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Start-up: Clever recyceln statt verbieten

Start-up Holy Poly setzt auf cleveres Recycling statt Verbote und hilft Herstellern von Kunststoff-Markenartikeln beim Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Johanna Bialek, Geschäftsführerin der Holy Poly GmbH: „Wir arbeiten für eine Welt, in der der Einsatz von recyceltem Plastik für die Herstellung neuer Produkte normal geworden ist."

Start-up Holy Poly setzt auf cleveres Recycling statt Verbote und hilft Herstellern von Kunststoff-Markenartikeln beim Weg in die Kreislaufwirtschaft.

Die Holy Poly GmbH, ein Start-up-Unternehmen aus Dresden, unterstützt Hersteller von Kunststoffprodukten dabei, gemeinsam die Vorgaben wie das seit dem 3. Juli 2021 geltende Verbot zahlreicher Einwegplastikprodukte und gleichzeitig selbstgesteckte Ziele für mehr Recycling in Unternehmen und Gesellschaft mit cleveren Lösungen zu erreichen . Ein Experten-Team – von Kunststofftechnikern über Abfallwirtschaftler bis hin zu Marketingprofis – arbeitet daran, die Kreislaufwirtschaft in den Firmen zu implementieren und begleitet vom Konzept bis zur Umsetzung.

Ziel des Start-Ups: Produkte zu 100 % recyceln

Fridolin Pflüger, Geschäftsführer des Start-ups Holy Poly GmbH, hält nichts von Verboten: „Zunehmend wollen Marken sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gegenüber positiv verhalten. Wir helfen ihnen dabei, die Hürden zu nehmen und die Chancen der Zeitenwende zu nutzen.”

„Wir arbeiten für eine Welt, in der der Einsatz von recyceltem Plastik für die Herstellung neuer Produkte normal geworden ist“, erklärt Johanna Bialek, Geschäftsführerin der Holy Poly GmbH. „Das Ziel sind hochwertige Produkte, die zu 100 Prozent recycelt sind und zu 100 Prozent recyclingfähig.“

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Im Fokus stehen B2C-Markenhersteller, die höherwertige Konsumprodukte aus Kunststoff vertreiben. Ihnen will Holy Poly dabei helfen, Produkte und Prozesse dem unterentwickelten Recyclingmarkt anzupassen. Erste Projekte mit Mattel und Innocent wurden bereits realisiert. Geschäftsführer Fridolin Pflüger: „Der Lebensstandard der Weltgesellschaft basiert auf industrieller Massenproduktion. Dahinter stehen Hersteller, die Fertigungen in Auftrag geben. Das machen sie produktweise. Deshalb setzen wir unsere Vision Produkt für Produkt um.”

Klares Bekenntnis zum Kunststoff und zum Kreislauf

Holy Poly bekennt sich ausdrücklich zum Einsatz von Kunststoff, sieht aber im Fall des Einwegplastikverbots ein wichtiges Signal im Sinne einer Notbremse. Angesichts der Komplexität der Probleme seien auch vermeintlich simple Lösungen wie Bioplastik eher ein Feigenblatt, um an Linearwirtschaft und Einwegprinzip festzuhalten.

Verbote helfen nicht weiter

„Doch es hilft nicht, einige Regeln zu ändern oder ein paar Verbote auszusprechen. Die Kunststoffbranche muss ein ganz anderes Spiel spielen. Und das heißt Kreislaufwirtschaft. Nur damit ist in dieser Dekade der Schwenk zur Nachhaltigkeit zu schaffen“, zeigt sich der Geschäftsführer überzeugt.

Radikale Umstellung auf stoffliches Recycling nötig

Mit stofflichem Recycling soll das Verbrennen von Kunststoffabfällen reduziert werden. Denn derzeit bestehen nur 10 % aller Produkte aus Recyclingmaterial. Das zieht für die Hersteller eine radikale Umstellung von Materialien, Produktionsequipment, Prozessen, Verfahren und nicht zuletzt der Wertschöpfungskette nach sich. Einen Schritt, den viele Firmen bislang scheuen oder nur halbherzig gehen, da er zusätzliche Kosten verursacht.

Hier setzt Holy Poly an. Mit verschiedenen Service-Paketen wird Unternehmen die Brücke auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft gebaut. Dazu zählen Beratung, Design und Engineering, aber auch Umsetzung, Produktentwicklung, Storytelling und Marketing.

Recycling den Menschen näher bringen

Hervorgegangen ist die Holy Poly GmbH aus einer offenen Werkstatt im Dresdner Verein „Konglomerat“, der sich Themen wie Nachhaltigkeit, Innovation und Umweltbildung verschrieben hat. Die sogenannte „Kunststoffschmiede“ hat seit 2016, unter anderem gefördert vom Bundesumweltministerium, Workshops und Seminare entwickelt, um Menschen in ganz Europa das Thema Recycling durchs Selbermachen näher zu bringen.

Im Jahr 2019 nahm die Gruppe an der „Act On Plastic Challenge“ des Berliner „Soulincubators“ teil und erhielt 2020 zwei Gründer-Stipendien. Im Jahr 2021 wurden drei Mitglieder des Gründerteams für ein Technologiegründerstipendium der SAB (Sächsische Aufbau Bank) ausgewählt. Parallel starteten die ersten Finanzierungsrunden, in denen ausreichend Kapital eingesammelt wurde, um Fachkräfte einzustellen und in die Infrastruktur inklusive Prototypenwerkstatt zu investieren.

Holy Poly auf Wachstumskurs

Die GmbH handelt nach den Prinzipien des Verantwortungseigentums – Gewinne dienen nicht dem persönlichen Profit der Gesellschafter, sondern dem langfristigen Zweck und der Entwicklung des Unternehmens Holy Poly. Derzeit sind 13 Personen in Festanstellung für die GmbH tätig, bis Jahresende 2021 soll das Team auf 21 Personen in Vollzeit anwachsen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Dresdner „Rosenwerk“ hat das Unternehmen im April 2021 ein Gebäude bezogen. Das auf zehn Jahre angemietete Objekt dient als Coworking-Space, dessen 500 m2 große Bürofläche auch von anderen Selbständigen und Start-ups genutzt werden kann.

gk

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