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Rezyklat aus Mehrschichtfolien

Österreichisches Projekt ,,Flex4loop“ erforscht, wie aus Mehrschichtfolien hochwertige Rezyklaten erzeugt werden können.

An der Montanuniversität Leoben wird im Bereich der Abfallwirtschaft verfahrens- und verwertungsorientiert geforscht.

Mehrschichtfolien mit ihren komplexen Materialkombinationen sind bisher die „Problemkinder“ beim Kunststoffrecycling, denn derzeit können sie noch nicht mechanisch recycelt werden. Was notwendig ist, damit auch solche Folien zu hochwertigen Rezyklaten wiederverwertet werden können, erforscht nun das österreichische Projekt ,,Flex4loop“. Im Projektteam sind der Lebensmittel- und Kunststoff-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und die Montanuniversität Leoben.

Ab 2025 muss in Österreich die Hälfte aller Kunststoffverpackungen recycelt werden. Fünf Jahre später sind es dann 55 %. Aktuell liegt die Recyclingquote aber erst bei 25 %. Um die gesetzlich erforderliche Quote zu erreichen, werden deshalb ab dem 1. Januar 2023 österreichweit einheitlich alle Kunststoffverpackungen in der Gelben Tonne bzw. im Gelben Sack gesammelt. Folienverpackungen spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie mit einem Anteil von 50 % die mengenmäßig bedeutendste Verpackungsart von Lebensmitteln sind. 47 % davon sind Mehrschichtfolien.

Mehrschichtfolien bisher nicht mechanisch recycelbar

Univ.-Prof. DI Dr. mont. Roland Pomberger, Montanuniversiät Leoben: An sich gut recycelbare Monomaterialfolien lassen sich schlecht von Mehrschichtfolien trennen. Daher werden beide meist gemeinsam für geringwertige Rezyklate verwendet oder thermisch verwertet.

Diese Mehrschichtfolien können bisher nicht mechanisch recycelt werden, weil sie aus komplexen Materialkombinationen bestehen. Das ergibt sich aus den multifunktionalen Anforderungen, die diese Lebensmittelverpackungen zu erfüllen haben, wie beispielsweise geringes Gewicht, Lichtschutz, Gasundurchlässigkeit und mechanischer Schutz. „Monomaterialfolien, welche die hohen Lebensmittelverpackungsanforderungen erfüllen, sind grundsätzlich zwar gut rezyklierbar, können in der Sortierung derzeit aber schlecht von Mehrschichtfolien getrennt werden. Daher werden sie meist gemeinsam für geringwertige Rezyklate verwendet oder thermisch verwertet“, erklärt Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben.

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Gesamte Wertschöpfungskette in Forschungen einbezogen

Das österreichische Forschungsprojekt ,,Flex4loop“ bezieht die gesamte Wertschöpfungskette mit ein: vom Verpackungs- und Etikettenhersteller über lebensmittelabpackende Betriebe, Handel, Sammler und Sortierer, Recycler bis zu den Maschinenherstellern. Im Fokus stehen kleinteilige, recyclingfähige Folien aus Polyethylen oder Polypropylen mit oder ohne Gasbarriereschicht (EVOH, SiOx, AlOx, Metallisierung) für Beutel- und Tiefziehanwendungen für Lebensmittel.

Ziel der Forschungen ist es, aus Folienabfall hochwertige Rezyklate herzustellen. 

Mit Design for Recycling zum hochwertigen Rezyklat

Forschungsziele sind unter anderen, ob und wie Design for Recycling umgesetzt werden kann, sodass daraus wieder hochwertige Rezyklate hergestellt werden können. Das Forschungsteam untersucht außerdem die Voraussetzungen für das praxistaugliche und sortenreine Sortieren der Leichtverpackungsfraktion. Ziel sind neue oder adaptierte Prozesse zur Herstellung qualitätsstandardisierter Rezyklate. Dazu wird auch der Einfluss von Störfaktoren wie Etiketten, Klebstoffen, Druckfarben oder polymeren Verunreinigungen beim Recyceln untersucht.

Hochwertige Rezyklate für nachhaltige Verpackungen

„Das Forschungsprojekt leistet einen wichtigen Beitrag, damit wir in Österreich die geforderten Recyclingquoten erreichen“, sagt Michael Krainz vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI). Er erklärt aber auch: „Der Einsatz der Polyolefin-Rezyklate im direkten Lebensmittelkontakt ist aus rechtlichen Gründen derzeit nicht möglich, da Polyolefine keine EFSA-Zulassung haben – und ob sich dies in naher Zukunft ändert, ist fraglich.“

Ing. Michael Krainz, Experte am OFI im Bereich Verpackung & Lebensmittel, untersucht die Sauerstoffpermeation von Kunststoffen.

Die neuen qualitätsstandardisierten Rezyklate bieten aber vielfältige Einsatzmöglichkeiten für andere nachhaltige Verpackungslösungen, die von den Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr gefordert werden. „Mit Flex4loop wird es Herstellern ermöglicht, diese Forderungen qualitätsgesichert zu erfüllen“, ergänzt Krainz.

„Die Erkenntnisse und Empfehlungen aus Flex4loop sollen in einem Leitfaden der gesamten Branche zur Verfügung stehen und so zum Erreichen der EU-Kreislaufwirtschaftsziele wesentlich beitragen“, betont Christian Mayr, Projektmanager im Kunststoff-Cluster.

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte Projekt Flex4loop wird vom Lebensmittel- und Kunststoff-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria geleitet und wissenschaftlich von OFI und der Montanuniversität Leoben begleitet. gk

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