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Riesiges Leichtbaupotenzial beim Spritzgießen

Klares Ergebnis eines Expertengesprächs mit der K-ZEITUNG am Rande der von Engel veranstalteten Automotive Konferenz "Trend Scaut 2017": Egal welchen Trend man im Automobilbau betrachtet – alles geht in Richtung Kunststoff. Und Spritzgießen ist ganz vorn mit dabei.
Am zweiten Tag des "Trend Scaut 2017" erhielten die Teilnehmer im jüngst deutlich erweiterten Engel Werk St. Valentin einen tiefen Einblick in neueste Entwicklungen beim Spritzgießen.

Klares Ergebnis eines Expertengesprächs mit der K-ZEITUNG am Rande der von Engel veranstalteten Automotive Konferenz "Trend Scaut 2017": Egal welchen Trend man im Automobilbau betrachtet – alles geht in Richtung Kunststoff. Und Spritzgießen ist ganz vorn mit dabei.

Am Rande der Automotive Konferenz "Trend Scaut 2017" hatte die K-ZEITUNG die Gelegenheit, mit den Automobil- und Leichtbau-Experten von Engel über die Zukunft von Kunststoff im Automobilbau zu sprechen. Die Kernaussage von Franz Füreder, Leiter des Geschäftsbereichs Automotive von Engel: "Egal welchen Trend man im Automobilbau betrachtet – alles geht in Richtung Kunststoff. Denn die Autos müssen leichter werden und dafür ist Kunststoff ideal. Wir sehen deshalb nach wie vor für Kunststoff im Automobil eine große Zukunft."

"Sehr gute Chancen für unsere Kunden und Kunststoff im Automobilbau", sieht auch Michael Fischer, Leiter der Technologieentwicklung. Dies bestätigt Peter Egger, Leiter des Leichtbauzentrums von Engel: "Kunststoff kann einen immensen Beitrag liefern, um Autos noch leichter zu machen." Was die dafür eingesetzten Verfahren betrifft, setzt Egger vor allem auf das Spritzgießen, bei dem er noch riesiges Potenzial für den Leichtbau sieht, während es bis zum weitreichenden Einsatz von Faserverbund im Automobilbau nach Eggers Überzeugung noch Jahre dauern wird.

Autonomes Fahren wichtiger Treiber für Kunststoff-Einsatz

Den Trend zum autonomen Fahren, der beim Trend Scaut überdeutlich wurde, sieht Egger dabei als wichtigen Treiber für den weiteren Einsatz von Kunststoff: "Je mehr wir uns in Richtung autonomes Fahren entwickeln, desto mehr werden neue Bereiche im Automobil wichtiger." Dies gilt für Egger insbesondere für den Entertainmentbereich, für den neue Funktionen wie Touch Elemente ins Auto integriert werden müssen, was mit Spritzgießen hervorragend funktioniert.

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Franz Füreder ergänzt: "Die neuen Ansätze für große Displays über die gesamte Fahrzeugbreite kommen Engel sehr entgegen. Dazu braucht man große und sehr präzise Spritzgießmaschinen, denn schon kleine Abweichungen führen zu unerwünschten Linseneffekten."

Als weiteres Beispiel und "Tummelfeld für hochwertige Kunststofftechnik" nannte Michael Fischer das Batteriegehäuse, bei dem durch die Kombination von Schäumverfahren und Wandstärkenreduzierung gewaltige Gewichtseinsparungen möglich sind.

Eindeutiger Trend zu kleinen Losgrößen

v. l.: Die Kunststoffexperten Peter Egger, Leiter des Leichtbauzentrums von Engel, Franz Füreder, Leiter des Geschäftsbereichs Automotive und Michael Fischer, Leiter der Technologieentwicklung, sehen noch viel Potenzial für Kunststoff und Spritzgießen.

Dass aktuell die Serien im Automobibau immer kleiner werden, stellt nach Überzeugung von Franz Füreder das Spritzgießen vor keine größeren Probleme, denn darauf hat sich die Branche schon eingestellt: "Ein Teil, das an sieben Tagen in der Wochen 24 Stunden am Tag produziert wird, wird es nicht mehr geben. Der Trend geht eindeutig zu kleineren Losgrößen. Aber darauf haben wir uns mit unseren Spritzgießmaschinen vorbereitet und können heute schon sehr flexibel reagieren. Durch schnelle Werkzeugwechselkonzepte ist heute eine Zeit von Gutteil zu Gutteil von einer Minute möglich."

Wichtig in diesem Zusammenhang ist für Peter Egger nicht nur der mechanische Wechsel der Werkzeuge, sondern auch das Datenmanagement, da beim Produktwechsel auch immer die richtigen Daten geladen werden müssen und Fehler hier zu Problemen und Verzögerungen führen können.

Was die künftigen Technologien zur Herstellung der Kunststoffteile betrifft, setzt Peter Egger große Hoffnungen auf die Organomelt-Technologie, bei der eingelegte Folien und Organobleche hinterspritzt werden. Noch fehlt nach seiner Erfahrung zwar oft das Vertrauen, dass diese Technologie in großen Stückzahlen funktioniert, doch die Organomelt-Technologie wird für Peter Egger schon bald bei größeren Bauteilen und bei hohen Stückzahlen zum Einsatz kommen.

Zukunftsträchig: In-situ-Polymerisation

Franz Füreder nennt als zukunftsträchtige Technologie die in-situ-Polymerisation, bei der im Werkzeug aus Caprolactam Polyamid entsteht. Zwar müssen das Verfahren nach seiner Überzeugung noch weiter industrialisiert werden und vor allem die Zykluszeiten nach unten gehen. Aber: "Derzeit laufen konkrete Projekte. Wir haben eine verlässliche Anlagentechnik, um duroplastische Bauteile durch in-situ-Polymerisation durch Thermoplaste zu ersetzen, und können jetzt an den Produkten arbeiten." Zudem geht es nach Füreders Worten aktuell darum, bei dem in-situ-Verfahren die für Polyamid üblichen Additive einzubringen.

Abschließende Botschaft von Peter Egger, der gewaltiges Potenzial für Verbesserungen in der Zusammenarbeit mit dem großen OEMs sieht: "Wir müssen die Zusammenarbeit mit den OEMs noch wesentlich früher starten. Wenn wir wissen, in welche Richtung ein Automobilhersteller denkt, können wir unsere Erfahrung frühzeitig in die Entwicklung einbringen."

Die K-ZEITUNG berichtet in Ausgabe 14/2017 gleich mit mehreren Beiträgen ausführlich über den "Trend Scaut 2017".

gk

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