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Märkte 15. Juni 2021

Personal-Boom in der Chemie- und Kunststoffindustrie?

Ein Drittel der mittelständischen Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie will bis Ende des Jahres Personal einstellen, so eine Studie der DZ Bank.
Jedes dritte Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie will in den nächsten Monaten sein Personal aufstocken.
Jedes dritte Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie will in den nächsten Monaten sein Personal aufstocken.

Ein Drittel der mittelständischen Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie will bis Ende des Jahres Personal einstellen, so eine Studie der DZ Bank.

Wird die Chemie- und Kunststoffindustrie in der Post-Corona-Zeit zum Jobmotor durch massive Personaleinstellungen? Das legt die repräsentative Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“ von DZ Bank und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) nahe, für die 1000 mittelständischen Unternehmen aller Branchen befragt wurden. Demnach plant jedes dritte Unternehmen in der Chemie- und Kunststoffindustrie in den nächsten sechs Monaten, Personal einzustellen. Nur in der Elektroindustrie liegt der Anteil der Unternehmen, die neue Arbeitsplätze schaffen wollen, mit 44 % darüber.

Nur noch 12 % wollen Personal abbauen

„Obwohl die Corona-Krise noch anhält, sehen immer noch mehr mittelständische Unternehmen ein Problem im Fachkräftemangel als in den Auswirkungen der Corona-Krise. Dies ist auch eine Folge der in vielen Teilbereichen der deutschen Wirtschaft schon wieder boomenden Nachfrage aus dem In- und Ausland. Daher ist es nur folgerichtig, dass die Mittelständler mittlerweile in allen Branchen erneut mehrheitlich planen, ihren Personalbestand aufzustocken“, heißt es in der Studie, die hier zum Download zur Verfügung steht. So scheine die Krise mit Blick auf die Personalplanung der Unternehmen bereits ad acta gelegt. Nur 12 % der befragten Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie wollen aktuell Personal abbauen, bei der entsprechenden Herbstumfrage von DZ Bank und BVR waren es noch 21 %.

Prinzipiell zeigt die Studie, dass der deutsche Mittelstand die Corona-Krise allmählich abschüttelt. Zwar sind Auswirkungen der Pandemie in der aktuellen Geschäftslage vieler Firmen noch spürbar. Alle anderen Geschäftsindikatoren befinden sich aber bereits wieder auf Vorkrisen-Niveau. Die gute Auftragslage wirkt sich auf die Geschäftserwartungen aus, die sich zum zweiten Mal in Folge merklich verbessert haben. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen liegt nicht nur sehr deutlich über Vorkrisen-Niveau, sondern auch über dem langjährigen Mittel. Die aktuelle Geschäftslage bewerten inzwischen schon wieder drei von vier Mittelständlern mit „gut“ oder sogar „sehr gut“.

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Chemie- und Kunststoffindustrie mit super Geschäftslage

Die Mittelständler in der Chemie- und Kunststoffindustrie haben bei der Geschäftslage sogar die größte Verbesserung gegenüber dem Ergebnis vor sechs Monaten verzeichnet. Damit übertrifft die aktuelle Lage dort als Einzige neben der Landwirtschaft ihr Vorkrisen-Niveau deutlich.

Rohölpreise drücken den Optimismus

Allerdings blickt die Branche als einzige weniger optimistisch in die Zukunft als noch im Herbst. Die Autoren der Studie führen dies insbesondere auf die stark steigenden Rohölpreise zurück, da Rohöl der wichtigste Rohstoff der Branche ist.

Am unteren Ende der Skala der Optimisten stehen auch die Mittelständler im Baugewerbe, ein großer Abnehmer der Kunststoffbranche. Das Baugewerbe verzeichnet bereits seit der Finanzkrise vor 13 Jahren einen großen Boom ohne Unterbrechungen. Nun befürchten die Unternehmen, dass diese gute Geschäftslage nicht mehr allzu lange andauern könnte. Damit stehen die beiden Sektoren mit der höchsten Geschäftslagebewertung bei den Erwartungen gemeinsam am Ende der Skala.

Mehr dazu, wie stark der Rohstoffmangel die Kunststoffverarbeiter belastet und wie sie damit umgehen können, lesen Sie in den folgenden exklusiven Beiträgen der K-ZEITUNG:

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90 % der Verarbeiter in Europa klagen über Rohstoffmangel und starke Preiserhöhungen. Branchenkenner erwarten Beruhigung erst Ende 2021.
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Der Kunststoffmarkt ist derzeit völlig überhitzt. Extreme Engpässe gibt es bei PBT und Polyamiden. Wie geht die Branche damit um? Die K-ZEITUNG fragte nach.
Werkstoff-Alternativen zu Polyamid 6.6
Warum Verarbeiter über einen Wechsel von Polyamid 6.6 zu den Werkstoff-Alternativen Polyamid 6 und PBT nachdenken sollten.

Chemie- und Kunststoffindustrie will am stärksten investieren

An der Spitze des Rankings rangiert die Chemie- und Kunststoffindustrie hingegen bei Planungen für Neuinvestitionen: 87 % von ihnen wollen Investitionen tätigen. In der gesamten mittelständischen Industrie sind es 77 %. Damit liegt auch dieser Wert bereits wieder über ihrem Vorkrisen-Niveau und auch auch über dem langjährigen Mittelwert von gut 73 %.

Die Hälfte plant aber Preiserhöhungen bei den Produkten

Als direkte Folge des starken Preisanstiegs auf dem Rohstoffmarkt und der ebenfalls steigenden Energiepreise planen immer mehr mittelständische Unternehmen, ihre Absatzpreise anzuheben. In diesem Frühjahr wollen knapp 36 % der Befragten ihre Preise erhöhen. In der besonders von den Rohölpreisen abhängigen Chemie- und Kunststoffindustrie rechnet mittlerweile sogar deutlich mehr als die Hälfte der Befragten mit Preiserhöhungen. Preissenkungen erwartet hier fast keiner. Auch im Handel und im Metall-, Automobil- und Maschinenbau dürften die Absatzpreise deutlich überdurchschnittlich zulegen, so die Studie.

Sabine Koll

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