wundbehandlung, die Inkontinenzversorgung und der Infektionsschutz. Die Paul Hartmann AG in Heidenheim ist das Herz der Unternehmensgruppe. Sie geht auf eine 1818 gegründete Textilfabrik zurück und gehört damit zu den ältesten deutschen Industriebetrieben. In Heidenheim ist die Homecare Logistik des Unternehmens zentralisiert – der Versand von Kleinmengen an Kunden in Deutschland.

60 Tonnen PE-Folien pro Jahr

Beim Kommissionieren der Ware fällt in Heidenheim viel Verpackungsmaterial an: 260 Tonnen Kartonage und 60 Tonnen PE pro Jahr. Zunächst wurden diese Abfälle lose in 40-Kubikmeter-Containern entsorgt, zu einem Zwischenhändler gebracht und dort gepresst. Die Vermarktungserlöse waren bescheiden. Für Michael Kormann, Leiter der Homecare Logistik und Kornelia Bischof, Betriebsbeauftragte für Abfall, war bald klar, dass man diesen transportaufwendigen und im Ergebnis bescheidenen Prozess besser gestalten kann. Die naheliegende Idee: Hartmann wollte die Abfälle künftig selbst pressen, um ordentliche Erlöse zu erzielen.

Die Hartmann-Verantwortlichen sahen sich mehrere Anbieter von Ballenpressen an und ließen auch eine Maschine zur Probe aufstellen. Das Problem: Diese Presse konnte nur Ballen von bis zu 200 Kilogramm herstellen. „Das war für die Papierfabrik zu wenig“, berichtet Kornelia Bischof. Der Pilotbetrieb wurde beendet.

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Michael Kormann und Kornelia Bischof haben sich nach einem längeren Auswahlprozess für Pressen von HSM entschieden. „Die Produkte machen einen sehr guten Eindruck“, berichtet Michael Kormann. Bedienbarkeit, Solidität, hohe Zuverlässigkeit und damit geringe Wartungskosten bei langer Lebensdauer hätten den Ausschlag gegeben, sich für die Ballenpressen des Mittelständlers vom Bodensee zu entscheiden. Vertrauen schuf bei den Hartmann-Verantwortlichen außerdem, dass abzusehen war, dass der Service bei HSM keine langen Wege zurückzulegen hat. Michael Kormann: „Der Anschaffungspreis ist nur ein Punkt, bei uns muss auch der Service während des Betriebs stimmen und die Anlagen müssen sich langfristig wirtschaftlich betreiben lassen. Das haben wir bei HSM am besten erfüllt gesehen.“

Den Anfang der neuen Ära in der Abfallverwertung der Homecare Logistik machte zunächst die vertikale Ballenpresse HSM V-Press 860 S für das Pressen der PE-Folien auf kleinstem Raum. Sie sollte bei der Paul Hartmann AG die Bewährungsprobe leisten. Gemeinsam mit dem HSM-Vertrieb wurde diese vertikale Ballenpresse auf die Anforderungen von Hartmann angepasst: Sie bekam – für HSM eine Premiere – eine Schiebetür – statt der im Standard vorgesehenen seitlich aufgehenden Öffnung. Den Hartmann-Verantwortlichen gefiel auch eine Alleinstellung der vertikalen Maschine: Der Pressvorgang startet mit dem Schließen der Tür automatisch und die Tür geht nach dem Ende des Pressens auch selbsttätig auf. Und weil der Abnehmer der PE-Ballen der Paul Hartmann AG keine Drahtumreifung haben mag, wurde die V-Press 860 S erstmals mit einer Umreifung mit Polyester-Bändern ausgestattet. Zusatzeffekt: Um drei Viertel geringere Kosten für Umreifungsmaterial. Michael Kormann: „Die Maschine wurde auf unsere Bedürfnisse angepasst und die Neuerungen funktionieren gut.“ Die Bilanz des Tests war darum positiv. Die HSM V-Press 860 S habe ein kompaktes Maß, beanspruche wenig Standfläche und sie produziere gut vermarktungsfähige Ballen von rund 400 Kilogramm Gewicht, obwohl sie mit losen PE-Folien bestückt wird, lobt Kormann.

Unterstützung bei der Vermarktung

Nachdem das Unternehmen aus Heidenheim mit der vertikalen Ballenpresse von HSM gute Erfahrungen gemacht hat, war der Weg offen, auch die Vermarktung des weit umfangreicheren Kartonagenmaterials mit HSM-Unterstützung anzugehen. Auch hier entwarfen der Kunde und HSM eine Lösung, die von der ursprünglichen Planung von Hartmann abgewichen ist. Ergänzende Anlagen wie eine Kippvorrichtung für 1,1 Kubikmeter-Umleerbehälter sowie ein Förderband für die Zuführung waren dabei Konsens. HSM riet dem Kunden jedoch davon ab, in Heidenheim eine vollautomatische Ballenpresse inklusive automatischer Verdrahtung zu installieren. Naheliegender Grund: Das Volumen von 260 t pro Jahr rechtfertige in Heidenheim keine Vollautomatik. Auf Grund der manuellen Zuführung der Kartonagenabfälle ist ohnehin ein Mitarbeiter vor Ort, der den Ballen mit Draht abbinden könnte, schlug HSM vor. Den Hartmann-Verantwortlichen gefiel diese uneigennützige Beratung aus Kundensicht. Michael Kormann: „Wir haben uns letztlich für die halbautomatische Ballenpresse HSM HL 4812 entschieden – sie entspricht aus funktionalen und wirtschaftlichen Gründen unseren Anforderungen am besten.“ Nun wird in der Homecare Logistik jeder Kartonage-Ballen manuell mit vier Drähten umreift. Kormann: „Das funktioniert flott und gut.“

Rund drei Stunden pro Tag ist bei der Homecare-Logistik heute ein Mitarbeiter beschäftigt, um beide Abfallfraktionen zu pressen und zum Abtransport bereitzustellen. Vorteil HSM: Sollte eine Maschine ausfallen, kann auch die andere Maschine die Fraktion übernehmen und komprimieren. Alle sechs Wochen holt ein LKW die Ballen ab – er kann knapp 60 der 400-Kilo-Pakete laden. Die Abnehmer der Ballen sind glücklich mit dem neuen Rohstoff aus Heidenheim, berichtet Michael Kormann: „Sortenrein, unverschmutzt, von konstanter Qualität und optimal verdichtet – wir liefern Traumballen.“ Ideal findet er es auch, dass die Alt-Kartonage an jene Papierfabrik geliefert wird, die die Kartonagen für die Paul Hartmann AG herstellt. Das senke Einkaufspreise und Transportkosten – „ein nahezu perfekter Wertstoffkreislauf“, sagt Kormann.

pl

 

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