Hotset-Geschäftsführer Ralf Schwarzkopf spricht über aktuelle Trends im Projektgeschäft und wie sein Unternehmen als Outsourcing-Partner Kunden unterstützt.
Herr Schwarzkopf, was bedeutet es konkret, wenn Sie von „Projektgeschäft“
sprechen?
Ralf Schwarzkopf: Im
Projektgeschäft ist es unser zentrales Anliegen, unsere Kunden von kompletten
Produktions- und Montageprozessen zu entlasten. Dahinter steht die sehr
umfassende Vorstellung eines technologisch orientierten Outsourcings, bei dem Hotset
die Gesamtverantwortung für ganze Wertschöpfungsketten übernimmt. Der
Auftraggeber erhält damit neuen Freiraum, den er vielfältig nutzen kann: Zum
Ausbau seines Kerngeschäftes, zur Optimierung seiner Inhouse-Prozesse oder zur
Einführung von Lean Manufacturing-Strukturen – um nur einige mögliche Ziele zu
nennen.
Gibt es inzwischen praktizierte Beispiele für diese Art des
Wertschöpfungs-Outsourcing?
Schwarzkopf: Aber ja.
Wir haben diesen Geschäftszweig vor etwa vier Jahren aufs Gleis gesetzt und
betreiben seitdem für etliche Kunden in verschiedenen Branchen individuell
abgestimmte Prozessketten der An- und Zuarbeitung. So etwa für einen Hersteller
von Gasmessgeräten. In einer eigens für ihn errichteten Produktionslinie fertigen
wir Temperatursensor-Systemlösungen – inklusive Installation,
Gehäusekonfiguration, Qualitätssicherung und Verpackung. Der Kunde hat diesen
Prozess seiner Komponentenfertigung ganz in unsere Hände gelegt. Eine komplette
Montagestrecke realisiert haben wir für einen renommierten Hersteller von
Schaltschränken; auch hier zeichnen wir für einen großen Abschnitt der
Wertschöpfungskette verantwortlich. Aktuell im Gespräch sind wir mit
Unternehmen aus den Bereichen Brennstoffzellentechnik und E-Mobility – hier
geht es ebenfalls um den Aufbau von Fertigungsstrukturen für thermodynamische
Lösungen.
Steht Ihr Outsourcing grundsätzlich immer mit dem eigenen Kerngeschäft
von Hotset in Verbindung?
Schwarzkopf: Unser
Leitmotto lautet ja „controlled energy flow“; insofern geht es auch bei unseren
Outsourcing-Projekten vorrangig um Aufgabenstellungen rund um die industrielle
Thermodynamik und Thermosensorik – allerdings im weitesten Sinne. Denn die
Problematik, eine definierte Temperatur zu einem exakten Zeitpunkt an einem
bestimmten Punkt oder auf einer begrenzten Fläche verfügbar zu machen – zum
Heizen, Kühlen oder Temperieren – spielt in vielen Branchen eine zentrale
Rolle. Im Werkzeugbau ebenso wie in der Oberflächentechnik oder in der
Kunststoffverarbeitung, in der Verpackungstechnik, in der Lebensmitteltechnik, im
Gießereiwesen und vielen anderen Bereichen.
Welchen Prinzipien oder Richtlinien folgt Hotset beim Aufbau der
Wertschöpfungsketten?
Schwarzkopf: Faktisch
entscheiden selbstverständlich die Zielsetzungen des Kunden darüber, wie wir
die Prozessketten organisieren und strukturieren. Von unserer Seite bringen wir
aber immer maßgebende Aspekte der Prozessoptimierung, der Effizienzverbesserung
und der Ressourcenschonung mit ein. Häufig bilden die Beratungsgespräche,
Machbarkeits- und Wertanalysen aus unserem Bereich Systementwicklung den point
of departure für ein Outsourcing-Projekt. Nicht selten münden dann die Entwicklungsarbeit
und das Prototyping in eine Umsetzungsphase, in deren Zentrum die Realisierung
der kundenspezifischen Systemlösung, Baugruppe oder Sonderkonstruktion steht.
An dieser Stelle tritt quasi per se die Frage auf den Plan, ob der Kunde eigene
Produktionskapazitäten aufbauen soll oder ob der Transfer definierter
Wertschöpfungsketten an Hotset vorteilhafter ist.
Woher bezieht Hotset seine Kompetenzen für den Aufbau von Produktions-
und Montagelinien?
Schwarzkopf: Die
technologische Grundlage dafür bilden 46 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und
Herstellung einbaufertiger Heizelemente und Systemkomponenten inklusive der
passenden Sensor-, Regel- und Steuerungsperipherie für viele verschiedene Schlüsselbereiche
der Industrie. Basierend darauf sind wir heute in der Lage, interdisziplinäres
Know-how branchenübergreifend abzurufen und in den Aufbau der kundenspezifischen
Wertschöpfungsketten einfließen zu lassen. Hinzu kommt das internationale
Zusammenspiel von Hotset und seinen Tochtergesellschaften in Amerika, China,
Singapur, Indien und auf Malta. Generiert eine unserer Niederlassungen ein
Kundenprojekt, so erfolgen die Problemlösung und das Engineering im Hotset-Headquarter
in Lüdenscheid. Die technische Realisierung wiederrum erfolgt vor Ort in
Kundennähe – bei Bedarf dann eben inklusive der Errichtung von Produktions- und
Montagelinien unter unserer Regie.
Wo liegen denn de facto die Grenzen des Wertschöpfungs-Outsourcing von
Hotset?
Schwarzkopf:
Prinzipiell haben wir für alle Wünsche und Ideen unserer Kunden ein offenes Ohr,
und prozesstechnisch betrachtet decken wir die gesamte Kette vom
Beschaffungswesen und der Wareneingangskontrolle über die Lagerhaltung der für
die Produktion erforderlichen Bauteile bis hin zur Fertigung oder Montage ab.
Auch die Qualitätssicherung und Auslieferung oder die „Just-in-Time-Bereitstellung“
gehören zum Leistungsspektrum des Projektgeschäfts. Technologisch gesehen
sollte auch das Wertschöpfungs-Outsourcing in Berührung stehen mit unseren
Kernkompetenzen also etwa der Heiztechnik, der Sensorik, der Regeltechnik, der
Elektrotechnik oder der Installationstechnik.
Und wie stellen Sie sicher, dass sich das Ganze für den Kunden auch
wirtschaftlich lohnt?
Schwarzkopf: Nun, das
ist ja letztlich der Sinn der Sache. Unser Projektgeschäft hat das Ziel, die Kapitalbindung
des Kunden zu schonen. Um dies sicherzustellen, hat der Auftraggeber jederzeit uneingeschränkten
Einblick in die Kostenkalkulation des gesamten Outsourcing-Projekts. Auf diese
Transparenz legen wir großen Wert. Es ist für uns unverzichtbares Element einer
vertrauensvollen Zusammenarbeit.
Julius Moselweiß / kus