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Umweltindustrie will Lieferketten stabilisieren

Für die Teilnehmer der Ifat Munich sind gestörte Lieferketten die schlimmste Folge von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, doch die Stabilisierung läuft bereits.
Nach einer Befragung unter den deutschen Ifat-Teilnehmern leidet die derzeit boomende Umweltindustrie besonders unter den gestörten Lieferketten und plant verschiedene Gegenmaßnahmen.

Für die Teilnehmer der Ifat Munich sind gestörte Lieferketten die schlimmste Folge von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, doch die Stabilisierung läuft bereits.

Nach einer Onlineumfrage unter deutschen Teilnehmern der Ifat Munich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie des Krieges in der Ukraine leidet die Umwelttechnologiebranche derzeit vor allem unter den damit einhergehenden Störungen der Lieferkette.

„Technologien, die den Umwelt- und Klimaschutz vorantreiben, sind gefragter denn je. Gleichzeitig sind die Folgen der Pandemie sowie des Krieges in der Ukraine auch für die Umweltbranche eine große Herausforderung“, so Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. An der Onlineumfrage nahmen 943 Teilnehmer der Ifat Munich teil, und zwar Besucher wie Ausstellerrepräsentanten aus den Bereichen Industrie sowie Wasser- und Abfallwirtschaft. Durchgeführt hat die Umfrage das unabhängige Marktforschungsinstitut IFAD.

Gestörte Lieferketten als Hauptproblem

Die meistgenannten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Unternehmen der Umweltindustrie sind Störungen der Lieferketten, Einschränkungen im operativen Betrieb und Schwierigkeiten im Vertrieb.
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Nach der Umfrage kämpft die Umweltindustrie aufgrund der Pandemie vor allem mit Störungen in den Lieferketten: Für 82 % der Befragten ist dies das größte Problem. Häufig genannt wurden auch Einschränkungen im operativen Betrieb zum Beispiel durch Personalausfall (69 %) und Schwierigkeiten im Vertrieb zum Beispiel durch Reiseeinschränkungen (58 %). In der Folge führen Lieferschwierigkeiten gegenüber Kunden (69 %) und Produktionsausfälle (35 %) bei 39 % der Befragten zu Gewinneinbußen.

Zur Stabilisierung plant die Umweltindustrie vornehmlich den Ausbau der Lieferantenbasis und von Lagerbeständen (jeweils 44 %). 24 % der Befragten planen eine Regionalisierung der Lieferketten, 20 % wollen die Wertschöpfung im eigenen Betrieb erhöhen und 19 % setzen auf eine verstärkte Standardisierung von Produkten und Spezifikationen. Immerhin 9 % versprechen sich eine Verbesserung der schwierigen Situation durch den Einsatz digitaler Lieferkettentechnologien.

Umweltindustrie denkt weiterhin global

Meistgenannte Maßnahme gegen künftige Störungen der Lieferketten sind der Ausbau der Lieferantenbasis und die Erweiterung der Lagerbestände.

Die Schwierigkeiten bei den Lieferketten bedeuten allerdings kein Ende der Globalisierung – ganz im Gegenteil: Die Umweltindustrie wird künftig sogar noch internationaler: 43 % der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen die internationalen Aktivitäten ausbauen will und 40 %, dass diese auf gleichem Niveau fortgeführt werden.

Verunsicherung durch Krieg in der Ukraine

Was den Krieg in der Ukraine betrifft, rechnen 50 % der Befragten aus der Industrie mit starken Auswirkungen auf ihr Geschäft. Nahezu 90 % aller Befragten sehen die Gefahr, dass Umwelt- und Klimaschutz aufgrund des Krieges in der Ukraine politisch und öffentlich weniger priorisiert wird.

"European Green Deal" als Chance bewertet

Den European Green Deal sehen übrigens 48 % der Befragten aus der Umweltindustrie als Chance und erwarten positive bis sehr positive Auswirkungen auf ihr Geschäft. Allerdings sind sich hier auch viele der Teilnehmer unsicher. So wagten ein Drittel der Befragten in diesem Punkte keine Prognose.

Mit der Sustainable Finance Taxonomie will die Europäische Union Wirtschaftsaktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit klassifizieren. Ein Großteil der Befragten hat sich allerdings mit diesem Thema noch nicht befasst. Wenn doch, sieht auch hier vor allem die Industrie eine Chance (31 %). Zum Vergleich: In der Wasser- und Abfallwirtschaft sind es nur 18 %. Dabei zahlen beide Bereiche stark auf die Ziele der Taxonomie ein. Die Industriebetriebe setzen hier vor allem auf die Vermeidung von Verschmutzung (57 %), auf Klimaschutz (53 %), auf den Wandel zur Kreislaufwirtschaft (47 %) und auf die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen (46 %).

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft

Zu den Plänen für eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie” der Bundesregierung konnte oder wollte will sich die Hälfte der Befragten noch nicht äußern. Beim Rest der Teilnehmer herrscht aber größtenteils eine optimistische Einschätzung vor, ein Viertel betrachtet die Pläne als „umfangreich und ambitioniert“.

Als wichtigste Maßnahmen auf dem Weg zur Circular Economy nannten die Teilnehmer aus der Industrie eine längere Lebensdauer von Produkten zum Beispiel durch Reparieren oder Wiederverwenden (78 %), besseres Recycling zum Beispiel durch neue Technologien oder Rezyklatquoten (77 %) und das Reduzieren des Materialverbrauch (58 %). Das Beschränken des einmaligen Gebrauchs von Produkten sehen 56 % als erfolgversprechende Maßnahme, ein intelligentes Produktdesign nannten 39 %.

Die Ifat Munich ist auch 2022 wieder die weltweit führende und größte Fachmesse der Umwelttechnologiebranche. Mehr zur Messe in diesem Beitrag der K-ZEITUNG.

gk

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