Verpackungsbranche will das Richtige tun
Beim Arburg Packaging Summit wurde die Lage der Branche aus allen Perspektiven sichtbar.
Rund 120 Experten aus dem Verpackungsbereich aus aller Welt waren der Einladung von Arburg zum Gipfeltreffen der Verpackungsindustrie in den Schwarzwald gefolgt. Es ist nach 2015 die zweite Packaging-Veranstaltung dieser Art. Die Mischung aus Vorträgen, Live-Vorführungen von Maschinen und nicht zuletzt den vielen Möglichkeiten, das berufliche Netzwerk zu festigen und auszubauen wurde von den geladenen Gästen sehr positiv aufgenommen. Gerhard Böhm, Geschäftsführer Vertrieb bei Arburg zog ein positivs Fazit. „Beim zweitägigen Event haben wir gemeinsam mit namhaften Experten beleuchtet und diskutiert, wie Circular Economy für Verpackungsprodukte gelingen kann. Wir haben gezeigt, wie sich die Kunststoffindustrie den aktuellen Herausforderungen stellt und welche ressourceneffiziente Lösungen und Innovationen wir für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft heute und in Zukunft zu liefern vermögen.“
Nicht die Fehler der Automobilindustrie wiederholen
Einen Satz hörte man bei Vorträgen und Diskussionen sehr häufig: "Es ist fünf vor zwölf für die Kunststoffverpackungen!" Die Branche ist in Unruhe - das Image von Kunststpoffverpackungen hat durch den medialen Dauerbeschuß der letzten Monate gelitten. Die selbstverschuldete Situation der deutschen Automobilindustrie wurde mehrmals als abschreckendes Beispiel genannt - dort sei es bereits fünf nach zwölf, war die vorherrschende Meinung.
Neben der technischen Herausforderung, eine Verpackung optimal auf die Anforderungen des Packgutes abzustimmen tritt immer mehr der Aspekt der Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Das Design for Recycling wird vom ökologischen Wunschbild immer mehr zum Industrie-Standard.
Der IML-Experte Verstraete zeigte, wie sich mit Hilfe unsichtbarer Wasserzeichen Kunststoffverpackungen mit einem „Digitalen Recycling Pass“ ausstatten und sortenrein sortieren lassen. Erema stellte verschiedene Leuchtturm-Projekte zum Thema Recycling vor, während Global-Flow grundsätzlich auf Entsorgung und Verwertung von Sekundär-Rohstoffen einging. Erema-Geschäftsführer Manfred Hackl erklärte in seinem Vortrag, er freue sich, daß er als Hersteller von Anlagen für das Kunststoffecycling zur Verpackungstagung eines Spritzgießmaschinenherstellers eingeladen werde. Das zeige bereits deutlich, wie die Branche sich wandle.
Der Abend des ersten Tages stand im Zeichen der PET-Percussion - die Green Beats aus Osnabrück lieferten eine mitreißende Show mit Trommeln und Pauken und brachten das gesamte Publikum zum Mittrommeln, ganz dem Thema angemessen natürlich mit PET-Flaschen.
Weites Themenspektrum
In über einem Dutzend Fachvorträgen wurden verschiedenste Aspekte der Verpackungstechnik beleuchtet. So stellten etwa Referenten von BASF, Borealis und Henkel neue Materialien vor sowie ihre Aktivitäten, um Kunststoffe in die Wertschöpfungskette zurückführen und Rezyklate verarbeiten zu können. Arburg und die Werkzeugpartner Stackteck und Foboha präsentierten neue Verfahren und Maschinentechnik speziell für die Verpackungsbranche.
Mit Thorsten Kühmann und Dr. Rüdiger Baunemann waren zudem Vertreter des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und des Erzeugerverbandes Plastics Europe Deutschland dabei. Die beiden gaben aus Verbandssicht einen Ausblick, welchen Herausforderungen sich die Branche in Zukunft stellen wird.
Live-Anwendungen ergänzen Vorträge
In den Vortragspausen hatten die Teilnehmer ausgiebig Gelegenheit, ausgewählte Verpackungsanwendungen „live“ in Augenschein zu nehmen. So produzierte beispielsweise ein elektrischer Allrounder 520 A mit 1.500 kN Schließkraft herkömmliche Kaffeekapseln aus PP mit einer 0,02 mm dünnen Barriereschicht, während ein hybrider Allrounder 920 H mit 5.000 kN Schließkraft und 48-fach-Werkzeug ebenfalls Kaffeekapseln herstellte, aber aus einem Biomaterial. Zwei hybride Maschinen in Packaging-Ausführung demonstrierten die Leistungsfähigkeit speziell für die Verpackungstechnik: Ein Allrounder 820 H mit 3.700 kN Schließkraft und dem Optionspaket „Dünnwandartikel“ fertigte vier IML-Becher in 4 Sekunden Zykluszeit. Ein hybrider Allrounder 630 H mit 2.300 kN Schließkraft und dem Optionspaket „Verschlüsse“ stellte je 48 Getränkeverschlüsse in 3,3 Sekunden Zykluszeit her. Wie sich mit diesen Maschinen und geeigneter Werkzeugtechnik eine nachhaltige Prozessführung beim Spritzgießen erreichen lässt, erläuterte Reiner Schmid, Application Manager Packaging bei Arburg, in seinem Vortrag. Der Trend gehe hin zu einer direkten Messung von Innendruck und Temperatur sowie der Werkzeugatmung via induktiver Wegsensoren, wodurch sich der Füllprozess und die Produktqualität deutlich optimieren ließen. Das spiele gerade bei neuen und recyclierten Materialien eine wichtige Rolle.
Neue Lösungen für die Circular Economy
Ein Highlight des Packaging Summits war die abschließende Podiumsdiskussion, die Guido Marschall von Plas.TV moderierte. Dabei diskutierten Gerhard Böhm (Arburg), Thorsten Kühmann (VDMA), Manfred Hackl (Erema), Prof. Dr. Hans-Josef Endres (Hochschule Hannover) und Philip Knapen (Borealis) über die aktuelle Situation der Verpackungsbranche, die im Rahmen des Events gewonnenen Erkenntnisse und künftige Aufgaben.
Dabei waren sich die Experten einig, wie wichtig die Zusammenarbeit aller in der Wertschöpfungskette Beteiligter ist. Gerhard Böhm ging in der Diskussionsrunde auch darauf ein, wie Arburg mit dem neuen Programm „Arburg Green World“ seine Aktivitäten rund um den Themenbereich Ressourcen-Effizienz und Circular Economy bündelt. Beispiele hierzu werde man auf der Messe K 2019 zusammen mit Partnern vorstellen.
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